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Inline-Skater-Strecken im Fläming Inline-Skater-Strecken im Fläming: Erfolgreich auf acht Rollen unterwegs

Von Cornelia Fuhrmann 21.06.2015, 07:51
Michelle Lebahn (l.) und Marlen Hundrieser sind begeisterte Speedskaterinnen.
Michelle Lebahn (l.) und Marlen Hundrieser sind begeisterte Speedskaterinnen. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale) - Wie graue Bänder schlängeln sich die Wege durch die Landschaft. Teilweise gesäumt von alten Obstbäumen, vorbei an Raps- und sattgrünen Getreidefeldern oder Spargelfeldern, deren Reihen wie mit dem Kamm gezogen aussehen. Vorbei an kleinen und größeren Ortschaften und auch mal entlang von Straßen oder dem Flüsschen Nuthe. Die Luft ist klar, Grillen zirpen. Freie Sicht bis zum Horizont wechselt sich mit Waldstücken ab, in denen Spechte die Kiefern bearbeiten und die Sonne durch die Äste flirrt.

Das Besondere ist aber, dass sich die malerische Natur zwischen Jüterbog, Luckenwalde, Baruth und Dahme in Brandenburg nicht nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad, sondern auch hervorragend auf acht Rollen, nämlich Inline-Skates, erkunden und genießen lässt. Und das durchaus bei einem spontanen Tagesausflug, denn man ist aus dem Süden Sachsen-Anhalts nach etwa anderthalb bis zwei Stunden Autofahrt dort. Dort, das ist das „Fläming-Skate“ genannte Rundwege-Netz, das die Landschaft auf rund 230 Kilometern durchzieht.

„Es sind ganz normale, öffentliche Radwege, die aber über speziellen Asphalt verfügen, der besonders für Inline-Skates geeignet ist“, erklärt Erik Scheidler, Tourismus-Sachgebietsleiter beim Landkreis Teltow-Fläming. Das macht die Nutzung unkompliziert: kein Eintritt, keine Öffnungszeiten, sondern einfach einen der vielen Parkplätze an den Strecken anfahren, Inline-Skates anziehen, Helm aufsetzen, Knie-, Handgelenk- und Ellenbogenschützer anlegen - und schon kann es losgehen.

Den speziellen Asphalt zu verwenden und damit ganz konkret Inline-Skater als Zielgruppe anzusprechen, sei die Idee des damaligen Landrates gewesen, sagt Scheidler, und hat den Fläming-Skate mittlerweile nach Angaben des Landkreises zu „Europas Skate-Region“ gemacht. Selbst Hotellerie und Gastronomie haben sich auf die Inline-Skater eingestellt. So entstand in Petkus Europas erstes Skate-Hotel, das über eine Rampe verfügt, so dass man nicht einmal die Skates ausziehen muss. Auch andere Einrichtungen wie der Erlebnishof Werder sind direkt auf Rollen zugänglich. „Für unsere Region war das definitiv ein Coup und hat viel verändert“, sagt Scheidlers Kollegin Marlen Hundrieser. Und sie erzählt, dass extra für den Fläming-Skate ein neues offizielles Verkehrsschild geschaffen wurde: eines, das Autofahrer an Kreuzungspunkten von Straßen und Wegenetz warnt, dass hier Inline-Skater die Straße queren.

Tatsächlich: Es rollt sich äußerst angenehm, irgendwie leicht. Nicht nur, weil die Wege zwischen zwei bis drei Metern breit und die Strecken an Kreuzungen bestens ausgeschildert sind, sondern auch, weil sie mehrfach in der Woche gesäubert werden. Denn was für Radfahrer kaum der Rede wert ist, kann für Inline-Skater zur gefährlichen Stolperfalle werden: wenn sich Steinchen oder Zweige zwischen den Rollen verkanten.

Im Jahr 2000 hat der Bau begonnen, 2001 wurde der erste Streckenabschnitt offiziell eingeweiht, erzählt Hundrieser, die selbst begeisterte Speedskaterin ist, also auf acht besonders großen Rollen unterwegs ist. Damit könne man auf der Geraden schon einmal bis zu 60 Kilometer pro Stunde schaffen, sagt sie.

Zum Sport gemausert

Speedskating hat sich deutschlandweit zum Sport gemausert, in dem regelmäßig auch Meisterschaften oder Extra-Wettkämpfe bei Marathons stattfinden. Eine aktive Läuferin, die regelmäßig auf dem Fläming-Skate trainiert, ist die zehn Jahre alte Michelle Lebahn. Seit sie vier Jahre alt ist, stehe sie auf Speedskates, sei mit dem Sport aufgewachsen, erzählt sie. „Manchmal fahre ich die 40-Kilometer-Strecke“, berichtet sie stolz. Ihre Mutter Doreen Lebahn bleibt hingegen lieber auf den normalen Inline-Skates.

Laut Helmut Hilsenbeck vom Deutschen Rollsport- und Inline-Verband (DRIV) sind knapp 35.000 Inline-Skater, Speedskater und Rollschuhfahrer in 580 Vereinen organisiert. Einige dieser Vereine, wie der Speedskating-Verein Dessau, veranstalten ihre Trainingslager auch gerne auf dem Fläming-Skate, erzählt Marlen Hundrieser. Und: „Speedteams aus Stockholm und London kommen ebenfalls hierher und bleiben eine Woche“, sagt sie. Das liegt auch daran, dass es neben den öffentlichen Strecken eine Skate-Arena gibt - entstanden aus einem Reitstadion. Diese ist allerdings nicht regulär geöffnet. „Aber wir schließen auch für eine Person auf, die dort fahren möchte“, sagt Marlen Hundrieser.

Die Arena wird besonders gern auch von Fahrern genutzt, bei denen die Rollen nicht hintereinander, sondern klassisch paarweise angeordnet sind: Rollschuhfahrern! Und nicht irgendwelchen: Kunstläufer, DDR-Meister und Mitglieder der DDR-Nationalmannschaft im Rollschnelllauf kommen regelmäßig nach Jüterbog - so wie Klaus-Dieter Gutschmidt aus Velten, den 100 Kilometer Anreise nicht abhalten, viele Wochenenden auf acht Rollen im Fläming zu verbringen. „Man ist in der Natur, hat wechselnde Landschaften, kann die Kurse mal links herum, mal rechts herum fahren. Es wird nie langweilig“, sagt er. Und er werde oft auf seine Rollschuhe, mittlerweile unter dem Begriff „Quads“ bekannt, angesprochen. „Ich habe den Eindruck, dass es wieder mehr werden, die damit fahren wollen“, sagt er. Ein „Trend“, den Helmut Hilsenbeck vom DRIV so nicht erkennen kann. „Die Nachfrage gibt es ab und zu, aber es ist kein Boom“, sagt er. Obwohl Touristen aus allen Bundesländern oder gar aus dem Ausland in die Region reisen, zwei Drittel von ihnen extra wegen des Fläming-Skates, teilt Klaus-Dieter Gutschmidt die Ansicht vieler Nutzer des Streckennetzes: „Es verläuft sich.“

Der Eindruck bestätigt sich auf der Strecke. Hier mal ein paar Radfahrer, dann lange nur man selbst und die Natur, zwischendurch mal ein einzelner Speedskater oder eine Familie - die Eltern auf Skates, das Kind auf dem Fahrrad. Für jedes Fahrniveau gibt es passende Strecken: Für Familien und Anfänger ebenso wie für geübte Fahrer. Und selbst wenn man für den Anfang „nur“ den beliebten Rundkurs 2 mit zwölf Kilometern absolviert: Es macht einen Heidenspaß!

Mehr zum Fläming-Skate unter: www.flaeming-skate.de

Dieses Verkehrsschild wurde extra für den „Fläming-Skate“ entwickelt.
Dieses Verkehrsschild wurde extra für den „Fläming-Skate“ entwickelt.
Andreas Stedtler Lizenz
Fläming-Skate-Strecken
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