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Katastrophenschutzübung in Leipzig Katastrophenschutzübung in Leipzig: Qualm und Schreie im City-Tunnel

05.09.2013, 11:38
Ein Feuerwehrmann geht während der Großübung vor einer brennenden S-Bahn durch eine Station im City-Tunnel Leipzig.
Ein Feuerwehrmann geht während der Großübung vor einer brennenden S-Bahn durch eine Station im City-Tunnel Leipzig. dpa Lizenz

Leipzig/dpa - Hustend und keuchend liegt Isabell Rose auf dem Boden. Sie ist der verunglückten S-Bahn im Leipziger City-Tunnel gerade noch entkommen und wartet jetzt auf Hilfe. Der gesamte Tunnel ist verqualmt, Schmerzensschreie von zu Teil schwer verletzten Menschen gellen durch die Betonröhre. Feuerwehrleute mit Atemschutzausrüstung arbeiten sich zu den Opfern des Zugunglücks vor. Der Albtraum der Tunnelplaner ist wahr geworden - allerdings nur als Übung.

Der Brand eines Triebwagens, die Evakuierung von 50 Menschen aus dem City-Tunnel, das möglichst reibungslose Zusammenwirken von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Behörden: So lautete am Donnerstag das Ziel einer Großübung, mit der das Brand- und Katastrophenschutzkonzept des Tunnels getestet werden sollte, der Ende des Jahres eröffnet werden soll. „Schon seit Februar haben wir in kleineren Übungen Teilbereiche des Rettungskonzepts getestet“, hatte Leipzigs Feuerwehrchef Karl-Heinz Schneider vor Beginn des Einsatzes erläutert. So wurde unter anderem die digitale Funktechnik ebenso getestet wie die Nutzung von Feldtelefonen, auf die in dem Fall ausgewichen werden könnte, wenn Funknetze nicht mehr funktionieren.

Kurz vor Beginn der Übung kamen angehende Rettungsassistenten der Johanniter-Unfall-Hilfe an der Station Bayerischer Bahnhof an. Mit zum Teil klaffenden Wunden ausgestattet, sollten sie als Statisten die Opfer des Unglücks verkörpern. „Seit heute morgen um sechs Uhr haben wir sie geschminkt, außerdem hatten sie drei Tage intensiven Schauspielunterricht“, berichtete Lars Menzel, Leiter des Bildungsinstituts Mitteldeutschland der Johanniter-Akademie. Bewusst wurde auf zukünftige Fachleute zurückgegriffen, da diese die darzustellenden Verletzungsbilder besonders realistisch simulieren könnten. Johannes Christ, der einen offenen Oberschenkelbruch sowie Verbrennungen „erlitten“ hatte, freute sich auf seinen Einsatz. „Es ist gerade zu Beginn der Ausbildung gut, wenn man einmal gesehen hat, wie das Zusammenspiel der Rettungskräfte abläuft“, sagte er.

Furchterregend auch die Verletzung, die Konrad Lütkemüller darstellte: Ihm hatte sich ein Regenschirm durch den Bauch gebohrt. „Die Dozenten haben uns gesagt, wir sollten komplett überzeugend die Opfer sein“, erklärte er. Was den jungen Johannitern überzeugend gelang: Sie brachen in den Armen von Feuerwehrleuten zusammen, ließen sich nur mit Mühe von kopflosen Fluchtaktionen abhalten, gaben auf dem Erstbehandlungsplatz krächzend ihre Daten zu Protokoll. Und wurden schließlich, so ihre „Verletzungen“ dies erforderlich machten, in die Notaufnahmen umliegender Krankenhäuser gebracht.

Sehr zufrieden zeigte sich Schneider nach der Übung. „Die erarbeiteten Konzepte sind aufgegangen“, sagte er. Insgesamt seien rund 140 Einsatzkräfte mit etwa 40 Fahrzeugen im Einsatz gewesen, das Zusammenspiel habe funktioniert, und nur an weniger wichtigen Punkten müsse noch einmal nachreguliert werden. Zufrieden war auch Menzel, nach dessen Ansicht es für die jungen Rettungsassistenten „wohl kaum ein besseres Ausbildungsprogramm geben kann.“ Und schließlich konnte auch Isabell Rose wieder problemlos durchatmen.

Der etwa vier Kilometer lange Tunnel soll am 14. Dezember eröffnet werden und einen Tag später in Betrieb gehen. Er unterquert Leipzig in Nord-Süd-Richtung und verbindet den Hauptbahnhof mit dem Bayerischen Bahnhof. Der Bau kostete nach offiziellen Angaben 960 Millionen Euro.