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Landeseichamt Landeseichamt: Wenn die Wasseruhr sich zu schnell dreht

Von DÖRTHE HEIN 06.06.2010, 14:11

Halle/MZ. - Supermarktwaage, Zapfsäule und Radargerät haben eines gemeinsam: Sie müssen genau funktionieren, denn sonst wird's teuer. Damit die Verbraucher auch das bekommen, was sie bezahlen, gibt's das Landeseichamt. 39 Eicher und Prüfer nehmen im Land alles genau unter die Lupe, vom Wasserzähler bis zum Taxameter.

Im vergangenen Jahr haben die Experten fast 31 200 Messgeräte geeicht, wie der Direktor des Landeseichamts, Walter Klein, in Halle sagte. 761 mussten ein zweites Mal vorgestellt werden, weil sie unabsichtlich verstellt waren. 105 Verstöße wurden geahndet; meist hatten die Besitzer die Waagen nicht in der vorgeschriebenen Frist eichen lassen oder eben manipuliert. Der Landesbetrieb nahm 2009 Strafzahlungen in Höhe von 44 710 Euro ein. Damit und mit den Eichgebühren deckt er laut Klein rund 85 Prozent seiner Kosten.

Die Kontrolle der Waagen ist nicht ganz einfach, weil sie meist elektronisch funktionieren und in Netzwerke eingebunden sind. "Wir kontrollieren, ob die Datenwege nicht manipuliert sind, denn der Hauptangriffspunkt ist die Elektronik", sagt Klein. Die Verbraucher haben kaum eine Möglichkeit, Schummeleien oder unbeabsichtigte Abweichungen zu erkennen. Für die Kontrolle der Geräte gibt es vorgeschriebene Fristen, bei Waagen sind das in der Regel zwei Jahre. Eine Fehlergrenze von etwa zwei Gramm je einem Kilogramm Äpfel beispielsweise gibt es. "Kein Messgerät kann einhundertprozentig genau sein."

Das Motto der Prüfer lautet für Klein: "Wir unterstellen das Beste, aber wir kontrollieren, dass das auch so ist." Das gilt nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für Baustoffe im Straßenbau. Da gebe es ein hohes Manipulationspotenzial. "Wenn hier falsch gemessen wird, zahlt das der Steuerzahler", sagt Klein. Die Prüfer stehen immer wieder vor Herausforderungen, etwa wenn es um neue Technologien wie in Biogasanlagen oder Tankstellen für Elektroautos geht.

Weiterbildung ist für die Eicher und Prüfer ständig angesagt, sagt Klein. Auch bei den Taxen gebe es bei den Bordcomputern eine rasante Entwicklung. Die Wagen müssten jährlich einmal zur Kontrolle vorfahren, 2009 seien das 1 365 gewesen. Zehn Verstöße wurden geahndet. An das Eichamt können sich auch Bürger wenden, wenn ihnen etwas spanisch vorkommt. "Am häufigsten melden sich Menschen, weil aus ihrer Sicht an der Tankstelle etwas nicht stimmt", sagt Klein. Typisch sei, dass jemand annimmt, sein Tank fasse nur 69 Liter, die Zapfsäule zeigt aber 75 Liter Verbrauch an. "Da muss man sagen: Der Tank ist nicht geeicht, teilweise gibt es bei den Herstellern Abweichungen."

Die Prüfer gehen den Fällen nach und prüfen auch unangemeldet an den Tankstellen und in Supermärkten, 2009 bemerkten sie 15 Verstöße an Zapfsäulen. Die Mitarbeiter des Landeseichamts kümmern sich neben den Messgeräten auch um Fertigpackungen und überprüfen, ob hier so viel drin ist, wie angegeben. Zum einen gehen sie zu Herstellern von Kaffee, Würstchen und Margarine und schauen, ob sie korrekt abfüllen. Aber sie gehen auch in Supermärkte und kontrollieren dort die Verpackungen.

Im vergangenen Jahr haben sie im Land rund 23 300 Proben bei Herstellern und knapp 3 350 in Märkten genommen. Dass es fast immer korrekt zugeht, zeigt, dass es nur fünf Verfahren bei Abpackungen in Supermärkten gab, bei den Herstellern keines.