Frühere Grenze Frühere Grenze zwischen Bundesrepublik und DDR: Ex-Todesstreifen soll Naturmonument werden

Quedlinburg/Halberstadt - Die löchrigen Betonplatten der Kolonnenwege, die an der einstigen innerdeutschen Grenze entlangführten, eignen sich nicht besonders gut zum Radfahren. Einen durchgängigen Rad- und Fußweg an der 1.390 Kilometer langen Ex-Staatsgrenze soll es auch nicht geben.
Wohl aber das Grüne Band - auf dem ehemaligen Todesstreifen - als ein sogenanntes nationales Naturmonument. Der Entwurf des dazu notwendigen Gesetzes könnte den Landtag in Magdeburg bereits im ersten Halbjahr dieses Jahres beschäftigen. Über das Vorhaben informierten sich die Mitglieder des Kreis-Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Kreisentwicklung bei ihrer Sitzung am Dienstagabend.
Ex-Grenze ist längstes Verbund von Biotopen in Deutschland
Zu Gast war unter anderem Sandra Richter vom Umweltministerium Sachsen-Anhalts. Sie erklärte: Das Grüne Band - der Bereich zwischen Landesgrenze und Grenzsicherungsanlagen der DDR - „ist für viele mit unterschiedlichen Gedanken verbunden“. Das sei ein Grund, es auszuweisen.
Zum „Band der Erinnerung“ käme noch, dass es der längste Verbund von Biotopen in Deutschland ist. Rund 1.200 Tier- und Pflanzenarten leben entlang des knapp 1.400 Kilometern langen Streifens. Dazu gehören die Luchse im Harz, Fischotter und Biber in der Elb-Aue, Weißstörche und der Rotmilan.
Das Areal an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze - die sich durch neun Bundesländer zieht - „wurde kaum landwirtschaftlich genutzt“ und auch nicht gedüngt, verdeutlichte Sandra Richter, warum die Lebensräume dort so einzigartig sind.
Zwei Drittel der Flächen sind bereits öffentliches Eigentum
Ziel des Vorhabens, das Grüne Band zum Naturmonument zu erklären, sei es, seine „Zerschneidung zu verhindern“, sagte Sandra Richter. Bernd Weber vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten ergänzte: „Wir wollen die Lücken je nach den finanziellen Möglichkeiten schließen“ - entweder von den Privateigentümern abkaufen oder gegen andere Flächen tauschen.
Etwa zwei Drittel der Flächen sind bereits öffentliches Eigentum oder gehören einer Organisation, die sich für den Naturschutz einsetzt. Die Grüne-Band-Fläche im Landkreis Harz beträgt etwa 880 Hektar, 137 Hektar davon sind private Äcker
Das künftige Gesetz soll auch die Lage des Kolonnenweges unter Schutz stellen. Genauso wie kulturhistorische Objekte an der ehemaligen Grenze wie etwa der Grenzzaun bei Wülperode - unabhängig davon, ob sie bereits unter Denkmalschutz stehen.
Auch die ehemalige Brockenmauer soll dazu kommen
Eine Stunde beschäftigten sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses mit dem Thema. Es wurde angeregt, den „Ring der Erinnerungen“ in Sorge und die Brockenmauer mit aufzunehmen. Weiter wurde empfohlen, sich am entsprechenden Gesetz in Thüringen zu orientieren: Dort gehört das Grüne Band schon zu den Naturmonumenten.
Außerdem informierten sich die Kommunalpolitiker über die Kosten. Die Diskussion ergab, dass Pflege und Entwicklung des Grünen Bandes geplant werden müssen. Das soll der spätere Träger des Monumentes machen: vermutlich die Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz Sachsen-Anhalts, das Land wird finanzieren. Projekte, mit denen etwa historische Bauten erhalten werden sollen, benötigen aber Fördergeld.
(mz)