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Schutzhof in Burgkemnitz Schutzhof in Burgkemnitz: Gnadenzeit für alte und verletzte Pferde

Von Sylvia Czajka 17.03.2017, 07:00
Die Feuchtigkeit steckt im Boden. Dagegen wird schon einiges unternommen.
Die Feuchtigkeit steckt im Boden. Dagegen wird schon einiges unternommen. André Kehrer

Burgkemnitz - Günter ist ein rheinisch-deutsches Kaltblut. Ein wieherndes Kraftpaket. Das war er nicht immer - früher war er Haut und Knochen. Vor drei Jahren wetzte der Pferdeschlachter schon das Messer. Doch das Tier wurde ausgelöst, der Schlachtpreis bezahlt. Seitdem grast Günter aus Brandenburg bei Moritz in Sachsen-Anhalt.

Namensgeber Moritz war eines der ersten Pferde auf dem Hof

Moritz, so nennt sich der Pferdeschutzhof, ein Verein für Tier- und Naturpädagogik, der Pferden, die alt, krank und pflegebedürftig sind, ein Zuhause bietet. Dazu gehören auch Pferde, die einerseits von ihren Besitzern nicht mehr ausreichend versorgt werden konnten beziehungsweise aufgrund hoher sportlicher Beanspruchung oder Erkrankungen ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen können.

Zum Namensgeber wurde übrigens Moritz, eines der ersten Pferde, die ihr Gnadenbrot inmitten der Dübener Heide genießen, erzählt Katja Koch, die Vereinsvorsitzende.

20 Pferde erhalten in Burgkemnitz ihr Gnadenbrot

Seit 2012 gibt es Moritz als Verein. Mittlerweile sind es 20 Pferde, die in Burgkemnitz gut behütet alt werden dürfen. Dafür sorgen viele Ehrenamtliche. Mit dem Freizeit-Reitverein Burgkemnitz, dessen Gründung bereits auf das Jahr 1999 zurückgeht, ist der Pferdeschutzhof gewissermaßen eine Symbiose eingegangen, so dass auf dem Gelände des Pferdehofes, beide Vereine gleichberechtigt nebeneinander angesiedelt sind und voneinander profitieren.

Zweck des Reitvereins ist es, eine Begegnungsstätte für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren zu schaffen. Dabei nimmt die Arbeit mit geistig oder körperlich behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einen besonderen Teil der Tätigkeit ein. Dazu gehört neben der Begegnung mit den Tieren auch das Angebot des therapeutischen Reitens.

Ein großes Problem: Das Gelände verschlammt zusehends

„Es gibt viel zu tun“, sagt Carmen Reinhardt, die Vorsitzende des  Freizeit- und Reitvereins. Und es gibt auch ein Problem, das die Pferdeliebhaber derzeit beschäftigt: Das Gelände verschlammt zusehends. Das habe historische Ursachen. Früher war hier - wo Günter & Co. heute stehen - Sumpfgebiet.

Für die Trockenhaltung sorgte einst der damalige Tagebaubetreiber, informiert Annette Baier, die gute Seele des Pferdeschutzhofes. Jetzt mache sich die Feuchtigkeit wieder breit. Und die Vereine haben tüchtig damit zu kämpfen.

Vor allem dort, wo die Tiere stehen, soll es trocken sein. Dafür haben die Ehrenamtlichen in Paddockmatten investiert, um für trockene Hufeisen zu sorgen. Eine kostspielige Angelegenheit. Allein im letzten Jahr verschlang der Schlamm mehr als 10.000 Euro. In Burgkemnitz ist Hilfe von außen gern gesehen, darüber würde sich Vereinsschatzmeister Frank Mühlhause freuen.

Denn das, was hier in Burgkemnitz über die Jahre gewachsen ist,   habe in der heutigen Zeit wohl Seltenheitswert, schätzt er ein.   Pferd und Mensch, Jung und Alt, krank und gesund - hier schließt sich der Kreis des Miteinanders. Symbiose eben.

Das rheinisch-deutsche Kaltblut Günter bleibt in Burgkemnitz, bis seine Gnadenzeit abläuft. Dazu gehören auch Glück und Menschen, die das Quäntchen Pferde-Glück am Leben halten. (mz)

Wer sich über die Arbeit informieren  oder Hilfe geben will, kann das unter Tel. 0178/1 64 93 59.