Tierfriedhof Kuckucksberg in Westerhausen bei Quedlinburg: Bäume und Sträucher auf Tierfriedhof wurden gepflegt

Westerhausen - Unkraut, Gestrüpp und tiefhängende Äste: Als Saskia Appenroth und ihr Mann Jörg Pfannkuchen im April dieses Jahres den Betrieb des Westerhäuser Tierfriedhofs übernahmen, glich das Gelände wohl eher einem Urwald als einer Stätte der Besinnung.
„Es galt, einen Ruf aufzupolieren“, blickt Pfannkuchen auf ein arbeitsintensives Frühjahr zurück. In diesen Tagen jährt sich die Eröffnung des Bestattungsorts für Haustiere zum 20. Mal - und der Tierfriedhof ist kaum wiederzuerkennen.
Gepflegte Bäume und Sträucher und rund 20 Gräber
Wer heute durch das Tor mit dem markanten bordeauxroten Eingangsschild tritt, blickt auf gepflegte Bäume und Sträucher, Rasenflächen, die so ordentlich und frisch aussehen, wie es nach dem langen trockenen Sommer eben geht, und rund zwanzig Gräber, denen man anmerkt, dass sie regelmäßig jemand besucht.
„Manche kommen zwei oder dreimal pro Woche vorbei, um sich um das Grab ihres Tieres zu kümmern“, erklärt Appenroth. Blühende Topfblumen, Kerzen und kleine Windräder aus bunter Pappe zeugen von einer Verbundenheit zwischen Tier und Halter über den Tod hinaus.
„Egal, ob Hund, Katze oder Wellensittich, Haustiere sind oft vollwertige Familienmitglieder“, berichtet Jörg Pfannkuchen. „Man kann sagen, das letzte Kind hat einen Pelz.“
Familie Haberland betrieb Tierfriedhof bis 2015
Die Idee, hier einen Ort für die letzte Ruhe von Haustieren zu schaffen, hatte vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten die Familie Haberland aus Harsleben. Bekannte hatten sich auf der Suche nach einer würdigen Bestattung für ihre treuen Tiere an sie gewandt.
Bei Eberhard Heintze, schon damals Ortsbürgermeister von Westerhausen, stießen sie auf offene Ohren. „Wir haben uns damals bewusst für dieses Gelände am Kuckucksberg entschieden, weil es mitten in der Natur gelegen und sehr ruhig ist“, erläutert Heintze.
Die terrassenförmige Anlage stamme aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, erzählt Pfannkuchen. „In den Hungerjahren wurde dieses Areal als Garten genutzt.“ Von 1998 bis 2015 sorgten die Haberlands dafür, dass auf dem Friedhof alles seine Ordnung hatte. Zeitweise seien alle 130 Liegeplätze belegt gewesen, weiß Saskia Appenroth, die sich ein wenig in die Geschichte der Ruhestätte eingelesen hat.
Anschließend gab es Probleme, Pächter kündigte von sich aus
Mit dem Betreiber, der auf die Haberlands folgte, ging es in den Jahren darauf jedoch bergab mit dem Tierfriedhof. „Er kümmerte sich gar nicht, alles wucherte, und die Beschwerden häuften sich“, erinnert Heintze.
Pfannkuchen geht noch weiter und spricht von einem Schandfleck. Einige Tierhalter hätten sogar überlegt, ihre Gräber aufzugeben. „Es brauchte jemanden, der dafür Sorge trägt, dass der Friedhof wieder ein angenehmer Ort ist“, fügt er hinzu.
Der Ortschaftsrat Westerhausen drohte dem damaligen Betreiber mit dem Rausschmiss, doch der kündigte Anfang des Jahres von sich aus. Saskia Appenroth, die ursprünglich aus Quedlinburg stammt, und ihr Westerhäuser Ehemann Jörg Pfannkuchen traten in seine Fußstapfen - und machten alles anders.
Nun sind die Äste gestutzt, der marode Zaun ausgetauscht und die kritischen Stimmen verstummt. Rückmeldung erhält Appenroth trotzdem für ihre Arbeit. „Ich bin erstaunt, wie dankbar die Leute sind“, sagt sie und strahlt selbst vor Freude. Eine solche Wertschätzung gebe es in vielen anderen Berufen nicht. Vom Betrieb des Tierfriedhofs allein kann Appenroth nicht leben. Hauptberuflich ist sie daher Gärtnerin beim Institut für Pflanzengenetik in Gatersleben.
Ihre Arbeit auf dem Westerhäuser Tierfriedhof sieht Appenroth noch lange nicht als erledigt an. Das nächste Projekt sind Sitzbänke auf allen Etagen der Terrassenanlage. „Die Bänke habe ich schon daheim im Schuppen stehen“, erklärt die Gärtnerin. „Jetzt muss ich sie nur noch weiß anstreichen und aufstellen.“
Wer sein Haustier am Kuckucksberg in Westerhausen beisetzen möchte, erreicht Saskia Appenroth unter der Telefonnummer 0160/4 33 28 78 oder 0175/5 23 24 20. (mz)