Amtswechsel in den USA Amtswechsel in den USA: Ich werde Schwarz tragen

Quedlinburg/Wernigerode - Der Amtsantritt von Donald Trump als 45. Präsident der USA wird von Protestdemonstrationen begleitet sein: Tausende seiner Gegner wollen das Ereignis am kommenden Freitag, dem 20. Januar, stören.
Auch in Deutschland lebende US-Bürger wollen ihrem Unmut Luft machen - auf die eine oder andere Art. Für sie ist der Amtswechsel ein sehr emotionales Thema. „Ich werde Schwarz tragen“, antwortet Robert Cowan leise, aber bestimmt auf die Frage, was er am 20. Januar tun wird.
Hochschulprofessor hat damals noch gejubelt
Der Kalifornier ist Professor an der Hochschule Harz in Wernigerode und leitet dort das Sprachenzentrum. An einem Schrank in seinem Büro klebt ein Wahlplakat mit dem Porträt Barack Obamas. Cowan macht keinen Hehl aus seiner politischen Haltung; 2012 und 2016 hat er in Wernigerode Wahlpartys zu den Präsidentschaftswahlen in den USA organisiert. 2012, bei Obamas Wiederwahl, hat er gejubelt. 2016, als die Demokraten die Wahl verloren, war er schockiert.
„Ein Freund aus Amerika war da, und wir dachten, wir würden den Wahlsieg feiern und dass diese schlimmen Zeiten, die wir im Wahlkampf erlebt haben, vorbei wären. Aber es hat erst angefangen“, sagt Cowan.
Die Abschiedsrede Obamas habe er ebenso wenig im Fernsehen mit verfolgen können wie die erste Pressekonferenz Trumps als designierter Präsident: „Zu emotional“, sagt er kurz.
Kalifornier ist wütend über Trump-Einzug
Dass Trump ins Weiße Haus einziehen wird, macht den Kalifornier wütend. „Tatsachen haben bei Trump-Unterstützern keine Bedeutung“, meint er. „Man kann mit denen nicht reden.“
Hillary Clinton hat die Wahl trotz Stimmenmehrheit verloren - wie schon andere Kandidaten vor ihr in der Geschichte der USA, und das liegt am Wahlsystem, das Cowan dennoch verteidigt: Es sorge für einen Ausgleich: „Ohne Wahlmänner könnten die Ost- und die Westküste das Land regieren.“
Freunde und Bekannte werden bei Protestdemonstrationen rund um den Tag des Amtsantritts Trumps dabei sein, erzählt er. „Ein Freund aus San Diego fliegt dafür nach Washington. Hoffentlich kommen viele Menschen dorthin“, sagt Cowan. Er selbst sei „politisch aktiv, wie es möglich ist, wenn man im Ausland ist“: Er leiste „demokratischen Widerstand in verschiedenen Organisationen“.
Harriett Watts würde bei der Demo gern dabei sein
Auch Harriett Watts, die seit vielen Jahren in Quedlinburg lebt, im Kulturleben und als Organisatorin der Veranstaltungsreihe „Melanchthons Erben“ der Kreisvolkshochschule aktiv ist, würde am 20. Januar gerne demonstrieren und in Berlin dabei sein, wenn ihre Landsleute vor dem Brandenburger Tor stehen. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie es nicht.
Sie sei immer noch schockiert, sagt sie. Aber: „Es ist schön, dass ich als Wählerin offiziell als Bürgerin des Staates Massachusetts gelte. Mit Elisabeth Warren gibt es dort eine Senatorin, die eine sehr wichtige Rolle spielt.“
Die populäre Demokratin ist für ihre Kritik an Trump bekannt und wurde eine Zeit lang als Vizepräsidentin von Hillary Clinton gehandelt. Watts Fazit nach deren Niederlage: „Die Demokraten müssen viel an sich arbeiten.“ Sie denkt auch, dass Trump anders als bisher reagieren müsse, wenn er im Amt ist.
Cowan sieht schon Licht am Horizont, denn an der Basis seien die Demokraten bereits stärker geworden: „Hoffentlich werden sie beim nächsten Wahlkampf in zwei Jahren so motiviert sein, dass sie die Mehrheit bekommen.“
***************************************
Die Organisation American Voices Abroad - Amerikanische Stimmen im Ausland - hat zu einer Veranstaltung in Berlin eingeladen. Dort soll am 20. Januar unter anderem am Brandenburger Tor gegen den „weltweiten Trumpismus“ demonstriert werden. (mz)