1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Burg Hausneindorf: Burg Hausneindorf: Erinnerung an Dampfpflüge und Orgeln

EIL

Burg Hausneindorf Burg Hausneindorf: Erinnerung an Dampfpflüge und Orgeln

Von Susanne Thon 26.05.2016, 09:40
Ein besonderes Geschenk - das Foto einer Lokomobile aus den 1940er Jahren - hat Heinz Kiel der Veinsvorsitzenden Sabine Richter mitgebracht.
Ein besonderes Geschenk - das Foto einer Lokomobile aus den 1940er Jahren - hat Heinz Kiel der Veinsvorsitzenden Sabine Richter mitgebracht. Chris Wohlfeld

Hausneindorf - Sabine Richter, die Vorsitzende des Heimatvereins Hausneindorf, weiß gar nicht, was sie sagen soll, so gerührt ist sie. Gerade hat ihr der Ascherslebener Heinz Kiel ein Foto geschenkt. Entstanden ist die Aufnahme irgendwann um das Jahr 1946. Was sie für Sabine Richter so bedeutend macht: Sie zeigt einen Heucke-Dampfpflug und damit ein Stück Hausneindorfer Geschichte, deren Aufarbeitung der Vereinschefin und ihren Mitstreitern eine Herzensangelegenheit ist. Seit genau zehn Jahren. Ihr Fokus liegt auf Heimatgeschichte im Allgemeinen und dem Erhalt der mittelalterlichen Burg im Speziellen, wo am vergangenen Wochenende auch das zehnjährige Bestehen gefeiert wurde. Und Kiel, gebürtiger Hausneindorfer, war einer der vielen Gäste. „Mein Großvater war Dampfpflugkapitän“, erzählt er. Auch sein Vater habe bei Heucke gelernt. So kam er zu dem Bild. Sich davon zu trennen fiel ihm aber nicht schwer. „Hier, ins Museum, passt es rein. Da ist es für die Allgemeinheit, und das ist besser, als hinge bei mir an der Wand“, sagte er.

Und Marlis Schalk tat es ihm gleich, schenkte dem Verein das Original einer Gruppenaufnahme der Firma Heucke aus dem Jahr 1901 - mit dem 100. produzierten Pflug. Einer der Männer auf dem Bild sei ihr Vater, erzählt sie, zu dem Zeitpunkt gerade mal 17 Jahre alt. Später war er Dampfpflugführer. Ja, sogar Meister. Beide Fotos werden ihren Platz in der Ausstellung finden - und so geht es peu à peu voran. Wie in allen Dingen, die der Heimatverein, der sich 2006 gegründet hat, „um der Burg etwas zurückzugeben“, angepackt hat. Anlässlich des Jubiläums zog Sabine Richter nun Bilanz.

Die Sanierung muss weitergehen

Erfolge: Acht der zwölf Gründungsmitglieder sind immer noch aktiv. 35 Mitglieder aus nah und fern zählt der Verein insgesamt, darunter eine recht ambitionierte Gruppe aus der „Generation zwischen 25 und Anfang 30“ und ein paar Biker aus Berlin, die die Burg bei einer Ausfahrt für sich entdeckt haben. Baulich gab es auch einige Erfolge zu verbuchen: Da sind die Räume im alten Palas, die ausgebaut und als Museum hergerichtet wurden.

Das beherbergt eine Ausstellung zu den Orgelbauerfamilien Röver und Reubke und die Heimatstube mit einer kleinen Sonderausstellung zum Dampfpflugbauer Andreas Heucke. Die Festhalle wurde gepflastert. Der Südgiebel der Getreidesanierung konnte mit Fördermitteln aus dem Leader-Programm saniert werden. Die Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg unterstützte die Renovierung des Treppenaufgangs. Auch Verbandsgemeinde und Gemeinde bekannten sich zur Hausneindorfer Burg, nachdem ein Gutachten ergeben hatte, dass die Anlage abzurutschen droht, und gaben die Sicherung der Rückseite des Palas in Auftrag.

Probleme: Trotz aller Bemühungen: „Der Sanierungsbedarf ist da“, gibt Sabine Richter unumwunden zu, wissend, dass der Erhalt einer Burg dieser Größenordnung sowohl für einen kleinen Verein als auch eine Gemeinde wie die Selke-Aue eine Herausforderung ist. „Wir versuchen, uns so gut es geht einzubringen. Alles, was wir machen können, machen wir“, sagt sie. Auch mit den Öffnungszeiten ist das noch so eine Sache. Es gibt keine. Dabei „wäre es sehr wichtig, dass hier zumindest stundenweise wer ist“. Sogar einen Interessenten, Anfang 60, gebe es, nur an eine Bundesfreiwilligendienst-Stelle für über 25-Jährige sei der Verein bisher nicht herangekommen, bedauert Sabine Richter, die selbst einen Großteil ihrer Freizeit dem Ehrenamt widmet. Führungen sind daher derzeit nur auf Anfrage möglich.

Eine Orgel soll zurückkehren

Vorhaben: Der Verein will eine alte Röver-Salonorgel nach Hausneindorf zurückholen - und wieder bespielbar machen. Die „Orgelhülle“ steht im Kloster Michaelstein, die Pfeifen liegen bei einem Orgelbauer in Halberstadt. „Es ist soweit alles in Sack und Tüten“, sagt Sabine Richter. Das Instrument sei quasi für den Verein, für die Nutzung auf der Burg reserviert. Nur in der Kasse klafft noch ein Loch. Aktuell stehen zwei Drittel der Finanzierung. Gebraucht wird das Geld aber nicht nur für die Orgel: „Wenn sie hier ist, muss sie auch erklingen“, erklärt die Vereinschefin, dass auch der Ausbau eines großen, bisher noch nicht genutzten Raumes im Palas zum Konzertraum angedacht ist. „Organisten spielen die Orgel sehr gern.“

Wer Interesse an einer Burgführung hat, kann eine Mail an [email protected] schreiben.

Zum Tag des offenen Denkmals am 11. September sind die Burgpforten in Hausneindorf ab 10 Uhr wieder geöffnet. Am 3. Dezember findet der Burgadvent statt. Beginn: 10 Uhr.

Gesucht und gefunden: Röver-Orgel-Experte  Lutz Wille kennt sich bestens aus mit den Musikinstrumenten, die einst in Hausneindorf gebaut wurden.
Gesucht und gefunden: Röver-Orgel-Experte  Lutz Wille kennt sich bestens aus mit den Musikinstrumenten, die einst in Hausneindorf gebaut wurden.
Chris Wohlfeld