Sanierung dringend nötig Fische sterben im Burgteich in Ermsleben Falkenstein/Harz: Über die Jahre ist das Gewässer verschlammt
Ermsleben - Drama am Burgteich in Ermsleben: Ungezählte Fische, darunter viele kleine, trieben am Wochenende plötzlich tot im Wasser. Mitglieder des Angel- und Castingvereins Ermsleben, der das Gewässer im Burggrund unterhalb der Konradsburg gepachtet hat, fischten die erstickten Tiere ab. „Wir gehen von einem Totalschaden aus“, sagt Vereinsmitglied Klaus-Jürgen Bruder.
Noch vor wenigen Wochen haben die Mitglieder des Vereins gemeinsam mit den Hortkindern ein Schnupperangeln am Burgteich durchgeführt. „Auch Mitte vergangener Woche war noch alles okay“, sagt Vereinsvorsitzender Matthias Wiedmaier.
„Mitte vergangener Woche war noch alles okay“, sagt Matthias Wiedmaier vom Angelverein
Am Sonnabendabend habe es dann erste Meldungen von Vereinsmitgliedern gegeben, dass tote Fische auf dem Teich treiben würden. Am Sonntagmorgen begannen die Angler, die erstickten Tiere vom Tisch abzufischen.
Die Feuerwehr kam mit zwei Fahrzeugen vor Ort, saugte Wasser aus dem Teich an und zerstäubte es über diesem, um so Sauerstoff in das Wasser zu bringen; mit der von der Stadt abgesegneten Aktion sollte versucht werden zu retten, was noch zu retten ist.
Doch allein am Sonntag wurden dann mehr als 200 Kilogramm Fische abgefischt, am Montag noch weitere Tiere aus den Randbereichen des Teiches, sagt Klaus-Jürgen Bruder. „Es war alles dabei, was hier existiert.“ Angefangen von Barschen, die sehr empfindlich seien, über Plötzen, Rotfedern und Schleien, aber auch eigentlich „zähe“ Giebel und Karauschen seien dabei gewesen - viele kleine Fische, die sich ohne weiteren Besatz in dem Teich entwickelt hätten.
„Der Teich ist eigentlich naturbelassen“, so Bruder. Auch ein Dutzend 50 bis 60 Zentimeter lange Karpfen wurden abgefischt. Das Drama am Burgteich ist nicht das erste: Schon vor zwei Jahren waren etliche Barsche wegen des Sauerstoffmangels im Wasser erstickt.
„Der Schlamm muss raus, und dafür brauchen wir Geld“, sagt Uwe Koch
Das Laub der dicht an den Teichufern stehenden Bäume, das ins Gewässer fällt und dort vermodert, lässt die Schlammschicht immer mehr wachsen, erläutert Matthias Wiedmaier. Hinzu käme der zu geringe Frischwasserzulauf; einst durch drei Quellen im Zulauf gespeist, fließe aktuell nur noch ein kleines Rinnsal.
Der Verein, sagt der Vorsitzende, kümmere sich als Pächter um das Gewässer; die Mitglieder würden hier viele Stunden leisten, um beispielsweise Uferbereiche zu mähen. Doch um das Problem des „Umkippens“ des Gewässers zu lösen, sei eine Teichsanierung von Grund auf nötig.
„Der Schlamm muss raus, und dafür brauchen wir Geld“, sagt Vereinsschatzmeister Uwe Koch. Die Stadt als Eigentümer des Gewässers habe dafür schon Anträge auf Förderung gestellt, ergänzt Wiedmaier.
Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk (CDU) bestätigt das: Die Stadtverwaltung habe in den vergangenen fünf Jahren dreimal beim Land versucht, Fördergeld zu bekommen - und dreimal eine Ablehnung erhalten. Ziel sei, den Teich als Ökosystem zu ertüchtigen.
An der Nordost-Ecke des Harzrandes und im Regenschatten des Gebirges gelegen, sei die Region nicht nur klimatisch trocken; sie sei „auch nicht gerade gesegnet mit Teichen“. Deshalb sei der Burgteich zum Beispiel auch ein wichtiges Laichgewässer für Frösche.
„Wir wollen das Ökosystem erhalten und pflegen“, sagt Bürgermeister Klaus Wycisk
Doch es sei eben auch vom Ursprung her eine uralte Teichanlage aus der Klosterzeit, von der nur noch ein geringer Teil erhalten sei. Und auch in der Historie sei dieser Teich immer wieder „umgekippt“, auch zu DDR-Zeiten schon, sagt der Bürgermeister.
Er unterstreicht aber ebenso: „Wir sind Eigentümer des Teiches. Wir wollen das Ökosystem erhalten und pflegen und auch für die Angler etwas zur Verfügung stellen.“ Und jetzt? „Wir werden unseren Förderantrag das vierte Mal stellen“, so der Bürgermeister. „Vielleicht werden wir ja doch erhört.“
Auf die Unterstützung des Umweltamtes des Landkreises Harz kann die Stadt dabei zählen: „Wir wollen gern helfen“, sagt Matthias Blessinger, Sachgebietsleiter Wasser im Umweltamt, auf Anfrage der MZ. „Vor dem Hintergrund der Trockenheit ist es unheimlich wichtig, dass Teichbesitzer mit Hilfe von Fördermitteln dafür Sorge tragen, dass Teiche entschlammt werden.“ Dafür habe es jetzt auch ein Umweltsofort- und Artenschutzprogramm des Landes gegeben, dass allerdings nur für ein Jahr gültig und „total überzeichnet“ gewesen sei. Dennoch: „Wenn die Stadt sich bei uns meldet, versuchen wir zu unterstützen“, so der Sachgebietsleiter. (mz)