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Todesfall an der Rekord-Hängebrücke Hängebrücke Titan RT im Harz: Einsatz nach Todesfall an Rappbodetalsperre:

Von Sabine Herforth und Ingo Kugenbuch 14.10.2017, 08:30
Die Fußgängerhängebrücke TitanRT an der Rappbodetalsperre im Harz.
Die Fußgängerhängebrücke TitanRT an der Rappbodetalsperre im Harz. imago stock&people

Rübeland - Schon am frühen Donnerstagnachmittag war alles wieder wie immer: Die Besucher stauten sich an diesem Ferientag auf dem Weg zu der Rekordbrücke „Titan RT“  im Harz. Links und rechts der Straße zur Rappbodetalsperre bei Rübeland war kein Parkplatz mehr zu bekommen.

Und kaum einer der vielen Menschen, die über die 458 Meter lange Hängebrücke gingen, wusste, dass sich hier wenige Stunden zuvor ein Mann 100 Meter tief in den Tod gestürzt hatte.

Hängebrücke im Harz: Kripo nach Todesfall im Einsatz

Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund ist die hohe Nachahmerquote. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten.

Wie Bettina Moosbauer von der Polizei in Halberstadt berichtet, haben Touristen die Leiche des Mannes um 10 Uhr unterhalb der Brücke gefunden. „Es handelt sich um eine männliche Person, die älter als 30  Jahre ist und nicht aus dem Harzkreis stammt“, sagte Moosbauer.

Mehr Informationen gibt die Polizei zu dem Toten nicht. Der Kriminaldauerdienst und die Kriminalpolizei seien im Einsatz gewesen und hätten keine Spuren für ein Fremdverschulden finden können, sagte Moosbauer. „Nach unserem aktuellen Erkenntnisstand ist der Mann von der Brücke gesprungen.“

Ist Hängebrücke im Harz ausreichend gesichert?

Wie konnte das passieren? Ist die Brücke ausreichend gesichert, dass niemand hinunterstürzen kann? Die 1,20 Meter breite „Titan RT“ verfügt über ein 1,30 Meter hohes mit Edelstahlnetzen verschlossenes Geländer, das vor Abstürzen schützt, aber überklettert werden kann.

„Es wäre nicht zu verhindern gewesen“, ist Stefan Berke, Geschäftsführer des Betreiberunternehmens „Harzdrenalin“, überzeugt. Die Sicherheitseinrichtungen erfüllten alle Standards, betont er, Mängel gebe es bei der Hängebrücke nicht. Bis 21 Uhr können Besucher mit einem Ticket über ein Drehkreuz auf die Brücke gelangen.

Hängebrücke im Harz: Könnten Schutznetze Suizidversuche verhindern?

Viele spektakuläre Bauwerke ziehen Menschen an, die sich selbst töten wollen. Zu ihnen gehört etwa die Golden Gate Bridge in San Francisco. Sie ist nur durch ein 1,20 Meter hohes Geländer gesichert.

Allerdings sollen Patrouillen von Helfern der Freiwilligen-Gruppe „Bridgewatch Angels“ Lebensmüde vom Sprung abhalten. Auch sie können aber nicht alle Suizide verhindern.

Schutznetze auf beiden Seiten der Brücke sollen in Zukunft Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, auffangen. Rund 75 Millionen Dollar sind für die Installation der Fangnetze eingeplant.

Sicherheit an Brücken: Experten von Fangnetzen überzeugt

Präventionsexperten sind vom Sinn solcher Sicherungsmaßnahmen überzeugt. „Will jemand von einer bestimmten Brücke springen, und die ist gesperrt, dann geht er nicht zu einer anderen Brücke, sondern nach Hause“, sagte Armin Schmidtke, Vorsitzender des nationalen Suizidpräventionsprogramms, der „Ärzte Zeitung“ zu der Frage, ob sich Suizide durch Schutzzäune verhindern lassen.

Der Impuls, sich selbst zu töten, sei möglicherweise wieder vorüber, bevor sich der Betroffene ein anderes Ziel gesucht habe. Von den Menschen, die am Sprung von der Golden Gate Bridge gehindert worden seien, hätten sich später nur fünf Prozent auf andere Weise das Leben genommen. (mz)

Die Polizei ermittelte am Fuße der Rappbode-Staumauer.
Die Polizei ermittelte am Fuße der Rappbode-Staumauer.
Falknews