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Bestattungen in Zörbig Bestattungen in Zörbig: Wird die Gruft wieder zur Option auf dem Friedhof?

Von Stefan Schröter 03.11.2016, 08:15
Auf kirchlichen Friedhöfen sind in Zörbig, wie hier in Spören, Gruftbestattungen weiterhin möglich. Bei kommunalen hingegen nicht mehr.
Auf kirchlichen Friedhöfen sind in Zörbig, wie hier in Spören, Gruftbestattungen weiterhin möglich. Bei kommunalen hingegen nicht mehr. André Kehrer

Zörbig - Soll die Stadt Zörbig wieder Bestattungen in Grüften zulassen? Die Stadträte sind sich uneins. Bei einer Sitzung des Sozialausschusses diskutierten die Mitglieder über eine geplante Satzungsänderung.

Seit 2013 wird in Zörbig die Beisetzung in Grüften nicht mehr gestattet. Bestatter mussten seitdem laut eigenen Angaben vereinzelt Einwohnern Nein sagen, als diese ihre Angehörigen in einer gemauerten Grabstätte zur letzten Ruhe betten wollten.

Standsicherheit und hygienisch fragwürdige Zustände wurden zum Problem

Ein Grund dafür, neben der sinkenden Nachfrage: Die Stadt Zörbig hat mit den Grüften allem Anschein nach viel Ärger. Als Problem führt die Verwaltung allgemeine Standsicherheitsprobleme und hygienisch fragwürdige Zustände an.

Außerdem könnten Angehörige teils ihre Nutzungsrechte nicht mehr nachweisen. Zudem fehlten zum Teil Unterlagen. Manchmal sei auch unklar, wann Nutzungsrechte enden.

„Es ist daher schwierig, in den Grüften noch zu bestatten“, erklärt Fachbereichsleiter Nico Hofert. Der Kommune sind 24 Grüfte bekannt, wovon noch zwei in Nutzung seien.

Hofert stellte vor diesem Hintergrund die geplante Friedhofssatzung vor. Aus dem Entwurf ist ein Absatz zu dieser Bestattungsform verschwunden. In der bisher gültigen Satzung steht: „Für die Beisetzung in vorhandenen Grüften sind nur Metallsärge oder Holzsärge mit Metalleinsatz zugelassen, die luftdicht verschlossen sind.“

Damit ist die Gruft-Bestattung in Zörbig nicht verboten. Aber sie wird nicht mehr durchgeführt. Die Bestatter haben daher entsprechende Hinweise aus der Verwaltung bekommen.

CDU-Fraktion weithin für Gruftbestattungen

Als nächsten Schritt will die Stadt in der Friedhofssatzung die Passage zu den Grüften komplett streichen. Denn sie können derzeit sowieso nicht mehr neu belegt werden, so die Logik der Stadt. Damit würde sich die Zörbiger Regelung verfestigen.

Die CDU-Fraktion will das jedoch verhindern. Sie möchte die Gruft-Bestattungen künftig wieder erlauben: „Wenn die Familienangehörigen bereits darin liegen und ich noch nicht, warum darf ich nach dem Tod nicht mit ihnen zusammen sein?“, fragte Adelheid Reiche im Sozialausschuss.

Ihr Fraktionskollege Thomas Schmidt schloss sich an: „Es gibt einige Menschen, die eine Gruft-Bestattung noch favorisieren.“

Dass sich Angehörige noch immer für die ober- oder unterirdische Begräbnisstätte interessieren, bestätigte im Sozialausschuss auch der anwesende Bestatter Uwe Zepper. „Der Bedarf war da, die Menschen wollten auch Urnen in die Grüfte stellen lassen, aber es ging nicht mehr.“

Insgesamt ist die Nachfrage nach Grüften aber in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, bestätigte ein anderer Bestatter der MZ. Laut Informationen des Kämmerers Frank Herbsleb im Sozialausschuss wählen 90 Prozent aller Zörbiger die Urne als Bestattungsform für ihre verstorbenen Angehörigen.

Stadtrat soll noch im November entscheiden

Bislang ist noch unklar, ob der CDU-Antrag zur Wiederbelebung der Gruftbestattung mehrheitsfähig wird. Noch im November soll sich der Stadtrat mit der Änderung der Friedhofssatzung auseinandersetzen.

Egal, wie sich das Gremium letztlich entscheidet, es wird einigen Menschen vor den Kopf stoßen. Denn entweder müssen mögliche Interessenten weiterhin in Zörbig auf eine Gruftbestattung verzichten. Oder aber die Stadt lockert die Regelung.

Aber das könnte diejenigen auf die Barrikaden rufen, die sich in den vergangenen drei Jahren aus Satzungsgründen gegen eine Gruft entscheiden mussten. „Mit einer Rolle rückwärts würden wir Ärger programmieren. Jetzt haben wir das drei Jahre lang so geregelt, ein Zurück kommt für mich nicht mehr in Frage“, mahnte die Sozialausschussvorsitzende Heidemarie Funke. (mz)