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Abschied von Robert Hahn Abschied von Robert Hahn: Des Stadions verwiesen

29.07.2016, 18:04
Am vorletzten Spieltag der vergangenen Verbandsligasaison absolvierte Robert Hahn (r.) sein letztes Spiel für den 1. FC Bitterfeld-Wolfen.
Am vorletzten Spieltag der vergangenen Verbandsligasaison absolvierte Robert Hahn (r.) sein letztes Spiel für den 1. FC Bitterfeld-Wolfen. wölk

Bitterfeld - Egal, ob im Trikot des FC Grün-Weiß Wolfen oder 1. FC Bitterfeld-Wolfen - der Name Robert Hahn wird in der Region immer mit dem Wolfener Jahnstadion verbunden. Dort stand der 29-jährige Torwart in der Ober- und der Verbandsliga in zahlreichen Spielen zwischen den Pfosten, erlebte auch das eine oder andere Derby gegen Union Sandersdorf. Dass er dort einmal landen würde, daran war nicht zu denken. Doch hat sich Robert Hahn für genau diesen Wechsel entschieden, gehört ab sofort zum Kader der Sandersdorfer Reserve. Felix Zilke hat sich mit dem Torwart zu seinen Beweggründen für diesen Wechsel unterhalten.

Hätten Sie sich als eingefleischter Wolfener Jung vor einigen Wochen vorstellen können, das Wolfener Jahnstadion zu verlassen? Und dann auch noch nach Sandersdorf?

Hahn: Nein, das hätte ich nicht gedacht. Das hat aber weniger mit Sandersdorf zu tun, sondern mit meiner eigenen Einstellung.

Was waren denn die Gründe für den Wechsel? Gab es einen ausschlaggebenden Punkt ?

Hahn: Die Frage ist sehr interessant, denn nun habe ich die Möglichkeit, entgegen der Behauptung von Klaus Krüger - man wäre sich nicht einig geworden - klarzustellen, dass der Vorstand mit mir nicht mehr weiterarbeiten wollte. Das muss ich aber etwas differenzieren: Ein Teil des Vorstand wollte nicht mehr, so lautete die Aussage von Klaus Krüger. Daraufhin hieß es, dass der neue Trainer entscheidet und es zu einem dritten Gespräch kommen muss. Bei diesem Gespräch war der Trainer nicht dabei. Dabei ging es weder um den Inhalt des Vertrages, noch um Äußerungen zur Entscheidung des neuen Trainers. Ich wurde sofort mit Lügen konfrontiert, zu denen ich ganz klar Stellung bezogen habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich Ungerechtigkeit verabscheue. Daraufhin wurde ich persönlich vom Präsidenten Klaus Krüger des Stadions verwiesen und mit den Worten: „Das Kapitel Robert Hahn und 1. FC ist hiermit beendet“, verabschiedet.

Warum ist es ausgerechnet Dauerrivale Union Sandersdorf geworden?

Hahn: Ganz klar, weil der Verein sich einfach um mich bemüht und auch mal wieder gezeigt hat, dass man wertgeschätzt wird. Zusätzlich ist es der Verein in der Region mit der besten Struktur und man kann einfach mal wieder zum Training oder Spiel kommen und braucht sich auch nur darauf zu konzentrieren.

Offiziell wechseln Sie zur Sandersdorfer Reserve. Was sind die Ziele mit der neuen Mannschaft?

Hahn: Mein Ziel ist es, sich mit der Mannschaft natürlich in der Landesliga zu festigen und nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun zu haben. Ein persönliches Ziel ist es unteranderem, die jungen Spieler zu führen und dem einen oder anderen zu helfen, sogar vielleicht beim Sprung ins Oberligaligateam.

Kommt es für Sie in Frage, möglicherweise auch in der Oberliga im Tor zu stehen?

Hahn: Wenn ich ehrlich bin, ja. Auch das war eine Überlegung vom Verein. Jedoch sprechen zwei Dinge dagegen: Erstens, meine Familie und zweitens, meine berufliche Situation. Gerade gegenüber meiner Familie musste ich viel Zeit opfern in meiner Weiterbildung, welche ich jetzt einfach wieder ein wenig nachholen und genießen möchte. Somit sind einfach mehr als zweimal Training in der Woche nicht drin. Und da ich nach wie vor noch soviel Ehrgeiz besitze, würde ich auch um den Stammplatz kämpfen wollen. Nur wäre es einfach schon von Grund auf eine ungleiche Ausgangssituation, in der ich mich befinden würde. Wenn jedoch Not am Mann ist, könnte sich der Verein natürlich auf mich verlassen.

Bei Union Sandersdorf gibt es gerade in beiden Mannschaften personelle Probleme. Wie beurteilen Sie als Neuling die Situation?

Hahn: Tja, der Spielermangel. Gerade Sandersdorf, wo ich nun mit der zweiten Mannschaft in der Landesliga spielen kann und viel Kontakt habe mit Oberligaspielern, von denen ich soviel lernen könnte. Es ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, warum man hier solch einen Abgang von Spielern verbuchen musste. Und es zusätzlich so schwer ist, Spieler für sich zu gewinnen. Aber ich glaube, das hat auch was mit der heutigen Einstellung der jungen Spieler zu tun. Man sucht sich einfach den „Weg des geringsten Widerstandes“. Mal um eine Position oder einen Stammplatz zu kämpfen, ist heutzutage in vielen Köpfen nicht mehr drin. Da gehe ich lieber zu einem unterklassigen Verein und lasse mich Wochenende für Wochenende beweihräuchern, statt sich mit besseren Spielern zu messen. Ich hoffe einfach für den Verein, aber noch viel mehr für die Spieler der Zweiten, dass noch eine Lösung gefunden wird. Denn gerade für die Truppe, die mich übrigens sehr gut aufgenommen hat, wäre es wirklich sehr schade. (mz)