Hund und Katze im Getümmel Hund und Katze im Getümmel: Ein Gutachten zur Katzen-Jagd

Langenstein/Magdeburg - Hat ein Ungarischer Vorstehhund auf der Jagd nach einer Katze, die sich auf ein Auto flüchtete, einen Schaden von insgesamt mehr als 10 000 Euro verursacht? Diese Frage bleibt vorerst weiter offen. Die 10. Zivilkammer des Landgerichts Magdeburg ordnete am Mittwoch an, dass ein Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen eingeholt werden soll. Liegt dieses vor, wird der Prozess fortgesetzt.
Eine Autobesitzerin hatte behauptet, dass ein Magyar Vizsla auf der Hatz nach einer Katze ihren silbermetallic-farbenen Audi zerkratzt hat. Die ihr entstandenen Kosten - für die Lackreparatur und einen Leihwagen - bezifferte sie auf 10 000 Euro. Die Hundebesitzerin und ihre Haftpflichtversicherung zweifeln aber an, dass der Hund tatsächlich alle Schäden verursacht hat. So beschäftigt der Fall, der sich bereits im August 2012 auf dem Gelände einer Autowerkstatt in Langenstein ereignete, nun die Justiz: Bei einem ersten Gerichtstermin im Februar 2013 wurde die Klage abgewiesen, weil die Autobesitzerin ohne Anwalt vor Gericht erschien. Sie legte Widerspruch ein. Im April vergangenen Jahres kam der Fall erneut vor Gericht. Das entschied unter anderem, das Zeugen gehört werden sollten.
„Wie ein Wilder lossprang“
Das geschah Ende Oktober dieses Jahres. Hier schilderte der damalige Inhaber der Autowerkstatt noch einmal plastisch das Geschehen. Wie er berichtete, war der 22 Kilogramm schwere Hund mit einer Schulterhöhe von 60 Zentimetern an einem Liegestuhl angebunden, als er plötzlich „wie ein Wilder lossprang“. Der Hund sei einer Katze nachgejagt, die sich mit einem Sprung auf das Dach des Audi in Sicherheit gebracht habe. Der Hund habe zunächst versucht, ebenfalls auf das Dach des Kombis zu springen, das aber nicht geschafft. Daraufhin sei er, immer wieder an dem Fahrzeug hochspringend, an dem Auto entlanggerannt, so der Zeuge. „Er hat es unentwegt probiert.“
Der Magyar Vizsla gehört zu den Jagdgebrauchshunden. Muskulös, aber schmal, wird der Ungarische Vorstehhund als schnelle, ausdauernde Rasse beschrieben, zu deren artgerechter Beschäftigung auch das Jagen gehört.
Die Rasse entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Laut Wikipedia hatten die Magyaren (Ungarn) einen solchen Hundetyp bereits aus Asien mitgebracht, als sie im 9. und 10. Jahrhundert das Karpatenbecken besiedelten. Doch diese Vorfahren verschwanden mehr und mehr, als andere Rassen in Mode kamen. Um 1920 besann man sich auf den alten Jagdhundtyp; die „Ungarische Vizsla-Züchtervereinigung“, die diesen Hund züchterisch betreut, wurde gegründet. Die Rassebestände gelten heute als gesichert.
Ungarische Vorstehhunde sind menschenfreundlich, sensibel und sehr lernwillig. Bei der Jagd werden die Tiere universell eingesetzt. Rüden werden bis zu 64, Hündinnen bis zu 60 Zentimeter hoch. Die Fellfarbe des kurzhaarigen Magyar Vizsla umfasst alle Nuancen von Semmelgelb bis Dunkelgold; die Farbe der Augen ist an die Fellfarbe angepasst. (pek)
Mit der bisherigen Beweisaufnahme und der Aussage des Zeugen geht das Gericht davon aus, dass die Autobesitzerin darlegen konnte, dass der Hund Kratzer an ihrem Fahrzeug verursacht haben kann, sagte Christian Löffler, Sprecher des Landgerichts. Die Versicherung der Hundehalterin zweifelt das weiter an. „Jetzt muss geklärt werden, ob die Schäden tatsächlich zusammenpassen, welche und wie viele Kratzer der Hund verursacht hat“, so Löffler. Das soll über das Gutachten erfolgen. Das Angebot der Versicherung der Hundehalterin, ein solches erstellen zu lassen, liegt bereits seit 2013 vor. Das Gericht musste jedoch zuerst die Zeugen hören, ehe es ein Gutachten anordnet, erläuterte der Gerichtssprecher. Die Hundehalterin wird auch zunächst die Kosten tragen müssen.
Der Audi ist übrigens längst repariert. So wird sich der Gerichtssachverständige auf Fotos stützen müssen. Solche gibt es auch in einem Privatgutachten, mit welchem eingeschätzt wurde, wie viel die Reparatur kosten könnte. (mz)

