Asylpolitik Asylpolitik in Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Dorotheenhof in Zörbig entlastet Behörde

Zörbig - Die Zuwanderungszahlen sind in Deutschland abgeebbt, trotzdem wird Zörbigs Dorotheenhof ein neues Heim für unbegleitete minderjährige Ausländer (kurz: UMAs). Wie passt das zusammen?
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld bekommt die jungen Ausländer, genauso wie erwachsene Flüchtlinge, zugewiesen. Nach eigenen Angaben ist die Behörde verpflichtet, 145 Plätze für Menschen unter 18 Jahren vorzuhalten. Das schreibt der Königsteiner Schlüssel vor.
Von dieser Soll-Zahl ist der Landkreis derzeit jedoch weit entfernt: „Wir haben 105 Plätze in verschiedenen Einrichtungen, die auch alle belegt sind“, erklärt Landkreis-Sprecher Udo Pawelczyk. Es gibt also mehr junge Flüchtlinge, als Betten in Unterkünften zur Verfügung stehen.
Asylpolitik im Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Überbelegung in Köthen
In dem Heim in Köthen/Klepzig herrscht beispielsweise eine Überbelegung. Dort wohnen acht Jugendliche mehr als eigentlich vorgesehen. Das berichtete der Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft BVIK, Ulrich Heller, Zörbiger Stadträten.
Die Einrichtung in Klepzig arbeitet daher mit einer befristeten Ausnahmegenehmigung. Nach der Inbetriebnahme des Dorotheenhofs sollen die Jugendlichen, die in Klepzig zu viel sind, nach Zörbig ziehen. Dabei handele es sich vorwiegend um Jugendliche aus Somalia.
Doch auch mit dem neuen Wohnheim in Zörbig dürfte der Landkreis mittelfristig auf weitere Unterbringungsmöglichkeiten angewiesen sein. Denn der Dorotheenhof bietet Platz für 20 UMAs.
Dorotheenhof in Zörbig: Betriebserlaubnis noch nicht erteilt
Damit bleibt noch eine Lücke zu den vorgeschriebenen 145 Plätzen. „Da es nicht genug Anbieter gibt, ist der Landkreis froh, wenn er Angebote bekommt“, räumt Sprecher Pawelczyk ein.
Daher griff die Behörde wohlwollend zu, als die BVIK den Dorotheenhof ins Spiel brachte. Wie viel Geld der Landkreis dafür an die Köthener GmbH zahlt, blieb offen. Laut Pawelczyk seien die Kosten höchst unterschiedlich. „Das wird erst ermittelt, wenn eine Betriebserlaubnis erteilt wurde.“
Die liege für die Einrichtung in Zörbig noch nicht vor. Das Ok müsse aus dem Landesschulamt kommen. Offenbar fehlt noch die Genehmigung für den Brandschutz. Das berichtete BVIK-Geschäftsführer Heller zuletzt im Haupt- und Finanzausschuss in Zörbig.
Asylunterkunft Dorotheenhof in Zörbig: Schon im Frühjahr Thema gewesen
Dort gab es auch weitere Informationen zum geplanten Vorhaben im Dorotheenhof. Demnach war die Einrichtung an der Leipziger Straße im Frühjahr schon als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch. Deshalb seien entsprechende Formalien bereits von den Behörden angearbeitet worden. Damit begründete Heller die jetzt vergleichsweise zügige Umsetzung.
Wo wohnen die 105 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, um die sich der Kreis derzeit kümmern muss? Die Behörde gibt auf MZ-Nachfrage folgende Übersicht. Die Jugendlichen können auch außerhalb der Kreisgrenzen wohnen.
- Arche Köthen, Eduardstraße: 6 Personen
- Arche Köthen, Bärteichpromenade: 7
- Albert-Schweizer Familienwerk Zerbst, Ziegelstraße: 6
- Trägerwerk Soziale Dienste Bitterfeld: 2
- St. Johannis Bobbe: 18
- St. Johannis Sandersdorf: 4
- St. Johannis Köthen, Bärteichpromenade: 10
- Caritas Holzweißig: 8
- BVIK Köthen, Kirchstraße: 38
- Wohngruppe Steffen, Bad Suderode (Harz): 1
- Arche Köthen, Markt: 1
- Christophorushaus Walkirchen: 3
- Pflegepension Aschersleben:1
Bei der Erziehung würden die Jugendlichen in den BVIK-Einrichtungen anfangs drei Dinge lernen: „Frauen nicht anfassen, nicht stehlen, keine Kämpfe“, schilderte Heller im Ausschuss.
In der Regel seien die Jugendlichen, die Heller aufnimmt, zwischen 16 und 18 Jahren alt. Auf Antrag könnten die Untergebrachten aber auch älter sein. „Das machen wir auch“, so der Geschäftsführer.
Geflüchtete Jugendliche in Zörbig: Erste Einzüge Anfang 2017 erwartet
Sein Ziel ist es, die Jugendlichen vor allem in Sportvereinen zu integrieren. Im Altkreis Köthen jagen sie bereits in Radegast und in Porst dem Fußball hinterher. „Wir haben auch Trainer, die wir bezahlen“, meinte Heller.
Die Mitglieder des Zörbiger Haupt- und Finanzausschusses nahmen dessen Erläuterungen unterschiedlich auf. „Das kommt mir alles zu glatt vor“, blieb Hans-Joachim Rieger (SPD) skeptisch. „Ich will nicht schwarzmalen, aber es wird sicherlich Probleme geben.“ – „Probleme gibt es auch mit deutschen Kindern. Es wird eine überschaubare Anzahl kommen. Ich sehe es als eine Herausforderung, eine Stimmung herzustellen, die positiv ist“, sagte Helmut Dorn (Freie Wählergemeinschaft).
Die ersten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ziehen voraussichtlich Anfang 2017 im Dorotheenhof ein. BVIK-Geschäftsführer Ulrich Heller wird am Mittwochabend im Stadtrat noch einmal zum Thema informieren und Fragen beantworten. Die Sitzung im Zörbiger Feuerwehrgebäude beginnt um 18 Uhr.
(mz)