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Weihnachten in der Adventsstadt Kinder gehen in Quedlinburg auf die Jagd nach dem roten A

Beim „Lebendigen Adventskalender“ suchen Mädchen und Jungen begeistert rund um den Quedlinburger Schlossberg jeden Tag eine neue Tür, die sich ihnen öffnet. Viele Unterstützer schenken ihnen so einen spannenden Advent.

Von Uwe Kraus 20.12.2021, 12:00
Yves Menzel vom Team der Bäckerei von Matthias Gelbke als Vorleser.
Yves Menzel vom Team der Bäckerei von Matthias Gelbke als Vorleser. Foto: Uwe Kraus

Quedlinburg/MZ - „Hast Du eine Taschenlampe?“ „Ich weiß ja, wo das Haus ist.“ „Gestern war ich auch schon hier.“ „Heute gibt es bestimmt ein Märchen.“ - die Aufregung vor dem Finkenhäuschen steigert sich um kurz vor 16.30 Uhr. Rund 40 Kinder wollen auf die Suche nach dem großen roten „A“, das steht für Adventsstadt Quedlinburg, gehen. Wie jeden Tag seit dem 1. Dezember. Und so wie zu Beginn des Monats soll sich auch am 18. ein Türchen öffnen und die Kinder überraschen.

Hans-Jürgen Furcht (†) war der Initiator des „Lebendigen Adventskalenders“ in der Welterbestadt, der als der größte Deutschlands gilt. Jörg Finck erinnert daran, dass Furcht vor 20 Jahren allein begann, heute führt eine Bürgerinitiative für den Kalender die Idee fort. „Falls wir uns nicht verrechnet haben, gibt es diesen besonderen Höhepunkt in der Adventszeit seit 20 Jahren, durch kleine Unterbrechungen sind wir nun das 15. Mal hier mit den Kindern unterwegs.“

Komplizierte Bedingungen

Die publikumswirksame Aktion rund um den Quedlinburger Schlossberg bringt immer wieder Kinderaugen zum Strahlen. „Wir sind sehr froh, dass wir selbst unter den komplizierten Bedingungen der Corona-Zeit wieder genügend Unterstützer gefunden haben, die an ihrem Haus ein Türchen öffnen“, sagt Finck. Die Herausforderung 2021 sei es, das detaillierte Hygienekonzept durchzusetzen und trotzdem die Kinder zu erfreuen.

„Ich verteile hier kleine Geschenke für Kinder, die die richtige Kalendernummer finden, dort ein Gedicht aufsagen oder etwas singen.“

Agnes Pfeiffer, unterstützt den Lebendigen Adventskalender

Es sind Privatpersonen, Hotels und Läden, die die Macher unterstützen und sich immer wieder Gedanken machen, wie sie die Kinder erfreuen. Jeden Tag führt jemand die Kleinen, der wie immer am roten Mantel zu erkennen ist. Am Samstag verbirgt sich dahinter Agnes Pfeiffer, die von Tochter Isabo begleitet wird. „Mir macht das Spaß. Wir waren mit den Kindern früher oft dabei und haben selbst schon so eine Türchenöffnung mitgestaltet. Ich verteile hier kleine Geschenke für Kinder, die die richtige Kalendernummer finden, dort ein Gedicht aufsagen oder etwas singen.“

Viele der teilnehmenden Kinder kennen sich schon länger. Sind sie doch fast jeden Tag mit dabei, wenn das besondere Fensterchen gesucht wird. Agnes Pfeiffer freut sich, dass sich die Suche nach dem Adventstürchen sehr abwechslungsreich gestaltet. „Am Freitag haben Kinder getanzt, an einem anderen Tag ging es in eine Märchenwohnung. Einen Innenhof mit Feuer und Kinderpunsch gab es auch schon mal.“ Allein drei Kalenderüberraschungen organisiert in diesem Jahr die TSG GutsMuths.

Am Samstag haben Mathilde und Leo gemeinsam mit der Kinderschar das rote „A“ mit der 18 gefunden. Das steht gar nicht so weit vom Finkenhaus auf dem Schlossberg entfernt. Wer „immer der Nase nach“ gegangen ist, der hatte einen guten Riecher. Schließlich heißt ihr Ziel nicht nur „Keks-Art“, sondern die Manufaktur verbreitet auch typischen Plätzchen-Geruch.

Geschichte vom Lebkuchenmann

Dort begrüßt Yves Menzel seine Gäste. Er gehört zum Team der Bäckerei von Matthias Gelbke, die in vierter Generation schmackhafte Plätzchen bäckt. „Ich wurde gefragt und habe die Aufgabe gern übernommen“, erzählt der junge Mann. Er spielt auf dem Innenhof der Manufaktur nämlich eine wichtige Rolle, die des Vorlesers. Wie es in einer Bäckerei nicht anders sein kann, handelt seine Geschichte von Teig, einem Ofen und von der großen Lust auf Frischgebackenes. „Der Lebkuchenmann“ heißt seine Geschichte. Den wollen zwei Alte, ein Schwein, eine Kuh und ein Pferd verkosten. Doch der Lebkuchenmann ist nicht zu fangen. Erst ein listiger Fuchs trickst ihn aus und verspeist ihn.

Kein Grund zur Traurigkeit bei den Kindern, die am lebendigen Adventskalender das Türchen öffnen: Jedes von ihnen bekommt ein Plätzchen-Tütchen. „Schmeckt“, bescheinigt Martha dem Quedlinburger Bäckermeister. „Vielleicht geht Oma mit mir morgen wieder hierher.“

Bis zum 23. Dezember ist jeweils um 16.30 Uhr Treff am Finkenhäuschen, am Heiligen Abend wird das 24. Türchen bereits um 13 Uhr geöffnet.