Ausstellung in Kichenruine Pobles Der Kurator Peter Lang: Rastlos auf seiner Reise
In der Kirchenruine von Pobles im Burgenlandkreis und im früheren Atelier von Moritz Götze in der halleschen Talstraße wird mit einer Doppelausstellung an den Kurator Peter Lang erinnert.
POBLES/HALLE/MZ. - Das sei schon selten, dass sich die Kunstwelt so intensiv an einen Kurator erinnert – Jahre nach dessen Tod, sagt Christoph Tannert über Peter Lang, der vor zehn Jahren einem Herzinfarkt erlag. Der 68-jährige Tannert ist selbst ein renommierter Kurator und einer der wichtigsten Paten unangepasster Kunst in Ostdeutschland. Jahrelang hat Tannert das Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg geleitet. Und er ist gebürtiger Leipziger – wie Peter Lang, mit dem er in Ostberlin zusammengearbeitet hat und dem nun gleich zwei Ausstellungen in der mitteldeutschen Region gewidmet sind.
Christoph Tannert und der hallesche Maler Moritz Götze haben die Doppelschau „Der Kurator. Eine Hommage an Peter Lang“ auf die Beine gestellt, im Hasenverlag Halle ist ein Katalog dazu erschienen. In Halle, in Götzes altem, lichten Atelier in der Talstraße 7 (direkt an der Kröllwitzer Brücke) und in Pobles im Burgenlandkreis werden von diesem Samstag an Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern gezeigt, mit denen Lang zusammengearbeitet hat.
Halle grüßt Kaisersaschern
Der hallesche Teil der Schau in der Dependance Kaisersaschern, wie das Götze-Atelier nun zeitweilig heißt, präsentiert Bilder der Leipziger Maler Roland Borchers und Michael Kunert. Dazu gibt es Plakate und Kataloge der Ausstellungen, die Lang kuratiert hat. Ein besonderes Erinnerungsstück steht unter Glas: Das Matchbox-Auto von Peter Lang, das er Götze geschenkt hat. Beide kannten sich seit den späten achtziger Jahren, Lang vermittelte Götze 1987 eine Ausstellung in der Ostberliner Galerie Schaufenster. Und ein Jahr später inszenierte Lang im Studio Bildende Kunst in der Baumschulenstraße eine Schau mit Arbeiten der jungen Leipziger Künstler Roland Borchers und Neo Rauch.
In Pobles nahe Lützen haben Götze, sein Malerfreund Rüdiger Giebler und die Mitglieder des rührigen Unterstützervereins um Lüder Laskowski das sagenhafte, imaginäre Kaisersaschern aus Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ gefunden. Dort, wo Friedrich Nietzsches Großvater, der Pastor David Ernst Oehler, lebte, ist in der Kirchenruine von St. Gangolf eine Stätte für Kunst und Begegnung entstanden. Viel Fantasie und Handarbeit stecken schon in dem Projekt, dem aber noch ein Dach zur Vollständigkeit fehlt.
Aus diesem Grund kann man in Pobles nur „wetterfeste“ Objekte zeigen. Aber die Liste der jetzt mit Fotoreproduktionen vertretenen Künstlerinnen und Künstler, die in Verbindung zu Peter Lang standen, ist äußerst namhaft. Tina Bara, Roland Boden, Andreas Gerth, Lisa Junghanß, Olaf Martens und Ralf Ziervogel sind dabei. Auch Moritz Götze und Rüdiger Giebler fehlen selbstverständlich nicht.
Ein bisschen Napoleon
Giebler hat Lang, einst sein Vorgänger als Leiter der Galerie am Alten Markt in Halle, porträtiert. Ein schmaler, kleiner Mann: selbstbewusst, auch schwierig und manchmal schroff, ein bisschen Napoleon, wie Christoph Tannert ihn beschreibt. Und die Stasi hatte ihn auch auf dem Schirm. „Peter Lang war offen und immer auf der Suche nach Neuem“, sagt Moritz Götze. Ein Rastloser voller Ideen – so hat man ihn in Erinnerung. Und seine faszinierenden Ausstellungen – darunter die mit Moritz Götze kuratierten Expositionen über den Weltraumfantasten Karl Hans Janke (2007 in Peenemünde) und über den Zeichner und „Mosaik“-Meister Hannes Hegen.
Ausstellungen in Pobles, Kleefeldstr. 8 (Eröffnung: 7.9., 15 Uhr), und in Halle, Talstraße 7 (Eröffnung: 8.9., 11 Uhr); geöffnet bis zum 6.10., Sa, So und am 3.10. jeweils 11-17 Uhr.