Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Neues Selbstwertgefühl für HG 85 Köthen

Köthen - Zwei Siege gegen Topteams. 29:27 gegen den Tabellendritten HSG Rodgau Nieder-Roden. 35:33 gegen den Tabellenführer HC Elbflorenz Dresden. Und alle fragen sich: Wie war das möglich? Die HG 85 Köthen gilt seit dem ersten Tag ihrer Drittliga-Zugehörigkeit als Abstiegskandidat Nummer eins. Und der Hinrundenverlauf bestätigte diese Prognose. Doch im Jahr 2015 steht eine andere Köthener Mannschaft auf dem Parkett. Doch wie kam es zu diesem Leistungssprung?
Die Mannschaft wirkt reifer
Max Ziemann saß am Sonnabend nach dem Coup gegen Dresden entspannt neben einem Freund auf der Tribüne. Er zuckte mit den Achseln. „Gegen so einen Gegner brauchten wir uns überhaupt keine Platte zu machen. Wir sind entspannt ins Spiel gegangen.“ Entspannt statt angespannt also. Aber wenn der nötige Druck fehlt, kann das schnell dazu führen, dass man unkonzentriert spielt. Nicht so Köthen. Die HG 85 spielte gegen Dresden und zwei Wochen zuvor gegen Nieder-Roden so gut wie noch gar nicht in dieser Saison. Nie zuvor leisteten sich die Spieler so wenig technische Regelfehler. Die überhasteten Aktionen haben deutlich nachgelassen.
Spielertrainer Steffen Fischer hatte auf der Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass in der Rückrunde mehr Alternativen zur Verfügung stehen. „Man sieht jetzt, welches Potenzial die Mannschaft hat“, so Fischer. Der Spielertrainer hat nun die Möglichkeit, in Abwehr und Angriff so aufzustellen, dass die Spieler ihre Stärken ausspielen können. Wichtiger Nebeneffekt: Keiner muss über die Erschöpfung hinaus spielen. „Jeder kann sich erholen“, sagt Martin Lux. Der Mannschaftskapitän war gegen Dresden mit erster und zweiter Welle auch offensiv erfolgreich, vordergründig wurde Lux aber in der Abwehr eingesetzt. Genauso Max Ziemann.
Im Angriff waren und sind die Qualitäten von Fischer und Svajunas Kairis gefragt. Das Offensivspiel ist ausbalancierter. Köthen wartet geduldig auf die Chance, auch wenn die gegnerische Abwehr gut steht. „Wenn wir konsquent unsere Kombinationen spielen, sind wir erfolgreich“, sagt Kairis.
Es hat aber auch eine Entwicklung im Kopf stattgefunden. Die Mannschaft wirkt reifer, die Spieler haben sich an die Gegebenheiten in der dritthöchsten deutschen Spielklasse gewöhnt. Und auch an den Trainer. „Jeder Trainer bringt Neues“, sagt Svajunas Kairis. Die Mannschaft und Steffen Fischer mussten erst den richtigen Umgang miteinander finden. Die Konstellation mit Co-Trainer Andreas Grube, der bei Heimspielen an der Seitenlinie steht, und Kairis, der als erfahrenster Spieler im Kader häufig das Wort ergreift, in Zusammenarbeit mit Fischer funktioniert.
Höherer Stellenwert
Für die Zuschauer waren die Siege gegen Dresden und Nieder-Roden Balsam, nach Monaten der Erfolglosigkeit. Jeder dieser Siege brachte zwar auch „nur“ zwei Punkte aufs Tableau, sie haben aber ideell einen höheren Stellenwert, als beispielsweise der Erfolg gegen Bad Blankenburg vor vier Wochen. Max Ziemann fasste den Wert in einem Satz treffend zusammen: „Wer gewinnt schon gegen Dresden?“
Das Selbstwertgefühl ist bei Mannschaft und Fans so groß wie lange nicht. Und wer weiß: Vielleicht führt das doch noch zum unerwarteten Ereignis. René Uelsmann versicherte am Sonnabend: „Wir versuchen immer noch, die Klasse zu halten.“ Nach dem Sieg gegen Dresden ist die Hoffnung, dass das klappt, wieder gewachsen. (mz)
