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Einmalig in Deutschland Mittelalterliches Prahmboot wird gehoben

Das Prahmboot im Arendsee ist ein seltener Fund. Mit aufwendiger Technik ist das Schiff jetzt am Seegrund gesichert worden. Für 2025 ist eine Hebung geplant.

15.09.2024, 16:31
Wasserwacht und Archäologen des Landesamtes für Achäologie und Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt sicherten ein seltenes Prahmboot im Arendsee.
Wasserwacht und Archäologen des Landesamtes für Achäologie und Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt sicherten ein seltenes Prahmboot im Arendsee. /Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)

Arendsee/dpa - Die Überreste eines rund 800 Jahre alten Prahmboots im Arendsee in der Altmark sind von Archäologen und Tauchern in einwöchiger Arbeit vor dem weiteren Verfall gesichert worden. „Die Unterwasserarbeiten waren trotz teilweise widriger Umstände ein voller Erfolg“, sagte Projektleiter Sven Thomas vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt der Deutschen Presse-Agentur.

Premiere in Deutschland

Für eine umfangreiche Dokumentation wird das Schiff Ende April 2025 komplett an die Wasseroberfläche gezogen und auf eine im See befindliche Plattform gesetzt. „Das wird das erste schwimmende mittelalterliche Schiff in Deutschland“, sagte Archäologe Thomas. So eine Aktion habe es bislang noch nicht gegeben.

Ein Prahm ist ein Transportschiff mit schlanker und flacher Rumpfform und seit der Antike bekannt. Das Boot im Arendsee besteht aus Eichenholz und stammt aus der Zeit um 1265, vermutlich aus dem nahe gelegenen Kloster.

Das Boot liegt in 35 Metern Tiefe, was die Unterwasserarbeiten extrem aufwendig und kompliziert gestaltete. Taucher hatten mit speziellen Seilwinden das Artefakt mehrere Zentimeter vom Seeboden gehoben und vier Saugschlitten darunter gezogen.

Schiff ist aufgebockt

Der Prahm bleibt in diesem Zustand bis kommendes Jahr im See. Dann werden hochauflösende Kameras eine umfangreiche Dokumentation durchführen. Danach wird der Prahm mit einem Spezial-Vlies abgedeckt und wieder im See, in etwa 20 Meter, abgesenkt.

Das Prahmboot war zwölf Meter lang und 2,50 Meter breit sowie etwa einen Meter hoch und wurde durch Ruder und Segel angetrieben. Die archäologische Einmaligkeit dieses Binnenschiffs sind seine Verzierungen mit Tierköpfen wie Bär und Vogel an Bug und Heck. Vergleichbare Funde sind nach Angaben der Archäologen nur von Hochseeschiffen bekannt.

Wahrscheinlich diente der Prahm zum Transport von Bewohnern und Materialien wie landwirtschaftlichen Gütern des Klosters. Sporttaucher hatten das Prahmboot in den 1990er Jahren entdeckt. Mit 55 Metern Tiefe gilt der Arendsee als einer der tiefsten natürlichen Seen in Norddeutschland.