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«Jugend forscht» «Jugend forscht»: Physiker surft auf Erfolgskurs

Von Christian Schafmeister 11.04.2005, 20:01

San Diego/Halle. - Bodo Schmidt? Im Georg-Cantor-Gymnasium in Halle ruft der Name des ehemaligen Schülers noch heute lebhafte Erinnerungen wach. "Der hat wirklich Zeichen bei uns gesetzt", erinnert sich Physik-Lehrer Hans-Otto Weigt auf Anhieb an den begabten Schüler aus Bad Kösen. Mit einer einfachen Frage hatte ihn der Gymnasiast bereits 1994 sehr neugierig gemacht. "Soll ich ihnen das Internet zeigen?" Der Lehrer besorgte ein meterlanges Telefonkabel, wenig später erläuterte Bodo Schmidt der versammelten Schule das Web. "Die meisten von uns hatten noch nie davon gehört", sagt Weigt, der den Schüler im Folgejahr auch beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht" in Hamburg begleitete. "Der hatte damals schon immer seinen Blick nach vorne gerichtet."

Beim Blick zurück jedoch hat der 28-Jährige, der seit fünf Jahren als Laser-Physiker in San Diego (USA) arbeitet, heute mittlerweile einige Schwierigkeiten. An sein Projekt bei "Jugend forscht" kann er sich nur noch vage erinnern. "Es ging aber irgendwie um digitale Bildbearbeitung sowie digitale Filter bei der Analyse von Metallen mit Mikroskopen", erinnert sich Schmidt dann doch. Weit mehr als Details ist ihm indes sein damaliges Umfeld in Erinnerung geblieben. "Die Schule hat mich zu dieser Zeit gewaltig unterstützt", sagt der Wissenschaftler heute in einer Rückschau. Und auch an seine spätere Studienzeit in Jena denkt der Forscher gerne zurück. "Der Standort war fachlich eine sehr gute Wahl", unterstreicht Schmidt, der sich bereits dort auf die Entwicklung und Optik von Lasern konzentriert hat.

Traumziel Amerika

Sein Traum aber war die Arbeit in den USA. "Da wollte ich schon damals unbedingt hin", sagt der zielstrebige junge Mann. Einer seiner Professoren schafft ihm mit guten Kontakten das ersehnte Sprungbrett. Aus einem sechsmonatigen Praktikum bei der Firma General Atomics wird eine dauerhafte Beschäftigung. Mit Hightech erfolgreiche Wege aus der drohenden Energiekrise zu finden ist dort das Hauptanliegen. Der Wissenschaftler lobt dabei die exzellenten Forschungs-Möglichkeiten sowie die Arbeitsbedingungen mit einem Minimum an Bürokratie und Hierarchien. "Die Zusammenarbeit ist gut, vieles packt man einfach an."

Kein Wunder also, dass der junge Mann nach fünf Jahren ein enges Verhältnis zu seiner Wahlheimat aufgebaut hat. "Ich bin doch bereits fast Amerikaner", sagt der Physiker, dessen Bewerbung für eine "Green Card", eine unbefristete Arbeitserlaubnis für die USA, inzwischen läuft. Deutschland sei parallel dazu "eine andere Welt" für ihn geworden. Dennoch lässt ihn die Entwicklung in seiner Heimat, die er einmal jährlich besucht, nicht kalt. "Es ist schade, wenn junge Leute praktisch gezwungen werden, wegzuziehen und nicht mehr da arbeiten können, wo sie wohnen", betont er. Ihm selbst war jedoch früh klar, dass er die Region verlässt. "Aufgrund meiner Spezialisierung war mir immer bewusst, dass ich bloß an wenigen Standorten überhaupt arbeiten kann", sagt Schmidt.

Sportlicher Typ

Dem Klischee eines theorielastigen, trockenen und langweiligen Naturwissenschaftlers entspricht der 28-Jährige keinesfalls: Surfen, Kletter-Touren und Triathlon - das Sportprogramm des Physikers ist ebenfalls sehr anspruchsvoll. "Ich möchte in Frankfurt in jedem Fall einmal den 'Iron-Man-Germany' mitmachen", kündigt Schmidt an. Vorher steht für ihn noch ein Klassentreffen mit den alten Mitschülern im Juni an - zehn Jahre nach Abitur und "Jugend forscht". Ob er sich freut? "Das lasse ich ganz in Ruhe auf mich zukommen."