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Jerichower Land Jerichower Land: Stutenmilch wird per Post verschickt

Von Friedemann Kahl 02.08.2007, 09:16
Dirk Freudenhagen melkt in Mangeldorf bei Jerichow eine Stute. Seit zwei Jahren betreibt er Sachsen-Anhalts einzigen Stutenmilchhof. (Foto: ddp)
Dirk Freudenhagen melkt in Mangeldorf bei Jerichow eine Stute. Seit zwei Jahren betreibt er Sachsen-Anhalts einzigen Stutenmilchhof. (Foto: ddp) ddp

Mangelsdorf/ddp. - «ZumStutenmilchbauern wurde ich eher durch Zufall», erzählt Freudenhagen.Der gelernte Maurer war in der Wintersaison wieder einmal arbeitslosund spielte mit dem Gedanken, sich beruflich neu zu orientieren. Alser im Internet Stutenmilch für seine an der HautkrankheitNeurodermitis erkrankte Mutter bestellte, kam ihm plötzlich die Ideevom eigenen Stutenmilchhof. «Ich recherchierte, sprach mit Fachleutenund besuchte Stutenhöfe in anderen Bundesländern, bis ich mir meinerSache ganz sicher war», erinnert sich der 37-Jährige.

Es mussten Ställe und eine Melkanlage gebaut sowie zahlreichebauliche und hygienische Vorgaben erfüllt werden. «Am Anfangbelächelten mich viele und sahen mein Vorhaben sehr skeptisch. Auchdie Behörden hatten keine Erfahrung über die Richtlinien undBestimmungen für Stutenmilch. Sie mussten sich erst in anderenBundesländern erkundigen», beschreibt Freudenhagen den Beginn seinerSelbstständigkeit. Nachdem er sich acht tragende Haflingerstutenkaufen konnte, begann er im Juni 2005 mit der Milchproduktion. Heutehat Freudenhagen insgesamt 20 Pferde und verkauft die wegen ihrerheilenden Wirkung begehrte Stutenmilch über das Internet in das ganzeBundesgebiet.

Die Stuten werden am Tag bis zu dreimal gemolken und geben dabeirund fünf Liter Milch ab. Für die Fohlen bleibt dabei immer nochausreichend übrig. Nach dem Melken wird die Milch in Viertel-Liter-Packungen schockgefroren. Danach ist sie bis zu sechs Monate haltbar und kann bedenkenlos mit der Post verschickt werden. Aus einem Teil der Milch lässt Dirk Freudenhagen bei einem Berliner Unternehmen Kosmetikprodukte herstellen. Und so hat er auch Seife, Haarshampoo und Pflegelotionen aus Stutenmilch im Angebot. «SchonCleopatra schätzte die Wirkung und badete in Stutenmilch», erzähltder Stutenhofbesitzer.

In Deutschland gibt es etwa 40 Stutenmilchhöfe. Die meistenBetriebe halten Haflinger, aber auch Warmblutpferde oderSpezialrassen zur Milchgewinnung. Freudenhagen hält sichausschließlich Haflinger, die vom täglichen Melken abgesehen ein ganznormales Pferdeleben auf der Koppel führen. Dem Futter werden keineZusatzstoffe beigemengt, die Tiere bekommen lediglich Weidegras, Heuund Hafer. «Ich werde meinen Betrieb auf maximal 25 Stuten erweitern.Mehr Tiere machen eine artgerechte Haltung schwierig», erläutert DirkFreudenhagen. Pferde seien sehr sensibel und Stress würde sich sofortnegativ auf die Milchproduktion auswirken.

Nach zwei erfolgreichen Jahren hat Dirk Freudenhagen nun auchdiejenigen überzeugt, die seiner Idee anfangs skeptisch gegenüberstanden. Neben dem Vertrieb übers Internet kommen nun auch immer mehrLeute aus dem Dorf und der näheren Umgebung auf den Hof, um sichfrische Milch zu holen. Wenn sich das Geschäft weiterhin gutentwickelt, will Freudenhagen sogar einen Mitarbeiter einstellen.Eines steht für ihn jedoch fest: «Den Wechsel vom Maurer zumMilchbauern habe ich noch keine Sekunde bereut.»