Kurswechsel beim Ferkel-Imperium Kurswechsel beim Ferkel-Imperium: Schweinezüchter Straathof gesteht Fehler ein

Halle (Saale) - Nach massiven Tierquälerei-Vorwürfen und zwei Haltungsverboten organisiert der umstrittene Schweinezüchter Adrianus Straathof sein Ferkel-Imperium neu. Der als „Schweine-Baron“ bekannte Niederländer, dessen Konzern auch mehrere Anlagen in Sachsen-Anhalt betreibt, tritt dabei noch weiter in den Hintergrund.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der 60-Jährige bereits Mitte Juni seine Anteile an der LFD Holding (Landwirtschaftliche Ferkel-Produktion Deutschland) an einen Treuhänder abgegeben. Dieser betonte, dass Straathof damit „keinen Einfluss mehr auf operative Entscheidungen“ hat. Er werde die LFD nur noch in einem Fachbeirat unterstützen. Bereits Ende 2014 war der Züchter als Geschäftsführer der Straathof Holding, dem Vorgänger der LFD, abgetreten.
Die neue Führung soll nun einen Kurswechsel einleiten und die Haltungsbedingungen verbessern. „Es hat in der Vergangenheit Fehler gegeben“, räumte Christian Heine, einer von drei Geschäftsführern, ein. „Durch Umbauten in den Ställen und stärkere Kontrollen sollen Verletzungen der Tiere verhindert werden.“ In der Vergangenheit hatte der Konzern Vorwürfe immer zurückgewiesen.
Die Kritik wurde besonders laut, als der Landkreis Jerichower Land im Dezember ein bundesweites Haltungsverbot gegen Straathof aussprach. Über Jahre hinweg waren bei Anlagen des Unternehmers Verstöße gegen Tierschutzbestimmungen festgestellt worden. Im Januar folgte dann ein weiteres Verbot gegen einen Großbetrieb in Gladau bei Genthin.
Der Vorwurf in beiden Fällen: Überbelegung von Ställen, falsche Ernährung der Tiere und der massenhafte Einsatz von Medikamenten. Ob das Haltungsverbot gegen Straathof Bestand hat, wird derzeit vor Gericht geklärt. Die Zuchtanlage in Gladau muss bis Ende August geräumt werden. Zuletzt waren dort 60.000 Tiere untergebracht.
Das Eingeständnis von Fehlern und Straathofs Abgabe der eigenen Anteile an einen Treuhänder werten Kritiker des Konzerns als taktisches Manöver. „Die Umstrukturierungen in seinem Firmengeflecht sind Versuche von Straathof, weiter Einfluss auf die Tierhaltungsbedingungen in seinen Anlagen zu behalten“, sagte Dorothea Frederking, Landtagsabgeordnete der Grünen. Für sie ist der Treuhänder nur ein „Strohmann“, der über den Treuhandvertrag noch immer an Straathof gebunden sei. „Darüber hinaus trifft er durch seine Mitarbeit im Beirat weiter Entscheidungen über die Tiere.“
Zurückhaltender äußerte sich Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU). Ihm sei wichtig, dass Tierschutz-Bestimmungen eingehalten werden. „Ich begrüße jede Maßnahme, die dazu beiträgt.“ In der Vergangenheit hatte sich der Minister deutlich kritischer geäußert. „Der Unternehmer hätte schon vor Jahren die Missstände in den Ställen abstellen können.“ Hinweise der Behörden habe es genügend gegeben. (dpa/mz/jul)