Gärtnerei Pradelt in Ermsleben Gärtnerei Pradelt in Ermsleben: Geschäftsaufgabe nach 121 Jahren

Ermsleben - 121 Jahre nach ihrer Gründung endet die Geschichte der Gärtnerei Pradelt in Ermsleben. Annette Weddig führt den Betrieb in vierter Generation und bereitet seit Monaten den Tag vor, an dem das Geschäft seine Türen endgültig zumacht.
„Ich schließe zum 31. Juli“, erklärt Annette Weddig schweren Herzens. Lange habe sie sich diesen Schritt überlegt und schließlich entschieden, ihr Geschäft aus rein persönlichen Gründen aufzugeben. Bisher würden ihre Eltern noch oft mit anpacken und unterstützen.
Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tage
Doch die Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tage fordern ihren Tribut. Jeden Morgen um 5 Uhr fahre sie zum Großmarkt. „Wir haben jeden Tag die Blumen frisch geholt und machen das auch noch bis zum Schluss“, erklärt die Opperoderin. Neben dem täglichen Geschäft werden auch Gräber gepflegt und viele andere kleine Aufgaben erledigt.
„Das sieht man ja alles nicht“, erzählt Weddig. Auch wenn die Belastung hoch sei, liebe sie ihren Job, betont sie. Dennoch sei es nun an der Zeit, noch einmal eine andere Herausforderung im Leben anzugehen, erklärt Weddig ihre Beweggründe. „Ich schließe den Laden nicht, weil er nicht läuft“, fügt sie an.
Kooperation mit Fleurop wurde beendet
Im Gegenteil: In der Region ist das Geschäft bekannt. Brautsträuße und Trauergestecke gehören zu den Hauptaufträgen. „Wir arbeiten mit vielen Bestattern zusammen“, so Weddig. Im Sommer sind Astern, Strelitzien und Zinnien bei den Kunden sehr beliebt. In Falkenstein/Harz sei ihr Geschäft auch das einzige gewesen, das mit dem Unternehmen Fleurop kooperierte und Blumen auslieferte. „Das habe ich letztes Jahr gekündigt“, erklärt die 50-Jährige. Es war ein erster Schritt zur anstehenden Schließung.
Auch die drei Floristinnen, die sie beschäftigte, haben inzwischen den Betrieb verlassen. „Sie haben alle schon neue Arbeit“, sagt Annette Weddig, die ihre Mitarbeiter frühzeitig in ihre Pläne einweihte. Nach Monaten der Vorbereitung auf den letzten Tag nach 27 Jahren Selbstständigkeit überkommen die 50-Jährige auch Zweifel. „Ich mache es so gerne“, sagt sie und blickt wehmütig auf das nahende Monatsende.
„Es wird schlimm in der letzten Woche“
„Es wird schlimm in der letzten Woche“, weiß sie, dass Tränen fließen werden, wenn sie sich täglich von anderen Kunden und Partnern verabschieden muss.
Wie genau es im August weitergeht, ist noch nicht klar. „Ich mache erstmal eine Pause“, verrät Weddig. Auch wolle sie mit dem Fahrrad das Selketal erkunden. „Ich möchte mein Leben auch noch anders gestalten“, so Weddig, die beruflich noch einmal durchstarten will.
Für die Stadt Falkenstein ist die Schließung ein herber Verlust, denn nun gibt es nur noch ein kleines Blumengeschäft in Meisdorf. Für die Gärtnerei müsste die Entscheidung Annette Weddigs allerdings nicht das Ende bedeuten.
„Das Grundstück ist top in Ordnung, der Laden läuft“, betont sie und hofft noch immer, jemanden zu finden, der das Geschäft mit 5.000 Quadratmetern Fläche übernehmen möchte. „Wenn es einen Nachfolger geben würde, könnte man das Grundstück insgesamt verpachten oder verkaufen.“ (mz)