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Hosena in Brandenburg Hosena in Brandenburg: Aufklärung des Zugunglücks zieht sich hin

25.07.2013, 05:48
Die bei dem Zusammenstoß zweier Güterzüge bei Hosena (Brandenburg) beschädigte Lokomotive wird am 30. August 2012 auf einem Tieflader zum Abtransport vorbereitet
Die bei dem Zusammenstoß zweier Güterzüge bei Hosena (Brandenburg) beschädigte Lokomotive wird am 30. August 2012 auf einem Tieflader zum Abtransport vorbereitet Archiv/dpa Lizenz

Hosena/dpa - Die Erinnerung an den Bahnunfall vor einem Jahr mit einem Toten ist im südbrandenburgischen Hosena noch lebendig. Ortsvorsteher Hagen Schuster kann wie viele andere Einwohner den heißen Sommertag des 26. Juli 2012 nicht vergessen. Ein lauter Knall zerriss damals die abendliche Stille in dem Senftenberger Ortsteil. „Danach folgte ein Geräusch, das sich wie ein Donnergrollen anhörte“, erzählt Schuster.

Am Verkehrsknotenpunkt Hosena (Oberspreewald-Lausitz), wo Züge aus Dresden, Berlin und Leipzig rollen, waren zwei Güterzüge kollidiert. Ein mit 3000 Tonnen Schotter beladener Zug kracht auf einer Weiche in die Flanke eines Güterzuges. Durch den Aufprall stürzen eine Lok sowie 30 Waggons um und verkeilen sich ineinander. Ein Waggon walzt ein Stellwerk neben der Bahnstrecke nieder, dort stirbt ein 54-Jähriger Wärter in den Trümmern. Der Lokführer des Schotterzuges wird schwer verletzt, der andere erleidet einen Schock.

Inzwischen rollt der Bahnverkehr an der Unglücksstelle nach wochenlangen Aufräum- und Reparaturarbeiten schon lange wieder. Aber der Wiederaufbau des Stellwerkes zieht sich hin. Auch die Frage der Schuld ist noch nicht abschließend geklärt, die Ermittlungen dauern.
Zum Zeitpunkt des Unglücks waren beide verletzten Eisenbahner bei der privaten ITL Eisenbahngesellschaft beschäftigt, ein Unternehmen der Captrain Deutschland GmbH. Wie es ihnen geht und was sie jetzt machen, darüber hüllt sich das Unternehmen in Schweigen. „Wir möchten die Persönlichkeitsrechte schützen“, sagt eine Sprecherin in Berlin.

Die Deutsche Bahn geht an ihren Bahnhofsanlagen in Hosena von einem Millionenschaden in zweistelliger Höhe aus. So mussten mehrere hundert Meter Gleise, Weichen sowie 3,5 Kilometer Oberleitungen, Signale und Telekommunikationsanlagen erneuert werden. Die Bahn will für den Schaden den Unfallverursacher zur Kasse bitten. Wer dies aber ist, weiß auch ein Jahr nach der Katastrophe noch niemand.

Fest steht bisher, dass der Schotterzug vor der Weiche im Bahnhof nicht zum Stehen kam, obwohl der Lokführer die Bremse betätigte. Zur Ursache wird immer noch ermittelt, erklärt das Eisenbahnbundesamt in Bonn. „Im Fokus liegen derzeit die betrieblichen Abläufe“, sagt Moritz Huckebrink von der Pressestelle des Bundesamtes.
Auch die zuständige Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt noch. Bisher wurden die Lokführer und Zeugen vernommen. Aber Anklage gegen den Lokführer des Schotterzuges sei noch nicht erhoben worden. „Wir warten noch auf ein Eisenbahngutachten“, berichtet ein Sprecher. Erst wenn das vorliegt, werde entschieden, ob Anklage wegen fahrlässiger Tötung und wegen fahrlässigen Eingriffs in den Bahnverkehr erhoben wird.

Bis zur völligen Wiederherstellung des Bahnbetriebs in Hosena vergeht mindestens noch ein Jahr. Denn erst nach der Inbetriebnahme eines neuen Stellwerkes können die Züge wieder ohne Einschränkungen rollen. „Die sonst üblichen Planung- und Bauzeiten von mehr als fünf Jahren sollen auf nur zwei Jahre verkürzt werden“, erklärt die Deutsche Bahn. Ende 2014 soll das Ersatzstellwerk stehen. Dann können die Weichen in Hosena aus dem 19 Kilometer entfernten, sächsischen Hoyerswerda per Fernsteuerung bedient werden.