Jugendliche Führerschein mit 17, Moped-Führerschein mit 15: Viele Jugendliche im Landkreis Harz wollen Fahrschule machen

Quedlinburg - Frühe Mobilität wird bei den Jugendlichen im Harz immer beliebter: Der Moped-Führerschein mit 15 Jahren und der Führerschein zum begleiteten Autofahren mit 17 werden immer häufiger erworben. Das zeigen Erhebungen des Landkreises Harz.
Der Modellversuch zum Moped-Führerschein ab 15 Jahren in Sachsen-Anhalt und drei weiteren Bundesländern startete im Jahr 2013. Seitdem haben im Landkreis Harz 484 Jugendliche den Führerschein für Zweiräder bis 50 Kubikzentimeter Hubraum abgelegt. Allein 2016 waren es 138 und damit fast dreimal so viele wie im Startjahr 2013. In ganz Sachsen-Anhalt haben mittlerweile rund 5.200 Jugendliche den Moped-Führerschein mit 15.
880 Jugendliche machten 2016 den Führerschein
Bereits zehn Jahre sind hingegen seit der Einführung des Pkw-Führerscheins ab 17 vergangen. Und noch immer steigen die Zahlen der Jugendlichen, die bis zu ihrem 18. Geburtstag am begleiteten Fahren teilnehmen. Im Landkreis Harz bestanden von 2013 bis 2016 insgesamt 3.299 Jugendliche die Führerscheinprüfung mit 17. Allein im vergangenen Jahr waren es 880 junge Fahrer - 2013 waren es noch 740.
„Der Führerschein ab 17 ist aus Elternsicht sehr beliebt, weil sie mehr Vertrauen zu ihren Kindern aufbauen können, während sie gemeinsam fahren“, erzählte Fahrlehrer Thomas Wegener. Der 51-Jährige leitet „Tom’s Fahrschulen“ in Quedlinburg, Wernigerode und Halberstadt.
Kein Doppel-Stress für Abi und Führerschein
Viele Jugendliche hingegen wollen mit der früheren Führerscheinprüfung vor allem dem Dilemma entgehen, gleichzeitig Abitur- und Führerscheinstress zu haben. Fahrschülerin Lea Gleichmann aus Rübeland macht deshalb ihren Führerschein mit 17: „Ich mache das auch, damit meine Eltern weniger fahren müssen.“
Diese Erfahrung machte auch Fahrlehrer Oliver Weber. Er leitet seit fast vier Jahren die Fahrschule Weber in Quedlinburg. „Auf den Dörfern sind die Kinder heute doch nicht mehr beweglich - sie müssen zum Fußball oder zum Reiten und werden von den Eltern weite Strecken gefahren.“
Durch den früheren Moped-Führerschein und den Führerschein mit 17 würden sie selbstständiger. Bei seinem eigenen Sohn habe er durch das Moped alleine 7.500 Kilometer in einem Jahr gespart.
„Ich persönlich finde es wichtig, dass die Jugendlichen nicht nur in der Fahrschule ausgebildet werden“, erläuterte Thomas Wegener weiter, auch der Einfluss von Eltern oder anderen Begleitpersonen sei bedeutend. „Viele überschätzen sich erst einmal und bekommen dann von vielen Seiten wertvolle Ratschläge.“
Deshalb würde er es noch besser finden, wenn die Jugendlichen frühzeitig mit dem Führerschein ab 17 anfangen und „das volle Programm“ mitmachen würden - viele schöben den Führerschein hinaus und fingen erst mit 17 an, so dass einige Monate Fahrpraxis bereits verloren seien, betonte Wegener.
Das Modellprojekt des Moped-Führerscheins mit 15 ist deshalb besonders wertvoll in seinen Augen. „Mobilität ist wichtig, und je früher man sich damit auseinandersetzt, desto leichter begreift man die Zusammenhänge im Straßenverkehr.“ Der Moped-Führerschein ab 15 sei vor allem bei Jugendlichen aus ländlichen Regionen beliebt, da sie damit noch früher mobil werden könnten.
Viele Zweiräder aus DDR-Zeiten sind noch unterwegs
Ein weiterer Vorteil bietet sich in Wegeners Augen, da in Ostdeutschland noch viele „DDR-Mopeds“ von Simson unterwegs seien. Der Mopedschein erlaubt eigentlich nur, Maschinen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde, mit den ebenfalls erlaubten Simson-Mopeds könnten aber bis zu 60 Kilometer pro Stunde erreicht werden. Auch das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt wertet das Modellprojekt als Erfolg: „Wer früher mobil ist, sammelt nicht nur wichtige Erfahrungen im Straßenverkehr, sondern sichert sich auch ein Stück Unabhängigkeit“, sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU).
Allerdings ist auch die Zahl der Unfälle, in die die 15-jährigen Mopedfahrer verwickelt waren, gestiegen. 2014 gab es 53, 2015 bereits 70 Unfälle mit den jungen Fahrern. Wie es nach Ablauf des Modellprojekts Ende 2018 weitergehen soll, stehe laut Verkehrsministerium nicht fest.
(mz)