Kunst in Sachsen-Anhalt Tage der offenen Ateliers in ganz Sachsen-Anhalt
Der Berufsverband für Bildende Kunst veranstaltet die „Offenen Ateliers“. Damit unterstützt er eine darbende Branche, die mit sinkenden Interesse zu kämpfen hat.
Halle/MZ - Zwei Tage, 90 Türen, 144 Künstler. Zu den „Offenen Ateliers“ laden sie am 21. und 22. September ein, in ganz Sachsen-Anhalt kann Kunst besichtigt, bestaunt, gekauft werden. In diesem Jahr zum ersten Mal dabei sind mit jeweils einem Atelier Jessen, Nebra und Eisleben. Der Schwerpunkt des Events aber liegt im Harz, zehn Kunstschaffende zeigen dort ihre Arbeiten.
Blick in Regionen
Das Format der offenen Ateliertüren gibt es schon seit 1996, immer am dritten September-Wochenende. Seit nunmehr drei Jahren aber lenkt der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Sachsen-Anhalt den Blick auf eine bestimmte Region, von den „pulsierenden Kunstmetropolen“ hin in ländliche Regionen. „Wir wollen“, sagt Geschäftsführerin Ruth Heftrig, „unsere Fühler in alle Landesteile ausstrecken.“ Nach Dessau und Magdeburg nun also der Westen Sachsen-Anhalts, im nächsten Jahr soll die Altmark im Fokus stehen.
Wobei sich die Türen nicht nur in der jeweils beleuchteten Gegend öffnen, sondern auch darüber hinaus. Barleben ist in diesem Jahr zum Beispiel dabei, Havelberg, der Saalekreis oder Wittenberg. Und natürlich Halle, schließlich ist hier die Dichte an Kunst aufgrund der Hochschule am höchsten.
Zur besseren Orientierung stellt der BBK auf seiner Webseite eine Karte zur Verfügung, auf der die teilnehmenden Häuser in den jeweiligen Regionen markiert sind. Zu finden ist alles, was Bildende und Angewandte Kunst so hergeben: Malerei und Bildhauerei, Fotografie, Keramik und Schmuckgestaltung.
Während die Künstler ihre Türen öffnen, ihre Arbeiten erklären oder, im besten Fall, auch verkaufen, Workshops durchführen und zu Gesprächen einladen, erreichen sie vor allem eines: Sie zeigen sich und ihre Arbeit. Dazu besteht in Sachsen-Anhalt die Gelegenheit im Alltag nicht so oft. „Die Galerielandschaft hier ist nicht so üppig“. Viele der jungen, in Halle ausgebildeten Kunstschaffenden verließen das Land. Besonders der Markt für Bildende Kunst sei schlecht entwickelt, ist beim BBK zu erfahren.
Schlechte Zeiten
War die Situation schon vor der Pandemie nicht rosig, zeige der Trend beim Interesse an der Kunst seitdem noch weiter nach unten. „Das Geld sitzt nicht mehr so locker“, sagt Ruth Heftrig und verweist zum Beispiel auf die Messe für Zeitgenössische Kunst „Kunst/Mitte“, die vor wenigen Wochen in Magdeburg stattfand und bei der mehrere der Teilnehmer nicht ein Stück verkauft haben.
Ziemlich schlechte Zeiten also für die Kunst, der Verband will ihren Erschaffern helfen. Mit der Realisierung von Projekten wie dem erwähnten oder dem kürzlich in Halle stattgefundenen „Sichtbar – Kunst- und Designmarkt“. Mit Ausstellungen wie „generell frisch“, in diesem Herbst in Kloster Ilsenburg, wo sich BBK-Neuzugänge präsentieren. Oder mit der regelmäßigen Veröffentlichung von Ausschreibungen, Stipendien oder Arbeitsaufenthalten. Mit Beratungen – zum Thema Marketing oder zu Steuerfragen zum Beispiel – und mit seiner Öffentlichkeitsarbeit.
Dabei ist der Verband, ein eingetragener Verein, selber limitiert. Nur zwei Halbtagskräfte sind angestellt, eine davon ist die Geschäftsführerin. Die sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder schultern die Arbeit für eine minimale Aufwandsentschädigung, gezalt aus Mitgliedsbeiträgen. „Andere Bundesländer haben einen fünfmal höheren Etat als wir.“ Kunst, sagt Ruth Heftrig, werde gebraucht, auch im öffentlichen Raum. Darüber seien sich eigentlich alle einig. Die öffentliche Hand aber statte die Kunstschaffenden nicht ausreichend für diese gesellschaftliche Relevanz aus.
Kommunen hilfreich
Von den Förderinstrumenten des Landes habe man nichts zu erwarten, stattdessen versuche der Verein, die Kommunen mit ins Boot zu holen. Halle sei hilfreich, beispielsweise bei der Vergütung von Ausstellungen in öffentlichen Räumen. Dessau bemühe sich, Magdeburg blockiere noch. Dass sich so bald etwas daran ändert, daran glaubt Ruth Heftrig nicht: „Für die Zukunft habe ich keine großen Erwartungen.“
Die „Offenen Ateliers“ präsentieren sich am 21. und 22. September von 11 bis 18 Uhr.