Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: "Was sollen wir noch alles ertragen?"
Thale/Reinstedt - Ins Gespräch mit den Anwohner kommen - das wollten die Geschäftsführer der Reinstedter Entsorgungs Gesellschaft mbH (REG) am Mittwochabend im Reinstedter Dorfgemeinschaftshaus. Es wurde dann ein eher hitziges Gespräch. Die Pläne der REG, die die RST Recycling und Sanierung GmbH Thale und die RKW Reinstedter Kieswerk GmbH gemeinsam gegründet haben, stießen auf Unmut und Angst.
Gemeinsam wollen die beiden Firmen aus Teilen des Kiessandtagebaus in Reinstedt eine Abfalldeponie für leicht belastete Mineralien und Bauschutt machen. Wie Rainer Gösel, Leiter Geschäftsentwicklung bei der RST, erklärt, hat sich die Gesetzeslage geändert: „Diese Stoffe dürfen nun nicht mehr in den Tagebau verfüllt werden.“ Ihre Belastung mit Stoffen wie etwa Zink liege jedoch trotzdem weit unter dem für Menschen schädlichen Bereich.
Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: Am besten abgeschnitten bei den Untersuchungen
Nun war die RST auf der Suche nach einer Deponie für die mit Z0*, der zweitniedrigsten Schadstoffkategorie, ausgezeichneten Abfälle. „Es gibt eine Deponie bei Magdeburg“, sagt Gösel, „aber man muss sich auch die Frage nach Kosten, Nutzen und Kohlenstoffdioxidausstoß stellen.“
Für eine eigene Deponie prüfte RST fünf Standorte in den Landkreisen Harz und Börde, darunter ein firmeneigener Acker bei Thale und das Kieswerk in Reinstedt. Sie wurden nach einheitlichen Kriterien verglichen - Reinstedt schnitt am besten ab.
„Hier haben wir den Vorteil, dass wir keinen Flächenfraß betreiben“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter der RST, Carl Finck.
Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: Fläche für Landwirtschaft nicht interessant
Die Fläche werde ohnehin bereits industriell genutzt und sei für die Landwirtschaft derzeit nicht interessant. Zudem stehe in Reinstedt deutlich mehr Platz zur Verfügung als an den anderen geprüften Standorten. „Für 500.000 Kubikmeter stellen wir keinen Planungsantrag“, sagte Gösel. In Reinstedt könne man dagegen künftig 2,2 Millionen Kubikmeter Abfall lagern - bei rund 150.000 Tonnen jährlich, von denen der geringer belastete Teil weiterhin in den Tagebau gebracht wird, reicht dieses Volumen für 22 Jahre aus.
Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: Mehr Lasterverkehr durch den Ort
„22 Jahre, das ist eine lange Zeit“, meldete sich die Reinstedterin Iris Meyer zu Wort. Die Dauer der Deponierung ist aber beinahe noch die geringste Sorge der Bewohner des Falkensteiner Ortsteils.
Sie sprachen in einer emotional geführten Diskussion mit den Experten der Betreibergesellschaft zahlreiche Ängste an, etwa vor mehr Lasterverkehr durch den Ort, dreckigeren Straßen und der Gefahr, dass Schadstoffe ins Grundwasser gelangen.
Sichtlich aufgebracht trug ein Reinstedter seine größte Sorge vor: „Eine Deponie vor der Haustür wertet ja die Einfamilienhäuser und Grundstücke im Ort nicht unbedingt auf.“ Ein anderer fragte, was wohl als Nächstes folge: „Den Windpark haben wir hier schon, das Kieswerk und jetzt die Deponie, was sollen wir denn noch ertragen?“
Stellenweise hatte Kommunikationscoach Mark Hörstermann, der als Moderator durch den Abend leitete, Schwierigkeiten, die Debatte wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: Deponie wird nie ganz zu erkennen sein
Die Betreiber gingen auf jede Sorge der Reinstedter ein. „Wir rechnen nicht damit, dass sich der Wert Ihrer Häuser durch die Deponie groß mindert“, stellte Rainer Gösel klar.
Der maximal 27 Meter hohe Hügel, zeigte er auf einer Karte auf, ist laut Plan künftig nur von der Rückseite der Häuser in einer einzigen Straße im Ort zu sehen. „Die Deponie wird nie im Ganzen als solche zu erkennen sein“, fügte er hinzu - sie werde in sechs Bauabschnitten angelegt. Wenn ein neuer Abschnitt eingelagert werde, werde der vorige bereits begrünt.
Angst vor Abfalldeponie in Reinstedt: Verkehr geht nicht durch den Ort
Um den Schmutz auf der Straße zwischen Reinstedt und Frose, von wo aus die Einfahrt zur Deponie abzweigen soll, zu verringern, versprachen die REG-Chefs, eine neue Kehrmaschine und eine neue Reifenwaschanlage anzuschaffen.
Zur Kontrolle des Grundwassers, die viermal jährlich erfolgen soll, sollen vier Messstellen auf dem Gelände eingerichtet werden. Mit einer Schutzschicht unter der Deponie wird der Abfall vom darunter liegenden Grund getrennt, das Wasser läuft in ein Becken im Norden des Abfallhügels ab. Und die Lastfahrzeuge, versicherten die Betreiber, sollen hauptsächlich von Norden aus zur Deponie fahren - also nicht durch Reinstedt. (mz)