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Kunststiftung Sachsen-Anhalt Zum Jubiläum eine Tafel der Besten

Die Kunststiftung Sachsen-Anhalt feiert in Halle ihren 20. Geburtstag mit der üppigen Ausstellung einer Vielzahl von Arbeiten ihrer Stipendiatinnen und Stipendiaten.

Von Andreas Montag 20.09.2024, 17:19
Die Schau in der Kunststiftung Sachsen-Anhalt  belegt die Viefalt der Handschriften, darunter Moritz Götzes „Selbst als preußischer Staatsmaler“
Die Schau in der Kunststiftung Sachsen-Anhalt belegt die Viefalt der Handschriften, darunter Moritz Götzes „Selbst als preußischer Staatsmaler“ (Foto: Matthias Ritzmann)

Halle/MZ. - Da sind sie wieder, die wunderbaren, goldenen Winkekatzen von Marc Fromm! Viele hatten das Kunstwerk, als es zuletzt vor Jahren in Halle zu sehen war, ins Herz geschlossen. Recht so, denn die Arbeit ist nicht nur ein Hingucker, sondern stiftet zugleich auf feine, subversive Weise zum Nachdenken über den Welt- und Kunstbetrieb an: Da laufen sie, festgetackert auf ihrem Band, mal erhobenen Hauptes, mal kopfunter – und immer in stetiger Bahn.

Zu besichtigen sind die putzigen Zeitgenossen in luftiger Höhe vor dem Haus der Kunststiftung Sachsen-Anhalts am Neuwerk in Halle. Sie laden ein, die Ausstellung „Wir sind Kunst“ zu besuchen, die an diesem Samstagnachmittag mit einem Festakt eröffnet wird und ab Sonntag dem Publikum offen steht. Zu sehen gibt es 150 Künstlerinnen- und Künstlerporträts, sämtlich von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Stiftung.

Genussvolles Erlebnis

Insgesamt stehen seit Gründung der Stiftung mehr als 700 Stipendien zu Buche, die an hiesige wie auswärtige Kunstschaffende vergeben wurden. Attraktiv präsentiert und von einem Werkverzeichnis begleitet, wird die Schau, eine Art Tafel der Besten, für den Gast zu einem genussvollen Erlebnis. Und manchmal wird man sich vielleicht auch ein „Ah!“ nicht verkneifen können. Zum Beispiel, wenn unter den Arbeiten der vielen Bekannten auch ein Selbstbildnis des Leipziger Malerstars Neo Rauch entdeckt worden ist: „Rauch“ heißt das Ölgemälde aus dem Jahr 2005 und zeigt den melancholischen Meister mit Gitarre, der hier ein wenig an Elvis Presley erinnert.

Die Winkekatzen von Marc Fromm sind wieder an der Kunststiftung zu sehen.
Die Winkekatzen von Marc Fromm sind wieder an der Kunststiftung zu sehen.
(Foto: Andreas Montag)

Faszinierend und meisterlich sind auch die gezeichneten Selbstporträts der halleschen Künstler Uwe Pfeifer und Torsten Enzio Richter, die zugleich das Generationen überspannende Konzept der Ausstellung belegen. Wichtig und spannend sei es auch, die künstlerischen Wege der Geförderten weiter zu verfolgen, wie Stiftungsdirektorin Manon Bursian bei der Vorstellung der Schau sagte. Emotionale Momente eingeschlossen – etwa jenen, als die in Magdeburg geborene und in Halle lebende Anja Nürnberg, eine der fabelhaften Malerinnen der jüngeren Generation, vom Preis der Kunststiftung Sachsen-Anhalts erfuhr, den sie auf der Messe „Kunst/Mitte“ erhielt. Dergleichen war der Künstlerin noch nie geschehen, sie brach, wie Bursian sich erinnert, in Tränen aus.

Es macht Freude, die Parade dieser stilistisch so vielgestaltigen Selbstdarstellungen abzunehmen: Magdalena Cichon und Nina Hanna Kornatz expressiv, unverwechselbar auch die Handschrift von Nora Mona Bach auf ihrer großformatigen Arbeit mit Kohle und Pastell auf Papier, ironisch Moritz Götzes „Selbst als preußischer Staatsmaler“, scheinbar sachlich „Me“ von Friederike von Hellermann.

Sie hat jetzt gemeinsam mit Manon Bursian, Marc Fromm, Simon Baumgart und Rüdiger Malter die Ausstellung am Neuwerk vorgestellt. Malter, Staatssekretär im Finanzministerium von Sachsen-Anhalt, blieb der trockenste Kommentar der Veranstaltung vorbehalten. Auf die Frage, was die Politik von der Kunst lernen könne, sagte er: „die Improvisation“.

Installation von Baumgart

Und über Baumgart, der mit seiner aus vielen Objekten bestehenden Installation eine Raumecke bespielt, sagt Bursian lachend, sie hätten während des Aufbaus manchmal gedacht: „Oh Gott, jetzt ist er endgültig eingezogen!“

Nicht zu vergessen die literarischen Selbstporträts in der Schau, darunter ein köstliches von André Schinkel: „Heute bin ich nur noch halbwegs jung, und meine Kinder kichern darüber, wenn es mich grämt, dass meine gehütete Andrew-Fletcher-Locke dünner und dünner wird“, schreibt Schinkel. Am 23. September wird ab 19 Uhr der Schauspieler Jens Harzer in der Kunststiftung aus Texten von Schinkel, Simone Trieder und Maren Pelny lesen.

Neuwerk 11 in Halle, 22. 9. – 17. 11., Mi – So u. feiertags 14 – 18 Uhr, Eintritt 5, ermäßigt 2 Euro