Boxen Boxen: Gemeinsames Training der SG Chemie Bitterfeld
Bitterfeld/MZ. - Auge in Auge stehen sie sich gegenüber. Die Fäuste schützen in einem Moment das Gesicht, im nächsten Moment dienen sie dem eigenen Angriff. Vor, zurück, abducken, kontern. Mal kommen die Beine hinterher, mal nicht. Siegfried Grashof steht im Ring, er unterbricht, wenn das Boxen ungeordnet wird. "Nikita, wenn du zurückgehst, musst du die Fäuste vors Gesicht halten, siehst du", sagt Grashof in einer Unterbrechung. Der junge Nachwuchsboxer nickt, dann geht es weiter.
Vier Vereine trainieren gemeinsam
Am Freitag und Samstag war das Box Gym in der Sommerstraße in Bitterfeld-Wolfen Treffpunkt für vier Vereine. Dabei ging es es nicht um Sieg und Niederlage. Die Boxer der heimischen SG Chemie, der HG 85 Köthen, des VfL 96 Dessau und des BC Helbra hatten sich versammelt, um gemeinsam zu trainieren. Und um sich gemeinsam beim Sparring im Ring auszuprobieren. "Es geht für die jungen Boxer darum, Erfahrungen zu sammeln", erklärt Harald Schuchardt, Abteilungsleiter Boxen bei Chemie Bitterfeld: "Sonst schmort man immer nur im eigenen Saft." Sparring mache man zwar auch vereinsintern, "aber wenn Boxer aus anderen Vereinen da sind, da wird anders gekämpft", weiß Schuchardt aus Erfahrung.
Jens Wenzel steht an den Ringseilen, er schaut einem seiner Schützlinge beim Sparring zu, zuckt mit, gibt Anweisungen. "Das war sehr gut", sagt er mehrmals. Wenzel ist Abteilungsleiter Boxen bei der HG 85 Köthen. Er kommt öfter nach Bitterfeld, weil die SG Chemie sehr gute Bedingungen bietet. "Was Harald Schuchardt hier auf die Beine gestellt hat, ist phänomenal", sagt er. Eigentlich, sagt Wenzel, müsste man solche gemeinsamen Trainingseinheiten öfter machen. "Aber es hängt auch viel Zeit dran und wir Trainer gehen alle noch einem geregelten Beruf nach", erklärt Wenzel.
Das Sparring bietet einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem "richtigen" Wettkampf. "Die Aufgabenstellung ist die gleiche, aber die Spannung ist nicht so groß, wie bei einem richtigen Kampf", sagt Jens Wenzel. Die Boxer können das Erlernte ausprobieren. Zwischendurch werden sie korrigiert. "Wir gehen mit der Zielstellung hinein, so wenig Fehler wie möglich zu machen", sagt Wenzel: "Aber vor allem will ich bei den Kindern auch den Spaß am Boxen sehen."
Einer von Köthens Box-Kindern ist Ronaldo Richter. Auch wenn er abgekämpft aussieht, die Schweißperlen auf der Stirn stehen und die Wangen rot vor Anstrengung sind, sieht man ihm den Spaß an der "Schinderei" an. "Er ist der leistungsstärkste Köthener Boxer", lobt Harald Schuchardt. Ging es am Freitag für ihn nur um Training, stieg er am Samstag zum Sparring in den Ring. Und zeigte seine guten Anlagen gepaart mit guter Technik.
Selbstvertrauen für "echten" Kampf
Im Bitterfelder Box Gym wurde aber auch querbeet geboxt. Da boxten schon einmal Boxer unterschiedlicher Gewichts- und Altersklassen gegeneinander. Natürlich immer unter den verantwortungsvollen Augen der Trainer. "Zum Lernen und zum Aufbau der Sportler ist das enorm wichtig", sagt Harald Schuchardt: "Wir stärken die Sportler." Viele würden nach den Sparringseinheiten den Ring mit breiter Brust verlassen, erzählt Harald Schuchardt. Diese Einheiten sind eben auch mental wichtig. Sie stärken das Selbstvertrauen, bis es in einen "echten" Kampf geht.