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Initiative der Universität Halle Initiative der Universität Halle: Juristen gegen Fremdenangst

Von Felix Knothe 18.12.2014, 19:50
Kathleen Neundorf
Kathleen Neundorf Kison Lizenz

Halle (Saale) - Bürgerunmut mit Sachargumenten entgegentreten - so einfach es klingt, so schwierig ist die Aufgabe, die sich Mitarbeiter und Studierende der juristischen Fakultät der Uni Halle gestellt haben. Abseits ihres Pflichtprogramms an Vorlesungen und Seminaren treffen sich seit einigen Monaten rund 30 von ihnen ehrenamtlich, um einerseits Flüchtlinge in rechtlichen Fragen zu unterstützen, andererseits die Vorträge vorzubereiten und zu halten, von denen einer jetzt in Hettstedt für Irritationen gesorgt hat.

Was dürfen Flüchtlinge in Deutschland, wie sind sie materiell ausgestattet, wie ist die europäische Rechtslage - „wir können unseren Beitrag leisten, um die Diskussion hier in der Region zu versachlichen“, sagt Kathleen Neundorf. Sie leitet als Mitarbeiterin der Juristischen Fakultät gemeinsam mit Carsten Hörich das Projekt. „Eigentlich soll es vor allem den Studierenden etwas für ihr Studium bringen“, sagt Hörich. Doch gerade ist der gesellschaftliche Effekt, den das Projekt erzielt, wohl ebenso wichtig, gerade in Zeiten, in denen Ressentiments und Vorurteile aufbrechen. „Es kursieren so viele falsche Informationen. Als Jurist kann man die einfach nicht in der Welt stehen lassen“, sagt Neundorf.

Die Vorträge halten ausschließlich Studentinnen und Studenten, wie die 20-jährige Betül Milik. Die aus Braunschweig stammende Enkelin von Gastarbeitern studiert seit einigen Semestern in Halle Jura. In Hettstedt begann sie den Vortrag mit ihrer eigenen Familiengeschichte. „Meine Geschichte dort zu erzählen, war für mich auch eine emotionale Angelegenheit. Und die Leute mussten zuhören, meine Geschichte ist jetzt in ihrem Kopf. Ich wollte ihnen eine Perspektive zeigen, die viele hier in Sachsen-Anhalt bisher vielleicht nicht kennen.“

Das Motto „informieren um zu integrieren“ prägt auch die andere Säule des Projekts. Die Studierenden bearbeiten anonymisierte Fälle von sachsen-anhaltischen Asylbewerbern, die in der Praxis der Migrantenberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes auftauchen: zum Beispiel Fragen zum Familiennachzug. Und sie gehen auch direkt in Flüchtlingsunterkünfte - denn Aufklärung sei der Schlüssel.