Scheune in Libbesdorf Scheune in Libbesdorf: Rentner pflegt zehn Igel

Libbesdorf - Wenn man den alten Stall betritt, hört man ein leises Knurren, gefolgt von hektischem Rascheln. Und dann sind sie auch schon wieder weg, verstecken sich hinter Regalen und im Stroh. Zehn Igel, sagt Klaus Fenske, leben zur Zeit in seiner Scheune. „Zwei große und acht Jungtiere, um genau zu sein“, erklärt der Mann aus Libbesdorf.
Seit er seine neuen Nachbarn bemerkt hat, kümmert sich Fenske um die Igel. Zwei Dosen Katzenfutter bekommen sie - eine morgens, eine abends. Dazu gibt es Wasser, keine Milch. „Nicht, dass die Igel noch Durchfall kriegen. Das will ich natürlich nicht“, bekräftigt der 84-Jährige. Trockenfutter und Obst mögen die Tiere dagegen nicht so gern. „Sie machen beim Fressen jedenfalls immer eine ziemliche Schweinereien, die Brüder“, berichtet der Libbesdorfer - der sich aber trotzdem gern um die Tiere kümmert.
Seit über 60 Jahren wohnt Fenske in Libbesdorf. Doch so viele Igel auf einmal habe er noch nie bei sich auf dem Grundstück gehabt. Dass er sich um die Igel kümmert, ist für ihn Ehrensache. „Ich muss das doch machen. Einer muss sich um sie kümmern, das ist wichtig“, betont der 84-Jährige. So viele Igel würden von Autos überfahren, da sei es nötig, ihnen auch zu helfen.
Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Fenske sich um Igel kümmert. Seit Jahren suchen die Tiere in seinem Garten Schutz und er pflegt sie.
Aber dieses Jahr seien sie zum ersten Mal in den alten Stall neben dem Wohnhaus eingezogen. Anfang September hat er die Igel entdeckt. „Zuerst waren es nur vier kleine und ein großer, ein paar Tage später doppelt so viele.“ Nach der ersten Igelmutter mit Nachwuchs habe sich wohl noch eine zweite Stachelfamilie hinzugesellt, vermutet Fenske. „Seitdem wachsen die kleinen jeden Tag gewaltig.“ Maßen sie zuerst nur ganz wenige Zentimeter, so sind sie die größeren Jungtiere inzwischen gut 15 Zentimeter lang.
In seinem Garten macht Fenske jedes Jahr zwei Kisten mit Laub fertig, damit die Igel dort überwintern können. Auch seine diesjährigen Schützlinge werden sich bald dorthin zurückziehen, glaubt er. „Ich denke aber, dass die kleinsten von ihnen nicht durchkommen werden.“ Das sei ja oft so.
Überhaupt ist Fenske ein Tierfreund, hält Kaninchen, Hühner und Tauben. Dann gibt es noch Kater Moritz. Der habe aber kein Problem damit, dass die Igel Katzenfutter bekommen. „Ihm schmeckt diese Sorte sowieso nicht. Moritz will anderes Futter.“ Und auf die Idee, Igel zu jagen, käme der Kater sowieso nicht. „Dazu ist der Moritz viel zu schlau.“
Ersatz für aufgeräumte Gärten
Fenskes Bemühungen um die Igel seien „völlig in Ordnung“, urteilt der Köthener Tierparkchef Michael Engelmann. Zusätzlich zu Katzenfutter könne man den Tieren auch Obst füttern - alles, was im heimischen Garten anfalle. Dass sich regelmäßig Igel bei Fenske niederlassen, zeige deutlich, dass „bei ihm das Unterschlupfangebot absolut passt.“
Ein Problem für stacheligen Tierchen seien im Übrigen allzu aufgeräumte Gärten, in denen es keine natürlichen Versteckmöglichkeiten mehr wie Laubhäufen und Gebüsche gebe, so Engelmann.
(mz)
