HG Köthen gegen HC Einheit Plauen HG Köthen gegen HC Einheit Plauen : Der letzte Strohhalm

Köthen - Nein, sagt Sven Liesegang, es liege nicht nur an den Verletzten. Der HC Einheit Plauen steht auf dem vorletzten Tabellenplatz der Mitteldeutschen Oberliga. Fünf Pluspunkte fehlen zum rettenden Ufer. Zwar hat der HC Einheit noch ein Nachholspiel, also ein Spiel mehr als die Konkurrenten im Abstiegskampf, zu absolvieren, dennoch muss schon ganz viel zusammen kommen, damit der ambitionierte Verein aus Sachsen die Klasse hält.
Beispielloses Verletzungspech
Am morgigen Sonnabend ist die HG 85 Köthen zu Gast in Plauen. Der Tabellenerste als Plauens Gradmesser? Vor dem Saisonstart hätten wohl die meisten damit gerechnet, dass es ein Spitzenspiel werden würde. Schließlich hatte der HC Einheit die Saison 2014/15 als Zweiter hinter dem USV Halle beendet. Doch nun, im April 2016, ist es ein Duell, bei dem es für den einen um den Gewinn der Meisterschaft geht. Und für den anderen ums nackte sportliche Überleben.
Noch einmal die Frage: Woran liegt es, dass der HC Einheit Plauen diese Albtraum-Saison erlebt? Sven Liesegang wiederholt sich: „Es liegt nicht nur an den Verletzten.“ Der 46-jährige, ehemaliger Handballprofi, der mit dem SC Magdeburg 2002 die Champions League gewann und später, vor seinem Engagement in Plauen, die Drittligisten SV Anhalt Bernburg und Dessau-Roßlauer HV trainierte, klingt entschuldigend. Er will keine einfachen Ausreden. Aber natürlich könne man nicht von der Hand weisen, dass das Verletzungspech in dieser Saison Plauen beispiellos erwischt hat.
Jan Richter fiel monatelang mit einer gerissenen Patellasehne in Folge einer herausgesprungenen Kniescheibe aus. Spielmacher Alin Bosneac zog sich einen komplizierten Mittelhandbruch zu. Pascal Wolf riss sich bei einem Arbeitsunfall fast einen Finger der Wurfhand ab. Richtig bitter ist Adrian Rothers Verletztengeschichte: Der Rückraumspieler fiel ein Vierteljahr wegen Achillessehnen-Beschwerden aus. Als er wieder spielte, brach er sich die Hand. Seit wenigen Wochen hatte er auch das überstanden, riss sich aber am Dienstag - die Achillessehne. Zudem fällt nun auch Stammkeeper Steffen Schüller mit einem Meniskusschaden bis zum Saisonende aus. Und auf der Kreis-Position steht dem Trainer nicht ein fitter Spieler zur Verfügung. „Es ist verflixt“, sagt Sven Liesegang, „so etwas gibt es eigentlich gar nicht.“
Wichtige Spiele oben wie unten gibt es am 23. Spieltag der Mitteldeutschen Oberliga. Oben duellieren sich der Tabellenzweite ESV Lok Pirna und der Vierte HC Aschersleben. Der HCA hat viel wiedergutzumachen, verlor das Hinspiel vor heimischem Publikum 16:31.
Unten wollen Plauen-Oberlosa und Freiberg im direkten Duell den nächsten Schritt in Richtung Klassenerhalt machen.
Was er aber meint, wenn er sagt, dass der Saisonverlauf nicht nur mit dem Verletzungspech zu begründen ist, erklärt Liesegang wie folgt. „Man muss einfach ganz klar sagen, dass wir jedes knappe Spiel verloren haben.“ Das Spiel gegen die HSG Freiberg fällt ihm ein, in dem seine Mannschaft fünf Minuten vor dem Ende mit vier Toren führte, dennoch verlor. Oder die knappe Niederlage gegen den Zwickauer HC. Beides Konkurrenten im Abstiegskampf. Und dann war da diese deutliche Niederlage am Sonnabend beim HC Aschersleben. 22:32 hieß es nach 60 Minuten. „Was wir da in der zweiten Halbzeit gemacht haben, das hatte nichts mit Handball und schon gar nichts mit Abstiegskampf zu tun“, sagt Liesegang.
Saison nicht abschenken
Der Trend ist schlecht, dennoch versucht der Trainer alles, die Spieler wachzurütteln. „Es klingt abgedroschen, aber solange es möglich ist, sollten wir alles probieren, um die Klasse zu halten.“ Es dürfe nicht sein, dass die Mannschaft die Saison trotz aller Unglücke abschenkt. Schon gar nicht wegen der Fans, die immer noch Heimspiel für Heimspiel in die Halle strömen und den HC Einheit Plauen zum zuschauerstärksten Verein der Mitteldeutschen Oberliga machen.
Die HG 85 Köthen wird also am Samstag vor gut gefüllten Tribünen auf eine Mannschaft treffen, die verzweifelt den letzten Strohhalm festhält. Man könnte fast Mitleid haben. Aber Sport ist Sport, es zählen meistens nur Ergebnisse. (mz)
