Basketball Basketball: US-Profiliga klagt gegen Sandersdorfer Basketballer
SANDERSDORF/MZ. - Wer auf der Suche nach einem kleinen Basketballwunder in Sachsen-Anhalt ist, der kam in den vergangenen Jahren nicht an den BSW Sixers vorbei. Der kleine Club aus Bitterfeld, Sandersdorf und Wolfen hat sich seit seiner Gründung im Juni 2006 zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte entwickelt. Nach drei Aufstiegen sind die Sixers nun in der zweiten Bundesliga angekommen und können in diesen Tagen stolz ihren fünften Geburtstag feiern. Es hätte jedoch nicht viel gefehlt, und das Jubiläum wäre ausgefallen.
"Als wir diesen Brief im Postkasten gefunden haben, stand hier erst einmal alles still", denkt Bernd Gleau an den Mai 2010 zurück. Der Absender des amtlichen Schreibens war eine große Anwaltskanzlei in München. Ihr Kunde: Die NBA - die nordamerikanische Basketball-Profiliga. Die Botschaft unmissverständlich: Eine Unterlassungsaufforderung zum sofortigen Verzicht auf den Namen BSW Sixers und das Logo.
"Glauben konnten wir es erst mal eine Weile nicht", erinnert sich Gleau, vom ersten Tag an Präsident der Sixers. Die hatten sich ihren Namen nach dem Gründungsjahr 2006 gegeben, die Buchstaben BSW vorangestellt für die drei Orte, die der Club symbolisiert. Doch das sollte nun Geschichte sein. "Wir wurden aufgefordert, sofort den Titel abzulegen oder eine Klage würde folgen."
Die Begründung der Münchner Kanzlei und ihres Klienten aus Amerika berief sich auf den Markenschutz: Zur NBA gehört ein Team namens "Philadelphia 76ers", umgangssprachlich auch gern "Sixers" genannt. Der dreimalige Meister hat seinen Namen nach dem Jahr der Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gewählt, die 1776 in Philadelphia stattfand. Nun sahen die amerikanischen Sixers zu hohe Verwechslungsgefahr mit denen aus dem Chemiedreieck. Aufmerksam wurden sie, da der deutsche Verein seine Marke schützen lassen wollte.
"Mit so etwas rechnet doch kein Mensch", denkt auch Maik Leuschner, Vorstandsmitglied und Teammanager der BSW Sixers. Leuschner und Gleau standen vor einer schwierigen Entscheidung: Dem scheinbar übermächtigen Gegner aus Übersee die Stirn bieten und kämpfen - oder auf den Namen und das Logo verzichten. Das Führungsduo entschied sich für den Kampf - und die Geheimhaltung.
In aller Stille, unbemerkt von der Öffentlichkeit, wurde die Leipziger Kanzlei CMS Hasche Sigle kontaktiert und die Chancen auf eine Einigung ausgelotet. "Das waren wir unseren Fans, Sponsoren und Unterstützern einfach schuldig", begründet Bernd Gleau. "Auf der anderen Seite wussten wir, dass nur eine außergerichtliche Einigung in Frage kommen würde", erzählt Maik Leuschner. Alles andere hätte den Club überfordert, sogar zum Ruin führen können. "Die NBA ist ein Milliarden-Unternehmen, die kann es sich auch schon mal leisten, so einen Prozess durch die Instanzen zu ziehen", weiß Heralt Hug. Der Rechtsanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz bei CMS Hasche Sigle übernahm die Betreuung der Sixers - und konnte ihnen von Beginn an Hoffnung machen. "Natürlich wird in Amerika das Team aus Philadelphia umgangssprachlich gern auch Sixers genannt, doch das hat in Europa und Deutschland keine Relevanz." Nicht verkehrsbekannt - so der exakte Rechtsbegriff. Auch die Logos beider Clubs seien klar unterscheidbar gewesen. "Deshalb haben wir die Erfolgsaussichten für eine Einigung gut bewertet und sind auch nicht an die Öffentlichkeit gegangen." Der kleine David aus Sachsen-Anhalt gegen die große NBA - die Schlagzeilen wären sicher heftig ausgefallen.
Also verhandelte der Verein aus Sandersdorf lieber ein gutes Jahr im Hintergrund - und hatte mit dieser Strategie Erfolg. "Die BSW Sixers haben gegengehalten, das war ein mutiges Vorgehen und wurde mit einem Ergebnis belohnt, das sich sehen lässt", schätzt Heralt Hug die letztendlich geschlossene so genannte "Vorrechtsvereinbarung" ein. Die sieht vor, dass die BSW Sixers ihren Namen behalten und für ihn auch rechtssicher Markenschutz in Anspruch nehmen dürfen. Lediglich das Logo muss in Nuancen geändert werden - es wird nun keinen Stern mehr enthalten. Selbst die Anwaltskosten trägt die NBA. Zumindest ihre eigenen.
"Wir können mit dem Kompromiss leben", meint Bernd Gleau, der glücklich ist, auch in Zukunft "BSW Sixers" auf die Trikots seiner Spieler drucken zu dürfen. "Das war schon ziemlich aufreibend", meint er lächelnd. "Ehrlich gesagt: Ein Testspiel gegen Philadelphia wäre uns lieber gewesen."