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Korruptionsvorwürfe in Bad Kösen Korruptionsvorwürfe in Bad Kösen: Das Erbe des mutigen Ritters

Von Steffen Reichert 15.03.2002, 18:03

Bad Kösen/MZ. - Das Ehepaar, das schon vor dem politischenUmbruch in der DDR im Volkssolbad Bad Kösenbeschäftigt war, stand nun in Lohn und Brotbei jenem Mann, der Bad Kösen über Jahre aufeine ganz eigene Art und Weise geprägt hat."Jeder ist käuflich - es kommt nur auf dieSumme an", erinnert sich ein Insider an dendenkwürdigen und vertraulich gesprochenenSatz von Lielje, den dieser damals zu einemprominenten Stadtrat sagte.

Seit Donnerstagmittag hat sich das Blatt gewendet.Nachdem der Bundestag in Berlin die Immunitätdes SPD-Abgeordneten Lewering aufgehoben hatte,durchsuchten zeitgleich 80 Beamte von Polizei,Justiz und Steuerfahndung in elf Städten 14Objekte. Darunter neben dem Wohnhaus und denAbgeordnetenbüros auch die Firmenräume jenerUnternehmen, die am Bau und Ausbau auf demLeweringschen Privatgrundstück beteiligt waren.

Inzwischen ist nach verlässlichen Angabenklar: Die Vorwürfe, die gegen den ParlamentarierLewering und seine Frau als stellvertretendeChefin der Landesversicherungsanstalt Sachsen-Anhalterhoben werden, sind weitreichender als bislangbekannt. Allein die reinen Baukosten für dasattraktive Wohnhaus mit Kamin, für das nur550000 Mark gezahlt wurden, liegen bei 1,64Millionen Mark - der Verkehrswert des Objektesfolglich noch deutlich darüber.

Der Verdacht, dem die ermittelnde StaatsanwaltschaftHalle nach einer Anzeige seit Ende vergangenenJahres nachgeht und über den sie bereits imJanuar den Bundestagspräsidenten schriftlichinformierte, heißt deshalb Steuerhinterziehungund Vorteilsnahme im Fall von Dagmar Lewering.Ihrem Ehemann wird Beihilfe dazu vorgeworfen."Ich habe mir nichts vorzuwerfen", gibt sichEckhart Lewering dagegen in einer der MZ übermitteltenErklärung siegessicher. Und: "Bei dem Ermittlungsverfahrenhandelt es sich um eine persönliche Angelegenheit."

"Absolut haltlos" nennt auch Ehefrau Dagmardie Vorwürfe. "Die Landesversicherungsanstaltund ich werden die Ermittlungen in jeder Hinsichtunterstützen."

Die Spur der Jahre zurückliegenden Ereignisseführt nach Löhne in Nordrhein-Westfalen. Deralte Hermann Lielje, unmittelbar nach derWende aus der Nähe von Herford nach Bad Kösengekommen, war ein Mann, der neben Wein, Weibund Gesang vor allem das Geschäft liebte.So betrieb der Unternehmer, der lange JahreStadtrat in Löhne war, aber schon bald nachdem Mauerfall SPD-Mitglied in Sachsen-Anhaltwurde, die drei privaten Kurkliniken SaaleI und II sowie die Kinder-Reha-Klinik "AmNicolausholz" (siehe auch "Neun Kliniken").Was manchen im Ort wunderte und andere solange empörte, bis das RegierungspräsidiumHalle eingeschaltet wurde: Als privater Wettbewerberwar Hermann Lielje auch Geschäftsführer der"Mutiger Ritter"-GmbH - einer städtischenKurklinik .

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