Amadeus, Laura und Phoenix Amadeus, Laura und Phoenix aus Halberstadt: Die Drei sind nun Westerhäuser

Westerhausen - Behutsam legt Richard Bleyer Laura in ein kleines Bettgestell und deckt sie zu. Der Papagei bleibt eine kurze Weile ruhig liegen, dann fängt er an, mit dem Schnabel an der Bettdecke im Vogelformat herumzuzerren. Das ist für den jungen Ara-Trainer aus Blankenburg das Signal, dass Lauras Geduld bei dieser Übung bald zu Ende ist.
Schneller als der ungeübte Beobachter schauen kann, lässt er seine rechte Hand durch das Bett fahren - und hat den Vogel im nächsten Moment auf dem Zeigefinger sitzen. Ein paar Kratzer auf dem Handrücken zeugen von früheren Trainingsstunden. „Mit Laura habe ich mich am Anfang nicht gut verstanden“, erzählt der 17-Jährige. „Inzwischen haben wir aber einen gemeinsamen Nenner gefunden.“
Amadeus, Laura und Phoenix: Sie gehörten zur namhaften Show aus Kreisstadt
Gemeinsam mit Amadeus und Phoenix gehört Laura zu den neuesten Bewohnern des Tiergeheges Westerhausen. Die drei Papageien waren zuvor im Halberstädter Tiergarten zu Hause und sind unlängst nach Westerhausen umgezogen.
Über die Region hinaus bekannt sind sie durch die Papageien-Shows der Brüder Bussenius geworden: Mathias und Michael Bussenius führten 1979 die erste Vogel-Vorstellung mit einstudierten Kunststücken auf. Seitdem standen sie - mit wechselnder tierischer Besetzung - mehr als 4.000 Mal im Tierpark Halberstadt und an etlichen weiteren Orten im ganzen Land auf der Bühne.
Als Richard Bleyer sein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Halberstädter Tiergarten anfing, ahnte er noch nicht, dass er einmal in diese gewaltigen Fußstapfen treten sollte.
Amadeus, Laura und Phoenix: Einen guten Draht zu den Vögeln entwickelt
„Ich habe in diesem Jahr einen guten Draht zu den Vögeln entwickelt“, blickt der junge Blankenburger zurück. „Wir haben uns in der Zeit richtig aneinander gewöhnt.“ Das sei von den Bussenius-Brüdern nicht unbemerkt geblieben: „Sie haben mich nach dem Jahr gefragt, ob ich mich auch weiter um die Papageien kümmern möchte.“ Dass er sich das sehr gut vorstellen könnte, sei Bleyer während des Freiwilligendienstes ebenfalls klar geworden.
Eberhard Heintze: „Die Tiere sind für uns ein Glücksgriff und ich bin dankbar, dass sie Halberstädter sie uns überlassen haben.“
Die Entscheidung, die Aras nach Westerhausen zu holen, sei dann vor rund einem Jahr gefallen, schildert Eberhard Heintze. Er sitzt dem Förderverein des Tierparks im Thalenser Ortsteil vor, der für das Tiergehege verantwortlich zeichnet. Dort ist für Amadeus, Laura und Phoenix in den vergangenen Monaten ein neues Domizil mit Innen- und Außenbereich entstanden - klimabedingt halten sich die Vögel momentan eher im Gebäudeinneren auf.
„Die Tiere sind für uns ein Glücksgriff und ich bin dankbar, dass sie Halberstädter sie uns überlassen haben“, erklärt Heintze. Die Tiergärten in Halberstadt und Westerhausen verbinde eine über 25-jährige Freundschaft.
Richard Bleyer absolviert indes ein zehnmonatiges Praktikum im Westerhäuser Tierpark - und übt jeden Tag etwa eine halbe Stunde mit den drei Aras. „Es ist wichtig, dass das Training regelmäßig stattfindet, aber es sollten auch nicht mehr als 30 Minuten am Tag sein“, legt er dar.
Auch für die Pflege der Tiere ist er zuständig, soll sich aber künftig mit anderen Mitarbeitern des Tiergeheges abwechseln, sagt Heintze. „Es sollen sich alle an die Vögel gewöhnen.“ Im kommenden Jahr will Bleyer eine Fachausbildung zum Tierpfleger beginnen, die drei Jahre dauert. Ein Job für danach ist schon in Aussicht: „Es steht hundertprozentig fest, dass er dann bei uns einen Platz erhält“, kündigt Heintze an.
Amadeus, Laura und Phoenix: Aufführungen nun nach Bedarf
Feste Termine für die Vogel-Shows, wie bei den Brüdern Bussenius, soll es dagegen in Zukunft nicht mehr geben: Vielmehr soll sich das Angebot nach der Nachfrage richten. „Wenn 80 bis 100 Besucher hier sind, kann Richard eine Darbietung machen“, skizziert Eberhard Heintze. „Von Blankenburg kann er ja in ein paar Minuten hier sein.“ Kinder könnten sich dann auch mit den Papageien fotografieren lassen.
Unter den drei Neuen im Tiergehege ist übrigens Phoenix der jüngste: Er kam erst im Juli zur Welt und wurde von Richard Bleyer komplett von Hand aufgezogen. Amadeus ist 14 und Laura 37 Jahre alt. Bis zu 90 Jahre alt können Vögel aus der Gattung der Eigentlichen Aras werden. (mz)
