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Impuls-Festival für Neue Musik Gut gegen Böse

Unter dem Titel „Pandora 24“ tritt das von Hans Rotman geleitete Impuls-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt jetzt an: Was es mit diesem Motto auf sich hat.

Von Andreas Montag 14.10.2024, 13:09
Die Geigerin Charlotte Thiele musiziert am 15. und 17. Oktober  mit der Orchesterakademie der Staatskapelle Halle in Halle.
Die Geigerin Charlotte Thiele musiziert am 15. und 17. Oktober mit der Orchesterakademie der Staatskapelle Halle in Halle. (Foto: Björn Kadenbach)

Halle/MZ. - Das Impuls-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt ist nicht totzukriegen. Dabei wären in der Vergangenheit ein paar Leute wohl nicht traurig gewesen, wenn es anders gekommen wäre: Jene, denen das alles zu modern und zu politisch vorkommt, was die Truppe um Hans Rotman, den Gründer und Leiter des Festivals, ebenso trotzig wie heiter veranstaltet.

Dem international bestens vernetzten Niederländer ist immer noch etwas Rettendes eingefallen. An finanzieller wie moralischer Unterstützung hat es am Ende nie gefehlt. Und das Land Sachsen-Anhalt fördert das Festival weiter.

Ein Berufsoptimist

Rotman, ein Niederländer, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und sowohl als Dirigent wie als Komponist einen Namen gerade auch in Sachsen-Anhalt hat, ist ein Berufsoptimist. Und so kommt „Impuls“ in jedem Jahr wieder an den Start – und jedes Mal mit einem frischen Motto. Vor zwei Jahren ging es mit „Futur 2“ um den Blick aus der Zukunft auf unsere Gegenwart, 2023 war „No Time Like Present“ angesagt – keine Zeit ist so spannend wie die, in der wir leben. Jetzt setzt Rotman noch eins drauf: „Pandora 24“ ist der aktuelle Jahrgang überschrieben. Da schreckt man erstmal auf: War die Büchse der Pandora nicht jenes antike Unglücksding, dessen Deckel man keinesfalls lüften sollte? Was dem Mythos zufolge natürlich prompt geschah.

Und in der Tat: Das Böse ist in der Welt, man erlebt es täglich. Aber das Gute ist eben auch eine Größe. Das soll man sich immer mal wieder als Selbstermutigung zurufen. In diesem Sinne ist der Titel des aktuellen „Impuls“-Jahrgangs wohl zu verstehen. Mit der aus Lehm geschaffenen, schmucken Pandora (eine frühe Avatarin) und dem in der Büchse gesammelten Unheil wollten sich die Götter an den Menschen rächen, denen Prometheus, selbst den Göttern zugehörig, das Feuer besorgt hatte. Ein früher Dissident.

Das Feuer ist jedenfalls da, es kann nicht nur zerstören, sondern auch wärmen: Es kommt immer darauf an, was man tut. Hans Rotman, Annette Schlünz und andere Getreue wollen das Beste aus ihrer Liebe zur Neuen Musik machen: abermals ein spannendes Festival, das von diesem Wochenende an Fahrt aufnehmen wird.

Am Sonntag (Beginn 16 Uhr) gibt es im WUK Theater Quartier in Halle erstmals die nicht alltägliche Kollaboration von Puppenspiel und Neuer Musik zu erleben. Jürg Schlachter (Text und Regie) erzählt von der „Klangsammlerin“ – einem Mädchen, das von einer Puppe verkörpert wird und das Reich der Töne entdeckt.

Kerstin Dathe verantwortet das Puppenspiel, Almut Fischer das Konzept. Der magische Klangmaschinenbastler Erwin Stache und sein Sohn Benjamin haben die Komposition beigesteuert. Am 15. Oktober gibt es um 18 Uhr im halleschen Volkspark zur Semestereröffnung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ein Konzert mit der Geigerin Charlotte Thiele, Ilya Ram dirigiert die Orchesterakademie der Staatskapelle Halle. Dabei werden Werke von Fazıl Say und Michael Daugherty erklingen.

Neueste Klänge

Weil aber das Impuls-Festival das Land Sachsen-Anhalt nicht nur im Namen trägt, sondern es tatsächlich auch bespielt, werden sowohl im Steintor-Varieté Halle (17.10., abermals mit Charlotte Thiele und der Orchesterakademie) als auch im Theater Magdeburg (14. und 15.11.) neueste Klänge zu hören sein. In Halle dirigiert Ilya Ram, in Magdeburg wird Armando Merino am Pult stehen. „Pandora – Out of the Box“ heißt es in Halle, „Pandora – Back in the Box“ in Magdeburg. Die Musik, die Kunst, das „Impuls“-Festival wollen in jedem Falle dabei helfen, das Böse nicht gewinnen zu lassen.

Das letzte Wort in dieser Sache bekommt der Chef: „Viele inzwischen arrivierte Komponistinnen und Komponisten haben die besten Erinnerungen an einen gelungenen Start in Sachsen-Anhalt, das mit dem Slogan #modern denken antritt“, sagt Hans Rotman – nicht ohne Stolz. Und ganz zu Recht.

Weitere Informationen: www.impulsfestival.de