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Neubau für 12.000 Hennen bei Wienrode Bio-Legehennenstall bei Wienrode : Landwirt Michael Häge aus Hüttenrode will trotz Protesten bauen

Von Detlef Horenburg 12.05.2016, 20:05
Landwirt Michael Häge will unweit von Wienrode eine Bio-Legehennenanlage errichten. Baustart soll noch in der ersten Jahreshälfte sein.
Landwirt Michael Häge will unweit von Wienrode eine Bio-Legehennenanlage errichten. Baustart soll noch in der ersten Jahreshälfte sein. chris wohlfeld

Wienrode/Hüttenrode - Lärm, Gestank und gesundheitliche Risiken durch den geplanten Bau eines Hühnerstalls für 12.000 Legehennen? Und das rund 400 Meter von der Ortsbebauung Wienrodes entfernt? So zumindest befürchten es die Kritiker des Vorhabens auf der Bürgerinformationsveranstaltung in Wienrode.

Landwirt Michael Häge vom Erlenhof in Hüttenrode, der den Bio-Legehennenstall an der Bundesstraße 81 zwischen Cattenstedt und Wienrode bauen möchte, kann über die Befürchtungen den Kopf schütteln. „Lärm und Gestank? Überzeugen Sie sich doch“, weist er mit Blick auf die fünf Hektar umfassende Betriebsfläche.

In zwei Hallen mit angrenzenden Scharrflächen und Freiland betreibt er rund 500 Meter vom Ortskern Hüttenrodes entfernt eine Bio-Legehennenanlage und eine Rinderzucht. Trotz der 14.000 braunen Hühner der Sorte „Lohmann Brown“ ist es erstaunlich ruhig auf dem Gelände des einstigen volkseigenen Gutes.

„Das sind glückliche Hühner“

In den Hallen ist nur ein leises Gurren der Hühner zu hören. Es klingt zufrieden. Und das können sie augenscheinlich auch sein. Denn der gelernte Techniker für Landbau setzt voll auf biologische Landwirtschaft.

So bekommen seine Legehennen nicht nur Biofutter, sondern auch beste Harzer Luft im Freilauf zu schnuppern. „Das sind glückliche Hühner“, ist der 25-jährige Landwirt überzeugt. Von Legebatterien keine Spur. „Sie können raus ins Freie, wann sie wollen“, betonte er. Verfüttert wird fast ausschließlich alles, wie Mais und Getreide, was auf den 450 Hektar umfassenden Feldern rings um Hüttenrode wächst.

Davon sind 300 Hektar Grünland. Auf dem Rest wird rein biologisch Getreide angebaut - ohne chemischen Pflanzenschutz und Dünger. „Ich lege großen Wert darauf, dass sich der biologische Kreislauf wieder schließt“, betont Häge. Auch die etwa 200 Mutterkühe genießen auf den ausgedehnten Weiden rund um Hüttenrode nicht nur das saftige Grün, sondern auch den Blick gen Brocken.

Zu DDR-Zeiten als Jungrinderaufzuchtanlage des Volkseigenen Gutes (VEG) Hasselfelde genutzt, verlegte sich der privatisierte Betrieb Anfang der 1990er Jahre auf die biologische Aufzucht von Hennen und Puten. 2004 übernahm Michael Häges Vater Christian, ein Landwirt in jahrzehntelanger Familientradition aus Langenau bei Ulm, den heruntergewirtschafteten Betrieb.

„Seither haben wir jährlich etwa 100.000 Euro in die Reparatur und Erneuerung der Gebäude investiert“, erzählt Michael Häge, der den Hüttenröder Betrieb inzwischen führt und in dem Harzörtchen mit seiner Freundin eine neue Heimat gefunden hat. Nach und nach kamen neue Dächer für die Ställe und die Werkstatt, Wärmedämmung, Fußböden und ein Solarkraftwerk hinzu. „Mit unserer neuen Technik sind wir ebenfalls gut aufgestellt“, sagt Häge.

Hennen werden nach zwei Jahren geschlachtet

Seit 2012 gehört zu dem Betrieb übrigens auch die Agrargesellschaft Blankenburg mit Sitz in Timmenrode. Der Junglandwirt beschäftigt insgesamt 16 Mitarbeiter und zwei Auszubildende.

Etwa zwei Millionen Euro will der Landwirt in den neuen Hühnerhof bei Cattenstedt investieren. Mindestens drei neue Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Dies sei notwendig, da der gepachtete Hühnerstall bei Mahndorf bei Halberstadt aufgegeben werden musste. Die Halle sei in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den verschärften Vorschriften für die Bio-Legehennenhaltung. Auch seien die Wege zu weit gewesen.

Die Legehennen werden etwa zwei Jahre alt, bevor sie als Bio-Suppenhühner geschlachtet werden. Die fünf Monate alten Junghennen werden von einem Aufzuchtbetrieb in Thüringen bezogen. „Rund 12.000 Bio-Eier pro Tag werden auf dem Erlenhof produziert“, sagt der Landwirt. Während in der Vergangenheit die Eier reißenden Absatz in Süd- und Westdeutschland fanden, werde nun 60 Prozent der Eier als regionale Bio-Ware in Sachsen-Anhalt wie auch auf dem Hof verkauft.

Aus dem neuen Stall bei Wienrode sollen die Bio-Eier komplett in der Region abgesetzt werden. „Die Nachfrage nach Bio-Eiern ist groß“, weiß Häge als Bekenner und Verbraucher von Bio-Produkten. Im Durchschnitt werden pro Kopf 220 Eier im Jahr verbraucht. „Mit dem neuen Stall könnten wir noch nicht einmal den Bedarf der Stadt Blankenburg decken“, verdeutlicht er.

Was das in der Versammlung aufgezeichnete Szenario von gesundheitlichen Risiken durch Keime in der Luft betreffe, so meint der Jungunternehmer, dass er eigentlich danach nicht auf der Welt sein dürfte. Seine Familie betreibe seit Generationen Hühnerhaltung.

Laut einer Studie sind Kinder vom Bauernhof am gesündesten. „Jeder Mensch produziert selbst Keime und Bakterien“, sagt er. Sogar in einer Handvoll Erde tummeln sich Millionen Bakterien. Michael Häge will die Kritiker der neuen Legehennenanlage beruhigen: „Es wird keine Belästigung geben.“ Am geplanten Baustart will er festhalten: Es soll noch im ersten Halbjahr so weit sein.

Übrigens: Von den etwa 100 Wienrödern und Cattenstedtern auf der Bürgerversammlung, berichtet Häge, habe nur eine Handvoll die Einladung zur Besichtigung des Hofes angenommen. (mz)