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Krebsgefahr an Berufsschule Krebsgefahr an Berufsschule: Sanierung in Bitterfeld beginnt - Zeitplan zu halten?

Von Frank Czerwonn 06.07.2018, 05:00
Große Teile des Berufsschulzentrums in Bitterfeld wurden im Februar leergezogen. Ab August sollen dort Bauarbeiter das Sagen haben.
Große Teile des Berufsschulzentrums in Bitterfeld wurden im Februar leergezogen. Ab August sollen dort Bauarbeiter das Sagen haben. André Kehrer

Bitterfeld - Seit Anfang Februar stehen große Teile des Berufsschulzentrums „August von Parseval“ in Bitterfeld leer - ein ganzes Schulhalbjahr lang inzwischen. Nachdem ein Gutachten im Januar mögliche Gesundheitsgefahren durch Schallschutzplatten aus Mineralfasern festgestellt hatte, wurde die Notbremse gezogen.

Rund 1.600 Schüler mussten ausziehen und lernen seitdem in Ausweichdomizilen in Wolfen und Köthen. Doch seitdem heißt es im geräumten Teil des Berufsschulzentrum: Still ruht der See. Die Entsorgung der möglicherweise krebsauslösenden Platten sowie daraus folgende Sanierungsarbeiten fanden bislang noch nicht statt. Doch das soll sich nun ändern. Die ersten Arbeiten sollen laut Landrat Uwe Schulze (CDU) am 1. August starten.

Sanierung des Bitterfelder Berufsschulzentrums kostet fast 800.000 Euro

Im Kreistag hat Schulze die kommenden Arbeiten kurz vorgestellt. „Wir werden sie in vier Lose aufteilen“, erklärte er. Dabei handelt es sich um die Schadstoffsanierung, Heizungsarbeiten, Elektroinstallation und Brandschutzschottung/Trockenbau. Die Vergaben laufen gegenwärtig. Insgesamt sollen die Kosten 778.800 Euro betragen. Dies wird aus dem Haushaltsbudget finanziert.

Die auf den ersten Blick lange Zeit des Stillstands seit dem Auszug erklärt Kreissprecherin Marina Jank: „Der Umzug hat ja sehr schnell stattgefunden, um dem vorbeugenden Gesundheitsschutz für Schüler und Lehrer Rechnung zu tragen.“ Doch konnte man nicht sofort danach mit den Arbeiten loslegen, da die Kreisverwaltung an das Vergaberecht gebunden sei. Dazu zählen die Erarbeitung der Vergabeleistungen, die Ausschreibung, die Vergabe. „Das dauert seine Zeit. Da haben wir gar keine andere Möglichkeit“, so Jank. Doch was passiert in den nächsten Wochen nun konkret?

Schadstoffsanierung vom 1. August bis 30. November

Hier geht es um die Entfernung und Entsorgung der Schallschutzverkleidungen und Schottungen, die die unter Krebsverdacht stehenden künstlichen Mineralfasern (KMF) enthalten. So müssen auf 1600 Quadratmetern die Paneele der Wandverkleidung ausgebaut und jedes einzelne markiert werden, damit später der genaue Entnahmeort wiedergefunden werden kann. Die drei Zentimeter dicke Schallschutzinnenwanddämmung aus KMF muss ausgebaut, verpackt und in Containern entsorgt werden.

Das betrifft ebenso die starke Dämmauflage der Unterhangdecken aus Gipskarton, die dazu abgehängt werden müssen. Anschließend müssen die Leitungen der Klimaanlage sowie alle aufsteigenden Wände und Decken sowie alle Einbauten der Innenwandverkleidung - wie Lüftungskanäle und -gitter oder Sanitärleitungen - feingereinigt werden. All diese Arbeiten müssen unter besonderen Schutzmaßnahmen mit Schutzkleidung und Staubabschottung durchgeführt werden.

Heizungsarbeiten vom 10. August bis 20. Dezember

Insgesamt müssen im betroffenen Gebäudeteil 60 Heizungskonvektoren ausgewechselt und drei weitere installiert werden. Zu den Aufgaben gehören außerdem die Spülrohr-Entgasungen samt baulich erforderlicher Demontagen und Nebenarbeiten.

Elektroinstallation vom 10. August bis 20. Dezember

Zu diesem Bereich gehört als erstes die Lieferung des Baustroms. Anschließend wird die Beleuchtung neu installiert, die aus 204 LED-Leuchten besteht. Hinzu kommt der Einbau von Beameranschlüssen in den rund 100 Unterrichtsräumen.

Brandschutz vom 1. September bis 31. Januar 2019

Zum vierten Bereich der Arbeiten gehört die Erneuerung der gesamten Brandschottungen in dem Gebäude. Außerdem müssen Trockenbaudecken zurückgebaut werden, weil sich dort Staub der KMF-haltigen Faser abgelagert haben könnte. Anschließend werden neue Decken eingebaut.

Stellt sich zuletzt die Frage nach der Dauer der umfangreichen Gesamtmaßnahme. Kurz nach dem Bekanntwerden des Sanierungszwangs waren im Dezember 2017 Zweifel am Zeitplan von nur einem Jahr ab dem Auszug aufgekommen. Doch inzwischen scheint man optimistischer: „Bei einer Bauausführung der Sanierung im vorgesehenen Zeitfenster kann die Schule zum Sommerhalbjahr 2019 wieder in vollem Umfang genutzt werden“, sagte Schulze. (mz)