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Landesschulamt Landesschulamt: Sachsen-Anhalt bekommt eine neue Behörde

Von HENDRIK KRANERT-RYDZY 04.08.2011, 20:00

MAGDEBURG/MZ. - Ende Juni 2003 fasste die damalige schwarz-gelbe Landesregierung in Sachsen-Anhalt einen wegweisenden Beschluss: Die gesamte Schulaufsichtsverwaltung, bis dahin in knapp einem Dutzend Ämtern über das Land verteilt, wurde ab dem Jahr 2004 zentral dem gerade erst gegründete Landesverwaltungsamt in Halle unterstellt. Jetzt will die Landesregierung das Rad der Geschichte wieder zurückdrehen: Kurz vor den Sommerferien beschloss das Kabinett, zum 1. Januar 2012 wieder ein Landesschulamt einzurichten. Sein Sitz soll Halle sein, zudem sind Nebenstellen in Magdeburg, Dessau-Roßlau und Gardelegen geplant. Dort gibt es bislang auch Außenstellen der Schulaufsicht.

Ziel sei, eine Schulbehörde zu schaffen, die dem Vorhaben eigenständigerer Schulen in Sachsen-Anhalt näher kommt, sagte Kultusstaatssekretär Jan Hofmann (SPD) der MZ. Hofmann zufolge ändere sich zum 1. Januar 2012 "faktisch kaum etwas". Die bisher im Landesverwaltungsamt für die Aufsicht zuständigen Mitarbeiter würden dort weiter beschäftigt, nur einige Angestellte würden in Magdeburg ins Kultusministerium wechseln. Mehrausgaben gebe es nicht. "Das kostet keinen einzigen Euro mehr", so Hofmann.

Das Vorhaben stieß denn auch parteiübergreifend auf Zustimmung. "Es war früher immer sehr wohltuend, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, der die Zustände in den Schulen und die Lehrer kennt", sagte CDU-Bildungspolitiker Jürgen Weigelt. "Der Ärger und die Unzufriedenheit mit der Schulaufsicht im Landesverwaltungsamt war immer groß, daher begrüßen wir die Regionalisierung prinzipiell", meinte Matthias Höhn (Linke). Als "nicht glücklich" bezeichnete auch Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert die 2003 getroffene Entscheidung, die Schulaufsicht zu zentralisieren. Der Wunsch nach einer eigenen Behörde, noch dazu mit regionalen Außenstellen, sei daher nachvollziehbar. Auch die Bildungsgewerkschaften GEW und Philologenverband äußerten sich positiv zu den Plänen von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD).

Kritische Töne finden sich hingegen kaum. Wenn, dann zielen sie vor allem auf die Frage ab, warum diverse Behörden erst im Landesverwaltungsamt aufgingen, diese Entwicklung nun aber zum Teil rückgängig gemacht wird. "Verwaltung braucht Kontinuität und ein Konzept. Aber ein Konzept kann ich hier nicht erkennen, nur eine neue Behörde", sagte ein christdemokratisches Mitglied der Landesregierung. Ins gleiche Horn stieß der ehemalige Präsident des Landesverwaltungsamtes, der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Leimbach: "Noch kann ich einen gesteigerten Nutzen der Behörde nicht erkennen."

Nicht zuletzt, weil die Gründung der neuen Behörde "nur ein erster Schritt ist", wie auch Staatssekretär Hofmann sagte. Denn damit die Schulen auch qualitativ etwas von der Behörde haben, braucht es auch fachliche Beratung und Qualitätskontrolle. Die ist derzeit beim Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerfortbildung (Lisa) angesiedelt. Offen ist bislang, ob das Lisa - wie geplant - Teil der neuen Schulbehörde wird. "Ob es zu einer Fusion kommt, ist noch unklar", so Hofmann. Eine Arbeitsgruppe prüfe derzeit Für und Wider. Bis spätestens 2014 soll eine Entscheidung fallen.