Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Köthener machen Rolle rückwärts

Köthen - Tino Rumpel wählt seine Worte mit Bedacht, deshalb kann man sicher sein, dass der folgende Satz weniger Spielraum offen lässt, als er suggeriert: „Wir werden mit Steffen Fischer als Trainer mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr planen.“ Die vier verbleibenden Spieltage der HG 85 Köthen in der 3. Liga Ost werden also - um im Duktus des Vize-Präsidenten zu bleiben - mit hoher Wahrscheinlichkeit die letzten unter der Leitung des Spielertrainers Steffen Fischer sein.
Option „nicht schriftlich“ gezogen
Eine Entscheidung des Vereins, die man als folgerichtig einstufen kann. Zu Beginn der Rückrunde hatte der Vorstand Fischers Kompetenzen bereits beschnitten. Er sollte sich in Spielen, in denen Co-Trainer Andreas Grube zugegen war, als Trainer zurückhalten und sich auf seine Spielerrolle konzentrieren. Fischer reagierte mit Unverständnis. Vor allem die Zuschauer konnten den Schritt des Vorstands nur als ein Zeichen deuten: Der Vorstand traute Fischer die Doppelrolle nicht zu.
Tor: Sebastian Loske, Phil Döhler / Rückraum: Steffen Fischer (Spielertrainer), Svajunas Kairis, Martin Lux, Max Ziemann, Sebastian Greß (Doppelstarter), Tobias Bauske
Linksaußen: Kevin Model, Florian Lampe (verletzt) / Rechtsaußen: Steven Just, Robert Kreller
Kreis: René Uelsmann / Anschlusskader: Hendrik Rakoczy, Tom Groll
Tino Rumpel hat die Entscheidung des Vorstands, Grube bei Spielen die Trainerrolle zu geben, immer verteidigt und tut es immer noch: „Es war und ist als Hilfe gedacht.“ Blöd nur, wenn es die wichtigste handelnde Person, nämlich Fischer, nicht als Hilfe versteht.
Die HG 85 Köthen hat noch ein weiteres Wochenende spielfrei, ehe es am 19. April auswärts gegen den Dessau-Roßlauer HV geht. Eine Woche später ist Lok Pirna zu Gast. Am 2. Mai muss die HG nach Groß-Umstadt. Zum letzten regulären Saisonspiel empfängt die HG 85 am 9. Mai Kirchzell. (brä)
Nach Gründen gefragt, warum man mit Steffen Fischer nicht weitermachen wolle, antwortet Tino Rumpel mit dessen Doppelbelastung. „Die Kombination des Spielertrainers funktioniert nicht“, sagt der HG-Vize. Fischer hatte sich im Sommer 2014 selbst ins Gespräch gebracht. Das Selbstvertrauen des heute 25-Jährigen imponierte. Rückblickend sagt Rumpel nun: „Wir müssen uns eingestehen, dass wir da zu viel erwartet haben.“
Die Geschichte zwischen Steffen Fischer und der HG 85 Köthen und der - mit hoher Wahrscheinlichkeit - anstehenden Trennung ist aber nicht so einfach. Fischer will nicht gehen. Er beruft sich auf einen Zweijahresvertrag. Den soll es aber so gar nicht geben. Vielmehr habe Fischer im Sommer einen Einjahresvertrag mit einer Option auf ein zweites Jahr unterschrieben. Diese Option hat Fischer laut Tino Rumpel nicht gezogen. „Nicht schriftlich“, sagt der Vize-Präsident. Ein erstes Gespräch zwischen Verein und Fischer führte zu keiner Einigung. Einen nächsten Vorstoß will der Vorstand in den kommenden zwei Wochen machen.
Interessant ist die Situation auch, weil der Vorstand den Spieler Steffen Fischer halten wollen würde. Natürlich nur zu verringerten Bezügen. Dass es dazu kommt, ist unwahrscheinlich. Fischer, der fünf Jahre für verschiedene Vereine in der zweiten Bundesliga gespielt hat, wird - nur als Spieler - nicht in Deutschlands vierthöchste Spielklasse gehen wollen. Der Karriereknick wäre zu groß. Und das es sein Stolz zulässt, als Spieler bei dem Verein zu bleiben, der ihn als Trainer abgesägt hat, darf erst recht bezweifelt werden.
Eine Chance für die A-Junioren
Der Vorstand hat sich - untypisch für HG-Verhältnisse - bereits konkrete Gedanken über die Kader-Zusammensetzung für die Saison 2015/16 gemacht. „Wir planen zweigleisig“, sagt Tino Rumpel. Noch hat die HG 85 Köthen die Hoffnung, dass sie über eine Abstiegsrelegation die 3. Liga halten kann. Ob es eine gibt, ist nach wie vor unklar. Die Bemühungen des Vorstands ficht das nicht an. „Wir wollen eine Mannschaft aufstellen, die in beiden Ligen spielen kann“, sagt Rumpel.
Der Verein hat allen Spielern, mit denen er verlängern will, ein Angebot gemacht. Unterschrieben ist aber noch nichts. Derzeit ist nur eine Personalie klar: Florian Lampe, der sich vor acht Wochen das Kreuzband gerissen hatte, teilte dem Verein mit, dass er vorerst mit dem Handballspielen aufhört.
Eine wichtige Stellschraube bei der Kaderzusammenstellung ist der eigene Nachwuchs. „Wir wollen den A-Junioren eine Chance geben“, sagt Rumpel. Die Mannschaft nur mit 17- und 18-Jährigen zu ergänzen, würde in der 3. Liga wohl den nächsten Kampf um den Klassenerhalt bedeuten. In der Mitteldeutschen Oberliga wäre es wahrscheinlich nicht so schlimm, der direkte Wiederaufstieg aber wohl auch kein Thema. Der Verein will das aber in Kauf nehmen, weil er das große Ganze sieht. „Es ist ein komplexes Gebilde, dafür wollen wir die Fundamente setzen“, sagt Rumpel.
Rumpel will nicht Präsident werden
Bei der HG 85 Köthen ist Bewegung reingekommen. Das trifft auch auf die Neuformierung des Vorstands zu. Fakt ist: Andreas Auerbach wird sich nach dieser Saison als Präsident zurückziehen. Seit Wochen wird der Wechsel an der Spitze vorbereitet. Einen neuen starken Mann, wie ihn Auerbach über zwei Jahrzehnte verkörperte, wird es nicht wieder geben.
„Es werden sich mehr als drei Personen die Aufgaben teilen“, sagt Tino Rumpel. Wer sich auf der noch nicht anberaumten Mitgliederversammlung zur Wahl stellt, lässt Rumpel offen. Eines kann der Vize-Präsident aber mit Sicherheit sagen: „Ich werde nicht als Präsident kandidieren.“ Bleibt abzuwarten, wer es wird. Es soll einen konkreten Kandidaten geben. (mz)