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Tuner-Treffen an Rappbodetalsperre Auto-Tuner am Tunnel Rappbodetalsperre Rübeland: Polizei kündigt Kontrollen von Autos an

Von Kjell Sonnemann 10.04.2019, 12:55
Die Polizei will an der Rappbodetalsperre verstärkt getunte Autos kontrollieren.
Die Polizei will an der Rappbodetalsperre verstärkt getunte Autos kontrollieren. dpa

Rübeland/Halberstadt - Die Polizei will den Tunnel an der Rappbodetalsperre bei Rübeland künftig öfter bei Streifenfahrten kontrollieren. Damit reagiert sie auf das erneute Auftreten der Tuningszene: Fans von aufgemotzten Autos hatten sich an den beiden zurückliegenden Wochenenden am Tunnel eingefunden, um in ihm die Motoren ihrer Wagen aufheulen zu lassen.

In der Nacht zum Sonntag waren geschätzt 1.000 Schaulustige zu dem Spektakel gekommen, und rund 500 Autos säumten die Landesstraße 96, die über die Staumauer führt. Polizeibeamte sperrten daraufhin den Tunnel für drei Stunden, bis sich die Szene wieder aufgelöst hatte (die MZ berichtete).

In den vergangenen Jahren hatten die Fahrzeug-Tuner immer erst an Karfreitag – „Car-Freitag“, wie sie ihn nennen – mit ihren Vergleichen der Lautstärke an dem Ostharzer Stausee begonnen, teilt Polizeisprecherin Nadine Sünnemann auf MZ-Nachfrage mit. Sie kündigt an, dass Verstöße nun „konsequent geahndet“ werden. Als Beispiele nennt sie falsches Parken und nicht eingetragene Umbauten an den Autos – „bis hin zur Stilllegung des Fahrzeugs“.

„Es geht um die Sicherheit der Bewohner und Gäste“

„Die Szene spielt mit der Polizei ,Katz’ und Maus‘“, sagt Ronald Fiebelkorn (CDU), Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken, auf deren Gebiet ein Teil des Stausees liegt; der andere gehört zur Stadt Thale. Einschränkungen wie etwa Nachtfahrverbote könnten dazu führen, vermutet er, dass sich die Tuningszene an der Rappbodetalsperre sogar noch mehr etabliert.

Ganz nach dem Motto: jetzt erst recht. Jedoch müsse etwas geschehen, weil die Unfallgefahr bei den auch vom Großteil der Szene ungewollten Aktionen groß ist. „Es geht um die Sicherheit der Bewohner und Gäste“, sagt Fiebelkorn. „Manche Besucher sind sehr verängstigt“, wenn sie auf dem Weg zu ihrem Auto seien. „Positiv ist, dass sie nicht mehr durch den Tunnel gehen müssen“, ein Fußweg führe herum.

Vom Tourismus lebt das Unternehmen „Harzdrenalin“. Geschäftsführer Maik Berke sagt, die Treffen der Szene schädigten den Ruf der Talsperre. Falsch sei, dass es durch die Tuning-Fans nicht genug Parkplätze für Gäste gebe. Diese seien eher tagsüber an dem Stausee unterwegs.

Harzdrenalin-Chef Berke: Tuning-Szene schadet dem Ruf der Talsperre

Polizei, Kommune und Verkehrsbehörden sind sich einig: Sie wollen gemeinsam darüber diskutieren, wie mit der Situation am Tunnel - der als „Soundröhre“ bekannt ist - umgegangen werden kann. „Wir sind noch in der Findungsphase“, sagt Nadine Sünnemann vom Polizeirevier Harz. Bürgermeister Fiebelkorn berichtet, dass schallschluckende Elemente im Tunnel eingebaut werden könnten. Das sei jedoch mit Kosten verbunden. Von Rüttelstreifen - sie erzeugen Vibrationen und Geräusche beim Darüberfahren - im ganzen Tunnel rät er hingegen ab.

Stefan Hörold, Regionalbereichsleiter der Landesstraßenbaubehörde, verweist darauf, dass es bereits Rüttelstreifen am Tunnel an der Rappbodetalsperre gebe. Sie seien nach einer Diskussion mit Verantwortlichen im vergangenen Jahr angebraucht worden, um gegen schnelle und laute Motorräder vorzugehen.

Am Tunnel gibt es bereits Rüttelstreifen - gegen rasende Motorradfahrer

Die Geschwindigkeit sei tatsächlich geringer geworden, sagt er. Der Lärm aber nicht. Die Fahrer würden im Tunnel „am Gashahn drehen und Fehlzündungen verursachen“. Mögliche bauliche Maßnahmen gegen die Auto-Tuningszene will Hörold nicht nennen. Sie sollen sich – wenn überhaupt gewünscht – aus der kommenden Diskussion ergeben. „Es muss eine angemessene Lösung geben“, sagt er auf Nachfrage.

Tuning-Fans nutzen für ihre Vergleiche im Harz auch schon mal den Butterbergtunnel im niedersächsischen Osterode, teilt die Polizei Göttingen auf MZ-Nachfrage mit. Jedoch sei der Straßentunnel bei Rübeland viel beliebter. Ihre Kollegin Nadine Sünnemann bemerkt, die wenigsten Autofahrer und Zuschauer kämen aus dem Harzkreis. Sie reisten etwa aus Thüringen und Niedersachsen an. (mz)

Auf der Facebookseite „Tiefkultur“ sind Bilder und ein Video vom Wochenende zu finden.
Auf der Facebookseite „Tiefkultur“ sind Bilder und ein Video vom Wochenende zu finden.
Ingo Kugenbuch