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Geister und Sagenschätze Geister und Sagenschätze: Von der Butterfrau bis zum Aschernbrödel

Von Uwe Kraus 03.06.2020, 13:56
Sagenumwoben: Blick auf die Burg Falkenstein, die zwischen 1120 und 1180 erbaut wurde.
Sagenumwoben: Blick auf die Burg Falkenstein, die zwischen 1120 und 1180 erbaut wurde. Friedrich Schmelzer

Falkenstein/Harz - Schaurige und romantische Geschichten in aller Pracht, Mystik, Hexen, Bären und Teufel, das sucht der Leser im vor wenigen Tagen erschienenen, 230 Seiten starken Buch „Burgen und Sagen im Harz“ vergebens. Landesheimatbund und Kulturstiftung Sachsen-Anhalt veranstalteten vor zwei Jahren mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Klosters Ilsenburg eine Konferenz zu diesem Thema und legen nun den Tagungsband vor.

Der wirft einen durchaus frischen Blick auf die Harzer Regionalgeschichte. Schnell zeigt sich, trotz 7,35 Millionen Google-Treffern zum Thema Harzer Sagen ist dazu noch nicht alles gesagt.

Offenlegung genauer Quellen wird kritisiert

Kathrin Pöge-Alder greift auf mehrere Sammlungen der schönsten Sagen zurück, darunter das grafisch bestens gestaltete Buch von Luise Bussert (Quedlinburg) und Carsten Kiehnes Ballenstedt-Sammlung. Selbst in einem Heft des DDR-Journalistenverbandes wird die Autorin fündig, die massiv die geringe Bereitschaft von Herausgebern zur Offenlegung genauer Quellen kritisiert.

Sagen werden immer wieder mit Geschichte, Mythologie und Alterskultur verbunden. Das nutzt der Harzer Tourismus zu Marketingzwecken. So kommt zum Hexentanzplatz der Hexenstieg und der Mythenwanderweg in Thale, aber auch die Kräuterkunde für die Hexenflug-Salbe. Den Kreis der Autorinnen und Autoren dominieren Regionalgeschichtler aus dem Harz. Dabei steht der Quedlinburger Folklore-Forscher Ernst Kiehl neben Dr. Uwe Lagatz und Claudia Grahmann, die erst kürzlich „Das alte Wernigerode“ publizierten, und Joachim Schymalla, dem Herrn über Burg Falkenstein.

Letzterer führt am anschaulichsten auf rund 45 Druckseiten Burgen- und Sagenforschung zusammen und bietet eine Gesamtschau auf das beliebte „waldumrauschte“ Ausflugsziel, das viele Geheimnisse barg. Gleichzeitig werden „Weiße Frauen“, Spukbetten und die drei Asseburger Becher in den Kontext der Burg gesetzt. So schmückt ein kolorierter Stahlstich der Burg hoch über der Selke auch den Titel des Broschurbandes.

Uwe Lagatz belegt mit seiner Darstellung früher Harz-Reiseführer, wie sehr der Geschichtstourismus in die Region ab dem frühen 18. Jahrhundert in der Fixierung auf Burgen, Ruinen und Schlösser fortlebt. Dabei belegt er auch die Verquickung von Reiseliteratur und der Landschaftsgrafik als illustrierendem Element.

Er nimmt Bezug auf Darstellungen der Burgen Regenstein und Falkenstein, dem Ballenstedter, Quedlinburger und Blankenburger Schloss. Er konstatiert eine weitere Romantisierung und Nationalisierung des Mittelgebirges durch die Hinwendung zu „vaterländischer Geschichte“.

Bogen zur Sagenforschung

Einzelne Beiträge des Tagungsbandes werden stimmig illustriert, andere rettet nur die gute Typografie vor überschwänglicher Bleilast. Gerade Graf Botho zu Stolberg-Wernigerode und seine Sammlung von Burgenzeichnungen im Germanischen Nationalmuseum bereichern das Buch und schlagen gekonnt den Bogen zur Sagenforschung des Grafen.

Für eine andere Klientel dürfte der abschließende Text von Interesse sein, in dem Ernst Kiehl gesungene Erzählungen beschreibt. Sagen und Märchen wurden so zu Liedern. Das Spektrum reicht von der Butterfrau von Halberstadt über den geräderten „Heinz Meinhart aus Hasselfelde“ bis zum Aschenbrödel, das in Westerhausen besungen wurde.

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„Burgen und Sagen im Harz“, herausgegeben vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt in Verbindung mit der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, 232 S., ISBN 978-3-96311-363-5, 25 Euro (mz)

Buchcover von „Burgen und Sagen im Harz“.
Buchcover von „Burgen und Sagen im Harz“.
Mitteldeutscher Verlag