"Jedem das Feine!" "Jedem das Feine!": Logo auf Beutel schockiert Kunden
Bitterfeld/MZ. - In der Geschäftsführung der Fleischerkettezeigte man sich überrascht bei der Konfrontationmit diesem Vergleich. So habe man das nochnicht gesehen, hieß es. Aber man werde dieBeutel aus dem Verkehr ziehen. Ohnehin seiensie nur eine Notlösung, weil die Verpackungenmit dem eigenen Logo nicht rechtzeitig fertiggeworden seien. Man bekomme die Ersatzverpackungvon einer Leipziger Firma geliefert. Die wiederumbezieht sie aus Nürnberg.
Der dortige Firmenchef Joseph Poutnik kanndie Aufregung nicht verstehen. Hätte er indem Logo irgend etwas Anstößiges oder Verletzendesgesehen, wäre er als erster gegen die Aufschrifteingeschritten, sagte er gegenüber der MZ.Er sei selbst Jude und habe Familienangehörigewährend der Naziherrschaft in Konzentrationslagernverloren. Die Verpackungen hätten allerdingsüberhaupt nicht in Deutschland vertriebenwerden sollen. "Es handelt sich um das eingetrageneWarenzeichen des österreichischen Fleischerhandwerksund wird dort seit Jahrzehnten genutzt, ohnedass jemand daran Anstoß genommen hat", soPoutnik. Auf jeden Fall werde man die Folienbeutelaus dem Leipziger Raum zurückziehen.
In den letzten Monaten hat es mehrere Versuchevon Unternehmen gegeben, den Spruch "Jedemdas Seine" sogar wortgetreu als Werbeträgerzu nutzen, unter anderem von einer Bank. Inallen Fällen hat dies Widerspruch herausgefordert.Die Nazis hatten diesen Spruch in das Eingangstorzum Konzentrationslager Buchenwald schmiedenlassen.
"Jedem das Seine" ist allerdings deutlichälter. Es soll auf einen Ausspruch des römischenStaatsmannes und Schriftstellers Marcus PorciusCato (234 - 149 vor Chr.) zurückgehen. Mit"Suum cuique" wurde ein Rechtsgrundsatz beschrieben,nach dem jeder das, was er besitzt, auch nutzenund genießen kann. Anfang des 18. Jahrhundertswurde der Spruch Devise des Schwarzen Adlerordens,des höchsten preußischen Ordens.