1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Das Trio von Stahl Thale: Das Trio von Stahl Thale: Zum Verwechseln ähnlich

Das Trio von Stahl Thale Das Trio von Stahl Thale: Zum Verwechseln ähnlich

Von Thomas Baake 06.12.2020, 17:28
Die Drillinge Danilo, Ramon und Marcel Köhler (von links) sind bei Stahl Thale fußballerisch aufgewachsen.
Die Drillinge Danilo, Ramon und Marcel Köhler (von links) sind bei Stahl Thale fußballerisch aufgewachsen. Thomas Baake

Thale - Berühmte und erfolgreiche Brüderpaare im Fußball gibt es so einige. Die Walters, Hoeneß, Benders und, und, und. Stahl Thale setzt hier noch einen drauf und zwar mit eineiigen Drillingen: Danilo, Marcel und Ramon Köhler, alle, logisch, 24. Marcel und Ramon kicken noch aktiv für die Grün-Weißen. Der eine in der Abwehr der Reserve und der andere im Angriff des Landesligateams, wenn er seine Verletzung auskuriert hat. Danilo kümmert sich jetzt mehr ums Drumherum.

„Wir hatten alle drei eigentlich fußballerisch gar nichts drauf, haben früher nie gespielt“

„In unserem letzten Grundschuljahr kam Onkel Willi an die Schulen und hat dafür geworben, dass sich die Jugend bewegt. Da hatten wir dann so eine Sportstunde und haben ein wenig Fußball gespielt. Wir hatten alle drei eigentlich fußballerisch gar nichts drauf, haben früher nie gespielt“, so Danilo Köhler. Auch die Eltern hätten für Fußball nichts übrig gehabt. Aber ein Cousin hat Fußball gespielt. „Als Gruppe haben wir uns das Training bei Stahl mal angesehen und wir sind dabei geblieben“, ergänzt Danilo Köhler.

Und der Opa habe ihnen bei sportlichen Rückschlägen geholfen. Und wer sich von klein auf kennt, weiß auch, wie der andere auf dem Platz tickt. „Ramon kommt über seine Schnelligkeit. Er hat taktisch unheimlich viel dazu gelernt. Früher hat er über außen gespielt. Jetzt ist er eher ein Strafraumstürmer. Seine Torgefahr hat er immer schon gehabt“, sagt Danilo. Und ergänzt: „Marcel kommt über den Kampf und die Schnelligkeit. Er hat als Innenverteidiger angefangen und spielt nun weiter vorne, ich selbst kaum noch.“

Sportliche Ziele hat sich das Trio bei Stahl schon gesetzt

Danilo Köhler hat in seiner Karriere bei Stahl also schon mehrere Positionen bekleidet. Ob mit Handschuhen zwischen den Pfosten oder als Feldspieler. „Das fiel mir nicht schwer. Ich habe ein gutes Spielverständnis. Ich will das eigene Spiel lenken. Früher vom Tor aus mit dem Mund und nun als Trainer“, scherzt Köhler.

Sportliche Ziele hat sich das Trio bei Stahl schon gesetzt. Auch wenn Ramon kurzfristig mal das Trikot von Germania Neinstedt und Germania Gernrode trug und Marcel aktuell in Leipzig seine Ausbildung macht. Sie sind mit Stahl Thale verbunden. „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Danilo will weiter als Funktionär arbeiten. Marcel leitet nun auch schon Spiele als Schiedsrichter und er spielt wohl auch noch zehn Jahre Fußball und bei mir ist es ähnlich. Nachwuchstrainer wäre auch eine Möglichkeit“, so Ramon über die Pläne der Drillinge.

Total ähnlich, dennoch sehr unterschiedlich

Apropos Drillinge: Da ist die Verwechslungsgefahr sicherlich groß und der Gegner hat schon mal x Fragezeichen auf der Stirn – oder? „Als Danilo nun mein Trainer geworden ist, haben sich einige schon mal gewundert, dass der Trainer genauso ausschaut wie ein Spieler“, erzählt Marcel.

Im eigenen Team gäbe es keine Probleme. Alle drei sehen sich zwar ähnlich, wären aber total unterschiedlich. Doch manchmal, aber nur ganz selten, verwechseln die Teamkollegen die Jungs doch. „Nach einer Woche Urlaub bin ich mal zum Training in der Zweiten gekommen und Thomas Wolter war verdutzt. Ich habe mich für das Training umgezogen und er dachte, ich sei Danilo.“

Der Wunsch: Zusammen wieder mal in einem Team spielen

Zusammen mal wieder zu dritt in einem Team spielen wie zu Jugendzeiten, das wäre ein Wunsch des Trios. Ramon hat zwischenzeitlich aber doch mal was anderes ausprobiert. „Das erste Jahr, als ich in Neinstedt gespielt habe, habe ich natürlich geschaut, was die alte Mannschaft macht. Und als ich für Gernrode spielte, haben Marcel und ich gemeinsam in einer Liga gekickt.“

Auch wenn Ramon, Marcel und Danilo für ihre berufliche Ausbildung die Stadt an der Bode für ein bestimmtes Zeitfenster verlassen haben, sie wollen dauerhaft zurückkehren. „Wir hatten und haben großen Einfluss in der Mannschaft und in der Schule. Weil wir drei meist ähnlicher Meinung sind und wir kamen damit durch. Wir haben uns auch mal Späße erlaubt, was aber auf die schulische Leistung nicht ausschlaggebend war“, sagen sie unisono.

Haben die drei eigentlich sportliche Vorbilder?

„Als ich in Thale in der C-Jugend gespielt habe und bei der ersten Mannschaft beim Spiel die Bälle geholt habe, habe ich schon gedacht, dass ich in ein paar Jahren beim Männerteam mitspielen kann. Am besten zusammen mit Nico Engel im Angriff. Ob Nico ein sportliches Vorbild für mich ist, keine Ahnung. Es war einfach nur mein Ziel, damals mit diesen Persönlichkeiten wie Engel und Steffen Hägemann zusammen zu spielen und Tore zu schießen. Große Idole wie Zinedine Zidane hatte ich nie“, sagt Ramon Köhler. Marcel und Danilo schweigen auf diese Frage hin vielsagend.

************************************************************

Erster Verein schon 1904

Mit dem Thaler Fußballclub wurde am  12. Oktober 1904 der erste Fußballverein in der damals 13.000 Einwohner zählenden Stadt gegründet. Ihm folgte am 4. Mai 1905 der Fußballclub Union Thale. Der Sportclub Askania Thale schloss sich 1917 dem Thaler FC an. Kriegsbedingt ging dieser Verein am 30. Mai 1917 eine Fusion mit dem FC Viktoria 1911 Thale zur SpVgg (Spielvereinigung) Thale ein. Die darauffolgende Zeit war weiterhin geprägt von Vereinsfusionen und weiteren Neugründungen, aus denen  am 1. Juli 1933  der SC Preußen Thale entstand.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht zum 1. Januar 1946 alle bürgerlichen Vereine aufgelöst. Sportwettkämpfe durften zunächst nur auf Stadt- oder  Kreisebene stattfinden. Bereits im Oktober 1945 hatten Sportler die Sportgemeinschaft Thale gegründet. Sie fanden Unterstützung durch das in Thale ansässige Eisenhüttenwerk, und so wurde die Sportgemeinschaft am 1. Mai 1946 in SG Eisenhüttenwerk Thale umbenannt.

Nach Gründung der DDR wurde dort der Sport auf eine neue ökonomische Basis umgestellt. In Thale wurde daraufhin am 17. Januar 1951 die bisherige Sportgemeinschaft in die BSG Stahl Thale umgewandelt, Trägerbetrieb blieb weiterhin das Eisenhüttenwerk. Schon innerhalb der Sportgemeinschaft waren die Fußballer die stärkste Sportgruppe. Sie begannen ihren Spielbetrieb 1946 in der Kreisklasse Quedlinburg, siegten 1949  in der Bezirksklasse West und wurden 1950 nach einem 3:1-Endspielsieg gegen die BSG Hydrierwerk Zeitz Fußballmeister Sachsen-Anhalts. Das Land existierte einst bis 1952.

In der anschließenden Aufstiegsrunde zur DDR-Oberliga qualifizierten sich die Harzer mit einem dritten Platz am 25. Juni 1950 für die höchste Klasse. Die Erfolgskette riss auch in der anschließenden Pokalrunde nicht ab. Nach Siegen über die BSG Finow (14:1), ZSG Schuhmetro Weißenfels (2:1) und BSG Märkische Volksstimme Babelsberg (3:2) stand die SG EHW Thale am 3. September 1950 in Berlin im Endspiel des FDGB-Pokals. Vor 15.000 Zuschauern wurde der Vierte der abgelaufenen Oberligasaison,  KWU Erfurt, mit 4:0 bezwungen.  (mz)