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Gruft unter dem Altar? Hederslebener Kirche: Altarraum wird mit Georadar untersucht

Von Jörg Müller 06.11.2019, 12:58
Peter Nowak untersuchte mit einem Georadar-Gerät den Altarbereich in der Hederslebener Kirche.
Peter Nowak untersuchte mit einem Georadar-Gerät den Altarbereich in der Hederslebener Kirche. Müller

Hedersleben - Christine Wohland kann sich genau erinnern. „In meiner Kindheit war der Fußboden vor dem Altar noch ganz eben“, sagt die Hederslebenerin, die im Kirchbauverein und im Heimat- und Kulturverein des Eisleber Ortsteils aktiv ist. Mittlerweile hat der Fußboden eine deutliche Senke.

„Die Frage ist, ob es dafür einen Grund gibt“, sagt Tobias Jäsch, Vorsitzender des Kirchbauvereins. So seien ja früher in vielen Kirchen wichtige Persönlichkeiten bestattet worden. Befindet sich also auch in der kleinen Dorfkirche eine Gruft im Altarbereich und hat sich deshalb der Fußboden abgesenkt?

Gruft unter dem Altar: Experte Peter Nowak wird hinzugezogen

Um das zu klären, hatten der Kirchbau- und der Heimatverein am Dienstag einen Experten eingeladen. Peter Nowak von einer Dresdener Firma untersuchte den Boden mit einem Georadar.

Das Gerät, das wie ein Rasenmäher aussieht, sendet elektromagnetische Wellen in den Untergrund. Aus dem Echo, das mit einer Antenne aufgefangen wird, lassen sich Rückschlüsse auf unterschiedliche Bodenschichten, Hohlräume, alte Fundamente oder größere Gegenstände ziehen. Das Gerät, das Nowak verwendet, erlaube Untersuchungen bis in acht Meter Tiefe.

Für die Bewertung der Radarbilder, die direkt auf einem Display angezeigt werden, komme es neben einer Schulung vor allem auf Erfahrung an, so Nowak. Er selbst arbeite seit zehn Jahren auf diesem Gebiet. „Wir sind in ganz Deutschland im Einsatz.“

Kirche in Hedersleben: Altarraum wird systematisch abgetastet

Systematisch fährt Nowak mit dem Bodenradar den Altarraum ab. Nachdem es zunächst keine Auffälligkeiten gibt und die anwesenden Mitglieder des Kirchbauvereins schon etwas enttäuscht sind, wird der Experte unmittelbar vor dem Altar doch noch fündig.

Für den St. Martinstag in Hedersleben können Kinder am Mittwoch, 13. November, ab 15 Uhr, im Jugendclub mit Pfarrerin Eva Kania Laternen basteln. Gefeiert wird der Martinstag am Freitag, 15. November, um 16.30 Uhr, in der Kirche in Hedersleben.

Im Anschluss wartet St. Martin auf dem Pferd vor der Kirche, und alle ziehen mit ihren Laternen durch das Dorf auf den Amtshof. Dort gibt es Knüppelbrot und Gegrilltes. Zu der Veranstaltung laden der Jugendclub, die Feuerwehr, der Heimatverein und der Kirchbauverein ein.

„In einem Meter Tiefe haben wir hier die Spitze eines Bogens“, sagt Nowak. Wie er dann weiter feststellt, habe der Bogen eine Spannweite von 1,50 bis 1,60 Meter. „Das könnte eine Gruft sein.“ Der Raum sei zwei Meter lang und reicht bis zum Altar. Nowak entdeckt dann noch eine „Anomalie“, die durchaus ein Sarg sein könne. In der Gruft, wenn es eine ist, wäre laut Nowak Platz für zwei Bestattungen gewesen.

Altarbereich in der Hederslebener Kirche: Theorien über Gräber

Christine Wohland hat auch eine Hypothese, wer hier begraben liegen könnte. Sie habe bei Recherchen im Internet eine Grablegeschrift für Georg Job (Hiob) Marschall von Bieberstein gefunden. Der sächsische Hofmarschall und Magdeburger Domherr (1625 bis 1683) hatte den Gutshof Hedersleben als Alterssitz gekauft und ließ 1679 das Amtshaus erbauen. Laut der Grablegeschrift wurde von Bieberstein in der Kirche bestattet.

„Wir werden jetzt mit den Archäologen und Denkmalpflegern darüber beraten, wie es weiter geht“, so Vereinsvorsitzender Jäsch. Da der Fußboden ohnehin saniert werden müsse, könne ja dabei vielleicht nach der möglichen Gruft gegraben werden. „Wenn es da etwas gibt, würden wir es natürlich auch gern öffentlich zeigen“, so Jäsch. Die Kosten für die Georadar-Untersuchung tragen der Kirchbau- und der Heimatverein. (mz)