Hundesport Hundesport: Regenparade wird Sommermärchen
QUEDLINBURG/MZ. - Ein Einmarsch der Superlative: fast 600 Hundesportler mit mehr als 50 Hunderassen betreten, angeführt von Reiterstaffel und Spielmannszug, unter tosendem Applaus von hunderten Zuschauern das Sportzentrum Weeze / Niederrhein. Gänsehaut vielerorts bei Publikum und Startern - und das nicht nur, weil der Wettergott wiederholt kein Hundesportler war.
Katrin Hellmund, Max Ebert und Sascha Hellmund vom Hundesportverein Quedlinburg, die im Juli in ihren Disziplinen jeweils schon Verbandsmeister des Schutz- und Gebrauchshundesportverbands (SGSV) wurden, waren mittendrin. Nun stand das Kräftemessen mit Deutschlands anderen Verbänden an.
Turnierhundesport ist heute Hochleistungssport, ein Turnierhundesportler Leichtathlet mit Hund. Treppchenplätze in der Deutschlandspitze werden nicht im Vorbeigehen ergattert. Ohne Fleiß und Teamwork mit dem Vierbeiner geht nichts. Sascha Hellmund (13 Jahre) und Schäferhündin Hydra bewiesen, dass sie beides besitzen. Ein Blick auf die Qualifikationszeiten prophezeite trotzdem keine allzu großen Chancen, klafften doch 90 Sekunden Vorsprung von Konkurrent Stemmler aus Tübingen. Ihre Saisonbestzeit hob das Team aber für Weeze auf. Genau zehn Jahre nach dem ersten Titel für den HSV 09 wurde Sascha mit 21:47 Minuten Deutscher Meister über 5 000 Meter. Stemmler und er hatten, als es drauf ankam, quasi die Zeiten getauscht.
Nachdem Vereinskameraden und Schlachtenbummler genau mitgestoppt hatten, konnten es alle fassen. Nur der Nachwuchshundeführer selbst nicht: "Ich glaub das gar nicht, krass!" Unmittelbar vor dem Start habe er aber ein merkwürdig gutes Gefühl gehabt, sagte er, "das war Wut und Aufregung zugleich und da dachte ich, das schaff ich". Was er an seiner Hydra am meisten mag? "Sie ist total anhänglich. Außerdem steht ihr die Goldmedaille ziemlich gut", lachte er und streckte eine Siegesfaust in die Luft.
Auch für Max Ebert und Deutsch-Kurzhaar Rudi sollte diese Meisterschaft ein weiterer Höhepunkt in der fulminanten THS-Karriere werden, die erst eine Saison dauert. Der Aufstieg war rasant - mit jedem Turnier ging es einen Platz rauf, während die Laufzeit über 2 000 Meter stetig sank. Das Training sei anstrengend gewesen, erzählte der mitgereiste Vater des 13-Jährigen. "Als wir die Quali-Zeiten der Konkurrenten erfuhren, war das ein echter Dämpfer für Max - ihm fehlten mehr als zwei Minuten zum Favoriten." Die finalen 400 Meter absolvierten die Läufer auf der Stadionrennbahn, gepusht von lauten Jubelrufen. So gelang Max der entscheidende Zielrun. 8:07 Minuten, eine Dreiviertel-Minute schneller als in der Quali, während die Konkurrenz patzte - das hieß Bronze!
Seine Enttäuschung, dass er die 7'er Marke nicht knacken konnte, wurde schnell von Stolz und Erleichterung über Platz drei verdrängt, verriet Max. Vereinschef Jürgen Müller ist sich sicher, dass die Vorbereitung perfekt war: "Genau so machen wir weiter!" Entscheidend war nicht nur das körperliche, sondern auch das mentale Training, bilanzierte er.
Mit Katrin Hellmund hatte der HSV 09 auch eine Starterin in der Königsdisziplin Vierkampf II. Bereits am ersten Wettkampftag schafften Katrin und Rottweiler Ron in der Unterordnung eine sichere Bank von 56 Punkten - in der Zwischenbilanz die viertbeste Leistung. Ausschlaggebend waren jedoch die Laufdisziplinen am nächsten Tag. Die Teams beweisen sich im Hürden-, Slalom- und Hindernislauf. Hier entscheiden Zehntel, manchmal Hundertstel über Sieg oder Niederlage. Motivationsschub zwischendurch dürften sicherlich die vielen Komplimente aus dem Publikum gewesen sein. "Ich bin begeistert", sagte eine Zuschauerin aus Bayern. "Ein prächtiger Hund, und wie der sein Frauchen anhimmelt, einfach toll."
Alle Laufdurchgänge blieben fehlerfrei, das Team wirkte zufrieden, doch die Konkurrentinnen mit ihren körperlich leichteren Hunderassen waren klar im Vorteil. Das Ergebnis blieb bis zur Siegerehrung offen. Nachdem Gold und Silber vergeben waren, sprach Verbandspräsident Wolfgang Rüskamp die entscheidenden Worte: "Der dritte Platz geht in den Harz." Katrin Hellmund brachte mit 273 Gesamtpunkten eine neue persönliche Bestmarke und vervollständigte die glänzende Bilanz des HSV 09 auf der Deutschlandbühne.