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Trotz schlechter Ernten Trotz schlechter Ernten: Bauern in Anhalt-Bitterfeld wollen ihre Felder nicht verkaufen

Von Tim Fuhse 19.09.2020, 08:00
Auf einer Grünfläche in der Nähe von Löberitz werden Grassamen ausgebracht.
Auf einer Grünfläche in der Nähe von Löberitz werden Grassamen ausgebracht. André Kehrer

Salzfurtkapelle - Trotz Hitze, Trockenheit und schlechten Ernten behalten die hiesigen Bauern ihre Felder bislang in eigener Hand. Ackerlandkäufe branchenfremder Investoren - wie jüngst in Thüringen - gibt es in Anhalt-Bitterfeld kaum. Vor Ort wurden in diesem Jahr bis Ende Juni nur 11,9 Hektar solcher Flächen an Käufer abgegeben, die keine Landwirte waren.

Einzig im Burgenlandkreis (0,4 Hektar) und im Kreis Wittenberg (2,9 Hektar) waren es weniger. Auch in den Jahren zuvor rangierte Anhalt-Bitterfeld hier mit 42,2 (2019) und 55,4 (2018) verkauften Hektar jeweils im unteren Mittelfeld der Landkreise. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Eisenreich (Linke) hervor. Allerdings basieren die Zahlen auf freiwilligen Angaben und können deshalb unvollständig sein.

Nährboden für die Sorge um mögliche Landnahme durch branchenfremde Unternehmen gibt es in der Region aber durchaus. Anderswo wurden in diesem Jahr schon deutlich mehr Ackerflächen an Nicht-Landwirte verkauft.

Branchenverbände äußerten die Sorge, dass vermehrt Ackerflächen zum Spekulationsobjekt werden könnten

Etwa im Salzlandkreis (168,4 Hektar), in Mansfeld-Südharz (125,1 Hektar), dem Altmarkkreis Salzwedel (73,2 Hektar) und dem Harz (64,4 Hektar). Anfang Juni sorgte zudem ein Fall aus Thüringen für Aufsehen. In Bad Langensalza wurde die Agrarfirma ADIB mitsamt rund 6.000 Hektar Fläche verkauft - an die Lukas-Stiftung von Theo Albrecht Junior, dem Erben der Supermarkt-Kette Aldi.

Das hatte für Kritik gesorgt. Verschiedene Branchenverbände äußerten die Sorge, dass vermehrt Ackerflächen zum Spekulationsobjekt werden könnten. Dieser Gefahr sehen die hiesigen Landwirte sich derzeit aber kaum ausgesetzt. „Hier im Landkreis hält sich das generell stark in Grenzen“, sagt Thomas Külz, der Vorsitzende des Bauernverbands Anhalt, über branchenfremde Landkäufe. Zwar wisse man um Fälle wie jenen im thüringischen Bad Langensalza. Der Landwirt aus Salzfurtkapelle gibt aber auch zu bedenken, dass branchenfremde Geldgeber nicht zwangsläufig eine „feindliche Übernahme“ bedeuten müssen.

Umworben sind Acker- und Grünflächen derweil aber auch vor Ort. „Natürlich ist das ein begehrtes Gut“, sagt Külz. „Das ist unsere Arbeitsgrundlage.“ Freie Gebiete gebe es in Anhalt-Bitterfeld nicht mehr. „Da wird bloß mal hin- und hergetauscht“, erklärt der Vorsitzende. Teils veräußerten Erbengemeinschaften oder die Landgesellschaft allerdings noch Flächen. Zuletzt sei aber weniger gekauft worden - wegen der schlechten Erträge fehle das Geld.

„Die Kaufpreise im Landkreis sind stagniert“

Dabei ist der Boden vor Ort relativ günstig. Auch das zeigen die Zahlen der Landesregierung. Im Durchschnitt kostete ein Hektar Ackerland in Anhalt-Bitterfeld dieses Jahr bislang rund 14.000 Euro. Verglichen mit den anderen Landkreisen liegt man damit im unteren Drittel.

Nur in Wittenberg (9.700 Euro), dem Altmarkkreis Salzwedel (11.600 Euro) und dem Jerichower Land (12.900 Euro) kostete der Hektar weniger. Im Salzlandkreis (26.700 Euro), dem Saalekreis (23.400 Euro), dem Harz (23.400 Euro) und der Börde (21.500 Euro) war er deutlich teurer. Auch Grünland ist vor Ort mit 5.200 Euro pro Hektar vergleichsweise günstig. Im Salzlandkreis etwa zahlen Käufer für den Hektar durchschnittlich 14.700 Euro.

Verändert hat sich an diesen Zahlen zuletzt relativ wenig. „Die Kaufpreise im Landkreis sind stagniert“, sagt auch Külz. Grundsätzlich bemesse sich der Preis nach der Bodenqualität, die wiederum viel mit der Regenmenge zu tun habe. Hier gebe es im Landkreis erhebliche Unterschiede. „Richtung Zörbig und Brehna haben wir sehr gute Böden“, erklärt Külz. „Richtung Salzfurtkapelle und Thurland sind es leichte Böden.“ Letztere seien nicht so ertragsreich wie etwa jene in der Börde. Entsprechend geringer falle deshalb der Kaufpreise aus. (mz)

Bauernverbandschef Thomas Külz
Bauernverbandschef Thomas Külz
André Kehrer