Dicke Luft in Thale Dicke Luft in Thale: Gestank nervt Anwohner
Thale - Helmut Jahn aus Thale ist ihm wahrsten Sinne stinksauer. „Der Gestank ist fürchterlich“, findet Jahn, der in der Wolfsburgstraße ein Gewerbe betreibt.
„Wir können das Haus ja gar nicht mehr lüften, man hält es hier nicht mehr aus“, sagt er verzweifelt. Schon seit Monaten hänge ein undefinierbarer Geruch über dem Ort, der aus Richtung des Pulvermetallurgischen Kompetenz-Centrums (PMC) kommen soll.
Dicke Luft in Thale: Dämpfe werden abgesaugt und gereinigt
Verursacher des Gestanks ist die Firma Seco, die Kunststoffe recycelt. „Ja“, sagt Geschäftsführer Jürgen Deinert, „wenn man Kunststoffe verarbeitet und Wärme im Spiel ist, entstehen Gerüche.“
Diese seien, so erklärt es der promovierte Chemiker, auch nicht ganz ungefährlich. Deshalb würden die Dämpfe, die bei der Herstellung entstehen, abgesaugt und gereinigt.
„Diese Dämpfe sind kritisch“, sagt Deinert. „Aber es kommt immer auf die Menge an.“ Und die sei für die Anwohner der Wolfsburgstraße völlig unbedenklich.
Dicke Luft in Thale: Kunststoffe zurück in den Wertstoffkreislauf
Das Unternehmen Seco hat sich auf die Fahnen geschrieben, Rezepturen, Formeln und Technologien für gebrauchte Kunststoffe zu entwickeln, um sie nicht zu entsorgen, sondern in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen.
Damit soll die Umwelt geschont werden, weil weniger Kunststoff hergestellt werden muss. Unter anderem entwickelt Seco Verfahrensweisen für Kunststoffe, die in der Automobilbranche, im Bauwesen, bei der Bahn, in der Technik-, Elektro- und Möbelindustrie benötigt werden.
Dicke Luft in Thale: Bereits im Juni gab es eine Beschwerde
Das Umweltamt des Landkreises bestätigt indes, dass bereits im Juni eine erste Beschwerde über Geruchsbelästigung eingegangen war.
„Vermutete Ursache war durch Elektrofilter gereinigte Abluft von den Produktionsmaschinen, die durch Verwirbelungen nach unten zog“, sagt Kreissprecher Manuel Slawig.
Nach seinen Angaben wurde der Betreiber aufgefordert, die Abluft über das Dach in die „freie Atmosphäre“ zu leiten. Das ist nach Angaben des Seco-Geschäftsführers auch geschehen.
Dicke Luft in Thale: Geruchserhebungsbögen wurden verteilt
Jedoch gab es im November erneut Beschwerden von drei Anwohnern, weshalb das Umweltamt das Unternehmen erneut kontrollierte.
An drei Anwohner wurden nun sogenannte Geruchserhebungsbögen verteilt, die möglichst stundengenau notieren sollen, wann ihnen ein unangenehmer Geruch auffällt.
Wenn diese Bögen zurück beim Umweltamt und ausgewertet seien, so erklärt es Slawig, werde geprüft, wie man den Geruch eindämmen könne.
Zum Beispiel könnten Container mit frisch produziertem Kunststoffgranulat abgedeckt werden, damit man dieses nicht riechen könne.
Dicke Luft in Thale: Jeder Mensch empfindet anders
Das Problem: Jeder Mensch bewerte Gerüche unterschiedlich. Auch Gesetze und Verordnungen regelten nicht klar, ab wann Gerüche als erheblich belästigend und damit als schädliche Umwelteinwirkung einzustufen seien.
„Einziger Bewertungsmaßstab für Gerüche ist die Geruchsimmissionsrichtlinie“, so Slawig. Nun müsse man herausfinden, wie oft und wie stark Anwohner die Gerüche bemerken.
„Auch hierzu dient der Geruchserhebungsbogen.“ Aktuell laufen diese Erhebungen noch, sagt der Pressesprecher des Landkreises.
Dicke Luft in Thale: Seco bleibt nicht ewig am Standort
Allerdings, so kündigt es Seco-Geschäftsführer Jürgen Deinert an, werde das Unternehmen nicht ewig im PMC bleiben.
„Das ist eine tolle Chance für kleine Unternehmen, kurz nach der Gründung Fuß zu fassen“, sagt er. Allerdings sei Seco mittlerweile aus den Kinderschuhen entwachsen.
Bei der Stadt Thale sei ein Bauantrag gestellt worden, um ein eigenes Firmenareal aufzubauen und zu expandieren. „Dann ziehen wir aus dem PMC aus“, sagt Deinert. (mz)