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Gastfreundschaft in Porst Gastfreundschaft in Porst: PSV 05 Köthen lässt Flüchtlinge auf seinem Platz trainieren

Von Stefanie Greiner 23.03.2016, 10:32
Aufmerksam und kritisch verfolgen die Jugendlichen das Spiel.
Aufmerksam und kritisch verfolgen die Jugendlichen das Spiel. Heiko Rebsch

Porst - Ein Platz, ein paar Spieler und ein Ball - mehr war nicht nötig, um die Jugendlichen auf andere Gedanken zu bringen. Den Platz stellte der PSV 05 Köthen zur Verfügung. Die Spieler fanden sich. Den Ball brachte Taoufiq Elmourabiti mit. Und schon konnte es losgehen - das Spiel zwischen minderjährigen Flüchtlingen aus Köthen und erwachsenen Flüchtlingen aus Aken.

Nur gut Erfahrungen gemacht

Dienstags und donnerstags trainieren die Jugendlichen aus Somalia, Eritrea, Äthiopien, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Iran auf dem Platz des Vereins in Porst. Samstags wird gespielt. „Da sind einige dabei, die richtig schön Fußball spielen können“, sagt Reiner Paasch. Er ist beim PSV 05 für den Fußball zuständig und hat bislang nur gute Erfahrungen mit ausländischen Spielern gemacht.

Dass nun auch die minderjährigen Flüchtlinge die Gastfreundschaft des Vereins in Anspruch nehmen können, ist nicht zuletzt Taoufiq Elmourabiti zu verdanken. Der Mann aus Marokko arbeitet für die BVIK, die die Jugendlichen in der Notunterkunft in Köthen betreut, und weiß, dass die Jungs das Fußballspielen lieben.

"Sport für die Armen"

„Fußball ist immer ein Sport für die Armen“, sagt er. „Man braucht nur einen Ball. Deshalb ist der Sport auch so beliebt.“ Der 44-Jährige hat selbst jahrelang Fußball gespielt, auch in Porst. Mitglied im PSV 05 ist Taoufiq Elmourabiti nach wie vor. Am Samstag stand er als Schiedsrichter auf dem Platz.

Das Spiel der Jugendlichen gegen die Erwachsenen war eine Premiere. Bislang haben die minderjährigen Flüchtlinge nämlich immer nur gegeneinander gespielt. Nun spielte der FC UMA Köthen erstmals gegen den FC GWW Aken. UMA steht für unbegleitete minderjährige Ausländer, GWW für ganz weit weg. Denn von „ganz weit weg“ kommen die Flüchtlinge zweifellos. Gewonnen haben mit 1:3 am Ende übrigens die Erwachsenen.

„Man kann nicht genug Danke sagen“, macht Ulrich Heller deutlich. Der Geschäftsführer der BVIK ist glücklich, dass seine Schützlinge in Porst nach ihrer Flucht auf andere Gedanken kommen können. Das müssen die Jugendlichen auch. „Einige haben bittere Schicksale hinter sich“, sagt er.

Seit Kurzem leben die minderjährigen Flüchtlinge in der Notunterkunft in Köthen. Derzeit sind es 38. Diese Woche kommen zwei weitere hinzu. Sie werden von der BVIK (Bilden, Vermitteln, Integrieren, Kommunale Dienstleistungen) betreut.

Im Dezember hat die Beschäftigungsgesellschaft den Deutschen Förderverein für Sanitätswesen abgelöst. Er hatte sich in der ehemaligen Schule in der Rüsternbreite in Köthen um erwachsene Flüchtlinge gekümmert. Und damit Pionierarbeit geleistet. (sgr)

Ulrich Heller und seine Mitarbeiter versuchen, den minderjährigen Flüchtlingen Halt zu geben. Mit Musik, mit Sport, mit Sprachunterricht. „Diese Jungs sind genau wie unsere Jugendlichen“, sagt der Mann, der schon vor mehr als 40 Jahren mit jungen Menschen zusammengearbeitet hat. „Sie lachen und wollen Spaß haben.“ (mz)

Schiedsrichter Taoufiq Elmourabiti.
Schiedsrichter Taoufiq Elmourabiti.
Heiko Rebsch