Landflucht Landflucht: Städte in Deutschland quellen über das Land dünnt aus

Dresden - In den vergangenen 150 Jahren haben noch nie so wenige Deutsche auf dem Land gelebt wie jetzt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Dresdner Ifo-Institutes in den Ländern Berlin, Brandenburg, Hessen und Sachsen. Danach hat der Anteil der Landbevölkerung den niedrigsten Stand seit 1871 erreicht. „Diese Verstädterung ist bundesweit zu beobachten“, hieß es. Die Städte würden überquellen, der ländliche Raum ausdünnen.
In der Studie konnten die Autoren Felix Rösel und Timo Weishaupt zurückverfolgen, dass es zwischen 1871 und 2018 eine immer stärkere Ballung der Bevölkerung an wenigen Orten gibt. „Deutschlands Bevölkerung hat sich während der gesamten Nachkriegszeit noch nie so ungleich im Raum verteilt wie heute“, erklärte Rösel. Vor allem junge Menschen würden das Land meiden. Dadurch fehlten Fachkräfte und Geburten, was die Unwucht auf mittlere Sicht zusätzlich verschärfe.
Die Ifo-Wissenschaftlern forderten eine Debatte über die Stärkung des ländlichen Raumes. Denkbar seien etwa neue oder reaktivierte Außenstellen von Behörden und Hochschulen auf dem Land sowie ein Abbau der Benachteiligung kleiner Gemeinden bei den Finanzzuweisungen der Bundesländer.
Rösel zufolge ist die „Verstädterung“ ein weltweiter Trend. Nach UN-Berechnungen habe sich seit 1950 der Anteil der Bevölkerung in den Städten von knapp 30 Prozent auf heute 56 Prozent nahezu verdoppelt. Bis 2050 wird ein Anstieg auf fast 70 Prozent vorausgesagt. (dpa)