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Kloster Helfta Kloster Helfta: Älteste Äbtissin Deutschlands

05.12.2001, 10:04
Die älteste Äbtissin in Deutschland, die
Die älteste Äbtissin in Deutschland, die dpa

Helfta/dpa. - «Rund 30 000 Menschen besuchen jährlich das Kloster Helfta», sagtÄbtissin Maria Assumpta Schenkl. «So eine große Begeisterung habe ichnicht erwartet.» Die 77-jährige Ordensfrau steht als älteste Äbtissindem jüngsten Kloster in Deutschland vor. Bis 1999 leitete sie dasZisterzienserinnenkloster in Seligenthal bei Landshut (Bayern).

Zu den Bewohnern der Region bestehe ein herzliches Verhältnis.«Die Menschen hier sprechen von unserem Kloster», erklärt Schenkl diegewachsene Verbundenheit. Die Klosterkirche stehe allen für Gebeteund Messen offen. «Auch die Angebote in der Vorweihnachtszeit wieKirchenkonzerte und Chormusik werden gern angenommen», sagt diegelernte Volksschullehrerin.

«Wir wollen unseren Glauben durch ein überzeugtes, gläubigesDasein vorleben und als ein Lebenszeichen weitergeben», erklärt dieÄbtissin und fügt hinzu: «Wir wollen aber nicht missionieren.» SechsGebete bestimmen den Tagesablauf der Nonnen zwischen 5.30 Uhr und20.00 Uhr. «Dazwischen bleiben etwa sechs Stunden Zeit für Arbeit undGespräche mit Besuchern.»

Kräutergarten und Klosterladen sind eingerichtet, eine Bibliothekaufgebaut. Bald sollen auch Schafe und Bienen gehalten werden. Zudemist das Kloster St. Marien Träger des Kindergartens in Helfta. Wegendes unerwarteten Zuspruchs von Schwestern und Besuchern wurde indiesem Jahr ein neues Gebäude bezogen: Im einstigen LPG-Rinderstallbefinden sich nun zwölf Gästezimmer, zwölf Eigentums- und neunMietwohnungen für Laien, die zeitweise im Kloster leben. Der Komplexbeherbergt zudem neun Zellen für Nonnen sowie Seminar- undTagungsräume.

Nach Angaben des Baubeauftragten des Bistums Magdeburg, WilliKraning, wurden bisher rund 21 Millionen Mark in Infrastruktur sowiedie Errichtung von Kirche, Klosterkonvent und Kreuzgang investiert.Der Aufbau des Klosters werde insgesamt 28,2 Millionen Mark (14,42Mio Euro) kosten, die ausschließlich über Spendenmittel finanziertwerden sollen. Das historische Zisterzienserinnenkloster wurde 1229bei Schloss Mansfeld errichtet. Als die Äbtissin Walburga Räubers1548 nach über 300 Jahren das Kloster in Helfta auflöste, schien dasein Ende für immer zu sein.

Weltbekannt wurde die klösterliche Stätte durch drei Nonnen:Mechthild von Magdeburg (1207/10-1282/94), Mechthild von Hakeborn(1241-1299) und Gertrud die Große von Helfta (1256-1302). Siebegründeten die Frauenmystik als besondere Form der Religiosität.Ihre Werke beeinflussten über Jahrhunderte das geistliche Leben inEuropa und Südamerika. 1994 erwarb die katholische Kirche das 14Hektar große Areal von der Treuhand und begann vier Jahre später mitdem Wiederaufbau des Klosters.